100 Fondsklassiker DWS Concept Kaldemorgen: Einfach erfolgreich
Wie verdient man als Fondsmanager in Phasen steigender Zinsen Geld? Ganz einfach: Man drückt die Duration der im Portfolio gehaltenen Anleihen ins Minus, dann klingelt fortan bei jedem Zinsschritt
von Fed oder EZB die Kasse.
Risikosteuerung nach allen Regeln der Kunst
So simpel, wie es klingt, ist es natürlich bei einem nach allen Regeln der Risikosteuerung austarierten Multi-Asset-Fonds wie dem DWS Kaldemorgen (ISIN: LU0599946893) nicht. Oder zumindest nicht ganz. Trotzdem haben Klaus Kaldemorgen und Christoph Schmidt, die den rund 14 Milliarden Euro schweren Klassiker gleichberechtigt verwalten, ihre Anleger im vergangenen Jahr unter anderem mit dieser Strategie vor einem größeren Minus bewahrt: Ende Dezember 2022 notierte der Anteilspreis lediglich 4,8 Prozent niedriger als Anfang Januar.
Der maximale Verlust innerhalb des Kalenderjahres blieb ebenso unter 10 Prozent wie die Volatilität – beides ein erklärtes und bis auf eine Ausnahme nie verfehltes Ziel, seit die DWS den nach ihrem langjährigen Geschäftsführer benannten und auf dessen Vorstellungen zugeschnittenen Fonds im Mai 2011 aus der Taufe hob.
Erfolgsfaktor Management-Team
Eigentlich wollte Starfondsmanager Kaldemorgen, der im September seinen 70. Geburtstag feiert, den neuerlichen Kraftakt gar nicht mehr an vorderster Front mitgestalten: Sein Vertrag mit der DWS lief im
April 2021 nach 39 Jahren Betriebszugehörigkeit aus. Er hat dann doch noch einmal verlängert, mit der Ansage, rechtzeitig Bescheid zu geben, sollte er die Lust an seiner Arbeit verlieren. Dass dies nach wie
vor nicht der Fall ist, hat augenscheinlich auch mit der Chemie innerhalb des von ihm aufgebauten Multi-Asset-Teams zu tun, dem neben Schmidt noch Henning Potstada und Thomas Graby sowie vier weitere
Analysten und Risikomanager angehören.
Nach außen indes tritt statt Kaldemorgen mehr und mehr Schmidt in den Vordergrund. Der 1981 in Dresden geborene Betriebswirt ist von Beginn an dabei und leitet das Team inzwischen offiziell.
„Die von uns umgesetzte Short-Duration-Position hat auch geholfen, die Auswirkungen steigender Zinsen auf zinssensitive Teile unseres Aktienportfolios abzumildern“, knüpft er an die aus seiner Sicht
wichtigste Portfolio-Entscheidung des vergangenen Jahres an. Eine ordentliche Portion Gold sowie auf der Aktienseite die Übergewichtung defensiver Sektoren wie Infrastruktur, Telekommunikation und Gesundheit taten ein Übriges.
Gelunges Timing der Aktien-Investments
Die Aktien von Deutsche Telekom und Eon gehören nach wie vor zu den größten Positionen des DWS Kaldemorgen. Mittlerweile hält Schmidt aber auch den Technologie-Sektor wieder für aussichtsreich. „Hier konzentrieren wir uns auf die großen Unternehmen, deren strukturelle Wachstumsperspektiven weiterhin intakt sind und die mit starker Kostendisziplin in der Lage sein sollten, den Rückgang ihrer Gewinnmargen zu begrenzen“, erläutert er.
Als Profiteure steigender Zinsen seien zudem Banken wie BNP Paribas, ING oder JP Morgan Chase interessant. Zyklische Titel aus dem Energie-, Rohstoff- und Konsumbereich meiden Schmidt und Kaldemorgen demgegenüber eher – sehen sie doch die Gefahr einer Rezession keineswegs als gebannt.
Aus genau diesem Grund hat das DWS-Duo auch seit Jahresbeginn die Trennung gegenüber dem Rentenanteil leicht zurückgefahren. Dafür ist der Anteil an Unternehmensanleihen gestiegen, wobei der Fokus auf Euro-Titeln mit guter Bonität und relativ kurzer Laufzeit liegt. In den USA erwarten Schmidt und Kaldemorgen übrigens über kurz oder lang wieder sinkende Zinsen. Wie sie davon profitieren wollen? Natürlich mit einer Long-Position auf US-Staatsanleihen. Merke: Fondsmanagement ist zwar alles andere als trivial. Mit einfachen Ideen den Erfolg zu suchen, hat jedoch noch nie geschadet.
Hier geht es zu allen 100 Fondsklassikern.