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  • Fondskongress 2025: 10 persönliche Erkenntnisse aus der Redaktion

Der Bedarf an persönlichem Austausch war auch in diesem Jahr groß, wie der Stand der DWS auf dem Fondskongress 2025 zeigt
Der Bedarf an persönlichem Austausch war auch in diesem Jahr groß, wie der Stand der DWS auf dem Fondskongress 2025 zeigt | Foto: DAS INVESTMENT

In Mannheims Rosengarten, wo sich alljährlich die deutsche Fondsbranche trifft, herrschte dieser Tage eine seltsame Diskrepanz: Während die Märkte von einem Rekord zum nächsten eilen, ist die Stimmung unter den Fondsprofis merklich verhaltener. Die Redaktion von DAS INVESTMENT hat mit Portfoliomanagern, Produktexperten und Finanzberatern gesprochen und dabei zehn aufschlussreiche Beobachtungen gemacht, die erklären, warum die Branche trotz der Börseneuphorie hadert.

1. Private Markets: Wichtig, aber (noch) nicht im Beraterfokus

Von Christoph Fröhlich

Private Markets sind längst kein Nischenthema mehr – ihr Stellenwert wächst stetig, sowohl in der Kapitalanlage als auch in der Berichterstattung. Deshalb hat es mich überrascht, dass das Thema auf dem Fondskongress eher im Hintergrund blieb. Zwar haben einige große Player wie Natixis IM oder Allianz Global Investors ihre Private-Markets-Strategien sichtbar an den Ständen in den Vordergrund gerückt, doch insgesamt war die Präsenz zurückhaltender als erwartet. Das steht im Kontrast zum Momentum, das dieses Segment aktuell erlebt.

Ein Grund dafür dürfte in der Ausrichtung der Messe liegen: Der Fondskongress adressiert primär Finanzberater, und für viele von ihnen spielen Private Markets im Vergleich zu klassischen Anlageprodukten noch eine untergeordnete Rolle. Hier fehlt es vielfach noch an Wissen und Überzeugung, obwohl die Bedeutung dieser Anlageklasse unbestritten ist. Auf Veranstaltungen mit stärkerem Private-Banking-Fokus sieht das ganz anders aus – dort gehören Alternative Investments längst zum festen Repertoire. Damit sich Private Markets auch im breiteren Beratermarkt etablieren, wird es noch viel Aufklärungsarbeit brauchen.

2. ESG: Das Ende der grünen Welle

Von Christoph Fröhlich

Vor fünf Jahren war Nachhaltigkeit das dominierende Thema der Investmentbranche. Anbieter überboten sich mit ESG-Strategien, grüne Blätter schmückten Fondsbroschüren, und fast jedes Unternehmen behauptete, dass ESG tief in seiner DNA verankert sei. Heute sieht das Bild völlig anders aus. In Mannheim war von der einstigen Euphorie wenig zu spüren. Einige Anbieter streichen das Wort „Nachhaltigkeit" aus Fondsbeschreibungen, ESG-Spezialisten klagen hinter vorgehaltener Hand über mangelndes Momentum, und generell scheint das Thema vielen Marktteilnehmern eher unangenehm zu sein.

Diese Entwicklung hat mehrere Ursachen. Einerseits kämpfen Finanzberater mit der wachsenden ESG-Regulatorik, die ihnen den Alltag eher verkompliziert als erleichtert. Andererseits spiegelt sich in der Investmentwelt ein breiterer gesellschaftlicher Stimmungswandel wider. In den USA deutet sich unter Trump eine Rückkehr zum Öl an, auch die großen Wokeness-Debatten sind spürbar abgeflaut. All das schlägt sich nun in der Positionierung von Investmentprodukten nieder. Nachhaltigkeit spielt noch eine Rolle, im breiten Markt ist ESG derzeit jedoch auf dem Rückzug.

 

3. Kein Kinderspiel: Gaming-Branche als Investment immer gefragter

Von Birte Penshorn 

Lange nicht im Fokus hat sich mit der Corona-Pandemie für viele Asset Manager ein neuer Investment-Zweig erschlossen, der nun immer mehr in den Fokus rückt: die Gaming-Branche.

Kein Wunder: Wird der weltweite Gaming-Markt doch auf rund 272 Milliarden US-Dollar geschätzt. Und Prognosen zufolge ist bis 2029 mit einer Steigerung auf 426 Milliarden US-Dollar zu rechnen. Vaneck hat sogar einen eigenen ETF zu dem Thema, der äußerst erfolgreich läuft (+150 Prozent über fünf Jahre). Und Columbia Threadneedle investiert beispielsweise in das Unternehmen Games Workshop, die Eigentümer und Produzent der Warhammer-Serie sind.

Die Aussichten dürften hier ebenfalls gut sein: Soll Warhammer 40K doch mit Henry Cavill („Superman") in der Hauptrolle verfilmt werden.

4. Aufholjagd der Small und Mid Caps beginnt

Von Birte Penshorn 

Small und Mid Caps aus Europa hatten es in den vergangenen drei Jahren besonders schwer und wurden noch mehr abgestraft als ihre US-Pendants. Doch nun könnte sich das Blatt wenden. Die sinkenden Zinsen in Europa tragen auf der einen Seite dazu bei. Die Rückkehr zum Nearshoring und kürzeren Lieferketten dürfte ebenfalls zu einer positiven Entwicklung von Small und Mid Caps beitragen – in den USA noch besonders gefördert durch die America-First-Politik von Donald Trump.

Ebenfalls Einfluss nehmen dürfte der Deepseek-Schock dieser Woche. Denn in der Large-Cap-Allokation dominieren die Technologieunternehmen. So manch einer könnte feststellen, dass eine Konzentration darauf doch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist. Und mit Small und Mid Caps für Diversifikation sorgen wollen – denn diese sind stärker in den Bereichen Grundstoffe und Industriewerte.

5. USA und Europa: Getöse und Gelassenheit

Von Iris Bülow 

Aus den USA kommt mit Antritt von Donald Trump aktuell viel Getöse, und man kann der Eindruck gewinnen, dass alle Welt wie das Kaninchen vor der Schlange erstarrt, Europa inklusive. Speziell Investoren sehen die Situation allerdings neutraler, und das war auch auf dem Fondskongress spürbar.

Man sollte nicht alles, was Trump so von sich gibt, wortwörtlich nehmen, sollte den USA aber in einigen großen Fragen durchaus entgegenkommen, hieß es hier und dort. Zum Beispiel mit Blick auf eine engere Energiepartnerschaft oder weitere Verteidigungsausgaben. Denn so sehr zuletzt aller Fokus auf den USA lag: Europa steht gar nicht so übel da. Die Unternehmen haben mit den wieder sinkenden Zinsen auch gute Rahmenbedingungen.

Also forza und Kopf hoch, liebe Europäer!

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6. Externe Investoren am deutschen Finanzmarkt

Von Iris Bülow  

Immer mehr Private-Equity-Investoren, aber auch spezialisierte Finanzkonzerne streben aktuell von außen auf den deutschen Finanzmarkt, namentlich im Bereich der Maklerpools, aber auch bei Depotbanken. Vielfalt geht zurück, Abhängigkeiten steigen. Dabei erscheint es erstaunlich, wie sicher die hiesigen Beteiligten sich selbst im Sattel sitzen sehen – und wie wenig offenbar über die Langfrist-Entwicklung nach dem ersten Geldsegen nachgedacht wird.

Da die Sache gerade erst Fahrt aufnimmt, ist es sozusagen eine Operation am offenen Herzen. Wie die heute betroffenen Unternehmen in fünf bis zehn Jahren dastehen, muss sich noch zeigen. Es bleibt spannend!

7. Anleihen-ETFs: Aktives Management erlebt Renaissance

Von Christin Jahns

Der Anleihemarkt erlebt derzeit eine bemerkenswerte Entwicklung im ETF-Segment. Während bei Aktien-ETFs das passive Tracking dominiert, setzen immer mehr Anbieter bei Anleihen auf aktiv gemanagte ETF-Lösungen. Der Trend kommt nicht von ungefähr: Anders als bei Aktienindizes, wo die Gewichtung nach Marktkapitalisierung weitgehend akzeptiert ist, birgt dieses Prinzip bei Anleihen erhebliche Risiken. Schließlich würden dabei die höchstverschuldeten Emittenten automatisch das meiste Geld erhalten – eine Logik, die viele Investoren zu Recht hinterfragen.

Diese Entwicklung wird durch zwei Faktoren zusätzlich befeuert: Zum einen ist die Produktpalette bei Anleihen-ETFs noch deutlich kleiner als bei Aktien-ETFs, was Raum für Innovationen lässt. Zum anderen haben Anleihen als Diversifikationsinstrument wieder stark an Bedeutung gewonnen. Aktives Management kann hier einen entscheidenden Mehrwert bieten, etwa indem es Emittenten mit erhöhtem Ausfallrisiko frühzeitig identifiziert und nicht bis zum bitteren Ende durchschleppt.

8. Robo-Advisor bleiben Nischenprodukt

Von Christin Jahns

Trotz der fortschreitenden Digitalisierung setzen die großen Anbieter weiterhin konsequent auf persönliche Beratung als Hauptvertriebskanal. Robo-Advisor, die vor einigen Jahren noch als revolutionäre Disruption der Branche gehandelt wurden, haben sich in der Praxis vor allem als sinnvolle Ergänzung des klassischen Beratungsgeschäfts etabliert. Dies zeigt sich auch in den Produktstrategien der führenden Häuser, die digitale Lösungen zwar im Portfolio haben, aber klar als ergänzendes Angebot für bestimmte Kundengruppen positionieren.

Die Zurückhaltung gegenüber einer vollständigen Digitalisierung der Anlageberatung spiegelt dabei auch die Erfahrungen der vergangenen Jahre wider. Gerade in volatilen Marktphasen hat sich der Wert persönlicher Beratung immer wieder bewiesen. Robo-Advisor mögen für bestimmte Kundengruppen und standardisierte Anlagestrategien eine effiziente Lösung darstellen – die komplexen Bedürfnisse anspruchsvoller Anleger können sie jedoch kaum vollständig abdecken.

9. Persönlicher Austausch ist wichtiger denn je

Von Joscha Thieringer

Die Atmosphäre des Mannheimer Fondskongresses hat mich tief beeindruckt. Was in den ersten Monaten bei DAS INVESTMENT nur Namen und Unternehmen waren, manifestierte sich hier in zahllosen persönlichen Begegnungen. Besonders fasziniert bin ich von der Offenheit der Gesprächspartner, auch über ihre persönlichen Karrierewege zu sprechen.

In meinen Interviews mit Portfoliomanagern und Investmentchefs spürte ich eine regelrechte Freude, wenn wir über prägende Entscheidungen und Wendepunkte sprachen – ein wertvoller Fundus für unser Karriereressort. Die teils beklagte hohe Besucherdichte empfand ich dabei eher als Beweis für die ungebrochene Bedeutung des persönlichen Austauschs in unserer Branche. Es hat mir gezeigt, dass weitere Veranstaltungen wie der private banking kongress noch wichtiger werden.

Die zahlreichen Einladungen zu Folgeterminen, die ich erhielt, bestärken diesen Eindruck – der Wunsch nach persönlicher Vernetzung ist ungebrochen stark.

Götz Albert (r.) und Frank Appel im Gespräch mit Joscha Thieringer von DAS INVESTMENT
Götz Albert (r.) und Frank Appel im Gespräch mit Joscha Thieringer von DAS INVESTMENT © DAS INVESTMENT

10. Aktiv-Manager: Der Legitimationsdruck wächst spürbar

Von Joscha Thieringer

In meinen Gesprächen mit aktiven Fondsmanagern wurde mir wieder einmal deutlich: Die Branche steht unter massivem Druck durch die ETF-Konkurrenz. Ich spürte bei vielen Gesprächspartnern eine wachsende Unsicherheit, wenn es darum ging, die höheren Managementgebühren zu rechtfertigen.

Die Anzeichen eines Verdrängungswettbewerbs sind nicht zu übersehen – selbst bei renommierten Häusern sind vermehrt Personalwechsel und -abbau zu beobachten. Als Journalist fällt mir besonders auf, wie sehr viele beim Thema Kommunikation hinterherhinken. Ob die zaghafte Präsenz in sozialen Medien oder das oft fehlende Storytelling in Pressemitteilungen – ich sehe hier enormen Nachholbedarf. In Zeiten, in denen Vertrauensaufbau wichtiger denn je ist, überrascht mich die kommunikative Zurückhaltung vieler Anbieter.

Mein Eindruck: Wer es nicht schafft, den Mehrwert aktiven Managements – und einen "Unique Selling Point" – überzeugend zu vermitteln, könnte im wachsenden Performancedruck schon bald ins Hintertreffen geraten.

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