Fondsklassiker und die Corona-Krise Wenn aus dem V eine umgekehrte Quadratwurzel wird

Brückner zufolge resultieren die Verluste zum großen Teil aus einer „historisch bislang einmaligen Funktionsstörung“ im Segment der Dividenden-Futures. Diese speziellen Derivate bilden die Wahrscheinlichkeit ab, dass Unternehmen eine im Verhältnis zu ihrem Gewinn angemessene Dividende zahlen. Ein Marktbereich, der in den vergangenen zehn Jahren durch auffallend niedrige Schwankungen gekennzeichnet war – und durch die Corona-Pandemie völlig aus dem Lot geriet.

„Weil die EZB und andere Behörden dazu aufgerufen hatten, selbst bereits verdiente und angekündigte Dividenden zurückzuhalten oder gar nicht auszuzahlen, brachen die Futures je nach Land und Laufzeit um 40 bis 60 Prozent ein“, berichtet Brückner. Das habe sämtliche der im Vorfeld für seinen Fonds kalkulierten Worst-Case-Szenarien übertroffen.

Einen Teil der erlittenen Verluste hat Brückner abgeschrieben, bei anderen Positionen sieht er dagegen durchaus die Chance auf eine mittelfristige Erholung. An manchen Stellen habe die Krise zudem neue Möglichkeiten eröffnet, etwa bei japanischen Dividenden-Futures.

Auch von der seit März noch einmal größer gewordenen Bewertungs-Schere zwischen Wachstums- und Substanzaktien will Brückner bei einem Trendwechsel profitieren. „In der Vergangenheit waren es häufig große Marktkrisen, die einen solchen Umschwung eingeläutet haben“, macht er investierten Anlegern Mut. Weitere künftige Renditequellen sieht er in der Fehlbewertung von Nebenwerten, im Segment der Firmenübernahmen und bei einigen unter Wert gehandelten Schwellenländerwährungen wie der Türkischen Lira und dem Südafrikanischen Rand.

Keine schlechten Aussichten, gewiss. Bis im Chart des First Private Wealth aus dem rechts verkümmerten V eine echte Quadratwurzel mit deutlich höheren Notierungen als im Februar 2020 wird, dürften freilich noch etliche Monate ins Land gehen.