Zwischenzeugnis Fondsklassiker – wo es rund läuft und wer zuletzt schwächelte
Es ist ein Trauerspiel, das sich offenbar immer weniger Anleger antun wollen. Seit Mitte 2017 schon hinkt der Templeton Global Total Return (ISIN: LU0170475312) vergleichbaren, im Freistil gemanagten Rentenfonds hinterher. Lag das Minus 2020 bei 14,3 Prozent, könnte in diesem Kalenderjahr mit etwas Glück immerhin ein winziges Plus hängen bleiben.
Definitiv negativ fällt dafür abermals die Bilanz der Zu- und Abflüsse aus: Zwischen Januar und Oktober 2021 verlor Fondsmanager Michael Hasenstab der Rating-Agentur Morningstar zufolge netto 1,6 Milliarden Euro und verwaltet damit nur noch 4 Milliarden Euro. In der Spitze waren es einmal 28 Milliarden Euro. Morningstar-Analyst Patrick Ge warnte kürzlich sogar vor möglichen Liquiditätsengpässen, sollten Hasenstabs Wetten in der Summe weiter nicht aufgehen und die Rückflüsse anhalten.
So schlimm muss es nicht kommen – zumal Hasenstabs Strategie, die Laufzeiten extrem kurz zu halten und fundamental starke Währungen wie Singapur-Dollar oder Norwegische Krone gegenüber Euro und US-Dollar zu bevorzugen, im aktuellen Nullzins-Umfeld durchaus vernünftig erscheint. Gleichwohl ist der Templeton Global Total Return geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie eine schwächelnde Performance bei gleichzeitig starken Mittelrückflüssen langjährig erfolgreiche Top-Seller in eine quälend lange Abwärtsspirale drücken kann.
Andere Schwergewichte unter den 100 Fondsklassikern von DAS INVESTMENT haben in der Vergangenheit eine ähnliche Entwicklung durchgemacht – und mit dem Carmignac Patrimoine (FR0010135103), dem Comgest Growth Emerging Markets (IE0033535182) und dem Nordea Stable Return (LU0227384020) scheinen gleich drei von ihnen trotz kräftiger Volumenseinbußen noch nicht über den Berg: Die für 2021 ausgewiesene Performance ist im Konkurrenzvergleich eher mau, und die Kapitalflucht hält an. Gleiches gilt für den DWS Top Dividende (DE0009848119, minus 1,4 Milliarden Euro).
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Hierhin strömten die Anleger
Doch es gibt auch Gegenbeispiele. Allen voran den Flossbach von Storch Multi Opportunities (LU0323578657): Dort sammelte Fondsmanager Bert Flossbach 2021 netto gut 2,3 Milliarden Euro neu ein, er verwaltet mittlerweile 25,5 Milliarden Euro. Oder den Acatis Gané Value Event (DE000A0X7541), der Ende Oktober 6,4 Milliarden Euro schwer war und mit einem Netto-Zufluss von knapp einer Milliarde Euro prozentual sogar noch stärker gewachsen ist. Anders als die Gané-Manager Henrik Muhle und Uwe Rathausky blieb Flossbach 2021 zwar hinter seiner Vergleichsgruppe zurück. Mit einem Plus von knapp 12,2 Prozent per 22. November dürfte er die meisten seiner auf Risikobegrenzung bedachten Kunden dennoch zufriedengestellt haben.
Zwei Fondsklassiker fallen in der aktuellen Analyse besonders auf. Zum einen der auf deutsche Aktien spezialisierte, nur knapp 300 Millionen Euro schwere DWS Concept Platow (LU1865032954): Dort gab es bis Ende Oktober trotz abermals sehr guter Wertentwicklung netto leichte Abflüsse von 10 Millionen Euro.
Zum anderen der Magna New Frontiers (IE00B68FF474), der 2021 in puncto Performance allen anderen Fondsklassikern die Rücklichter zeigte (siehe Chart). Mit 73 Millionen Euro fallen die Zuflüsse dort relativ moderat aus – was Fondsmanager Stefan Böttcher nur recht ist. Der in eher illiquiden Grenzmärkten wie Vietnam oder Kasachstan aktive Fonds verträgt kein Milliarden-Portfolio. Sollte das Volumen (aktuell: 504 Millionen Euro) die Marke von 700 Millionen Euro überschreiten, dürfte es wie schon 2016 relativ rasch zu einem Soft Close kommen: Neue Anleger müssen dann draußen bleiben.