Poolchef im Interview Hans-Jürgen Bretzke von Fondskonzept: „Wir sind eher die S-Klasse“
DAS INVESTMENT: Herr Bretzke, Sie sind heute wohl mit am längsten in der Poolbranche aktiv.
Hans-Jürgen Bretzke: Von den agierenden Personen her bin ich mittlerweile wahrscheinlich schon der Opa der Fondsbranche. Ähnlich lange ist wohl nur Guntram Schloß von Apella dabei.
Was ist der Kern, der Fondskonzept ausmacht?
Bretzke: Wir kommen aus dem Fondsbereich, wie unser Name schon sagt. Wobei der Poolname nicht überall ein zuverlässiger Indikator für den Schwerpunkt ist. Unser Schwerpunkt sind Investmentfonds und Vermögensverwaltung. Wir haben in den letzten Jahren auch den Versicherungsbereich extrem ausgebaut und haben seit vergangenem Jahr auch Baufinanzierung dabei – die breite Palette der Finanzdienstleistungen.
Wie verteilt sich bei Ihnen das Geschäft?
Bretzke: 80 Prozent Fonds, 10 Prozent Haftungsdach, 10 Prozent Versicherungen. Im vergangenen Jahr haben wir 114 Millionen Euro Umsatz gemacht. 10 oder 12 Millionen davon kommen jeweils aus dem Haftungsdach in Österreich und aus dem Versicherungsgeschäft, der Rest ist Fondsgeschäft.
„Sozusagen eine Software-Schmiede mit angeschlossenem Finanzdienstleister“
Wie positioniert sich Fondskonzept in Abgrenzung zu Wettbewerbern?
Bretzke: Wir legen großen Wert auf IT-Prozesse, daher haben wir ebenso viele Programmierer wie Leute im Backoffice angestellt. Andere Pools haben da und dort Programme zusammengewurschtelt. Wir haben alles selbst gemacht, auch die Bipro-Schnittstellen. So sind wir zum Beispiel nicht vom Schnittstellen-Anbieter „Zeitsprung“ abhängig, wie es bei anderen oft der Fall ist. Bei uns läuft alles voll digital. Wir sind sozusagen eine Software-Schmiede mit angeschlossenem Finanzdienstleister.
Wenn man sich unter den großen Pools umhört, behauptet eigentlich jeder, dass gerade er sich durch eine besonders moderne Technik abhebt.
Bretzke: Ja, wir legen aber seit bald 25 Jahren dort unseren Schwerpunkt. Ich höre viel von Maklern über die anderen Programme. Wenn Sie den gesamten Markt bedienen wollen, brauchen Sie ein einfaches Programm. Woanders wird vielleicht behauptet, dass es ein digitales Depoteröffnungsverfahren gibt, aber der Link führt dann vielleicht einfach zum Portal der Depotbank. Bei uns wird beispielsweise für jedes Depot automatisiert überprüft, ob das Risiko zum Anlegerprofil passt. Wenn es nicht passt, erhält der Makler eine Aufforderung, es anzupassen. Ich sage mal: Sie kommen auch mit einem Fiat 500 ans Ziel. Aber wir sind eher die S-Klasse. Das soll nicht arrogant klingen, aber unser Programm ist sehr ausgefeilt. Wir investieren circa 3 Millionen Euro im Jahr in die IT.
Wie viele Vermittler betreuen Sie?
Bretzke: Etwas über 1.000 Vermittler. Wir suchen uns unsere Klientel aus. Wir wollen keine Makler, die drei oder vier Pool-Anbindungen haben. Wichtig ist uns, dass die Makler länger bleiben und auch unser System nutzen. Wer nur zweimal pro Monat in unser System geht, muss ja immer wieder nachfragen: Wo finde ich das und jenes? Das würde meine Leute verrückt machen.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Sie hatten schon einmal deutlich mehr Partner.
Bretzke: Wir hatten schon 1.700 oder 1.800 Makler. Das haben wir dezimiert. Wir sprechen den wirklich professionellen, hauptberuflichen Investmentfondsberater, Vermögensverwalter oder Versicherungsmakler an. Am besten mit Angestellten und mit einem Vertrieb. Die, die die Technik brauchen und den Rest selbst können. Die keinen Spezialisten im Hintergrund benötigen, der ihnen sagt, welche Krankenversicherung gut ist und ihnen beim Ausfüllen von Anträgen hilft. Die meisten unserer Vermittler haben im Fondsbereich nur eine Anbindung. Im Versicherungsbereich können unsere Partner auch über uns arbeiten, sie können aber auch ihre Direktvereinbarungen in unser System einlesen. Das hat auch einen guten Grund: Wenn jemand mehrere Systeme hat, muss er seinem Endkunden auch mehrere Apps und Online-Zugänge zur Verfügung stellen. Das geht über unser Servicesystem Smart MSC einfacher.
Wie funktioniert Ihr Geschäftsmodell als Pool?
Bretzke: Wir behalten je nach Bestandsgröße einen fixen prozentualen Overhead der Courtage ein. Einige Partner haben ein Modell gewählt, bei dem wir 4 oder 5 Basispunkte auf den gesamten Kundenbestand erhalten, egal, was der Bestand enthält. Im Geschäft mit kleineren Pools oder Vertrieben berechnen wir 3 bis 4 Basispunkte. Wer im Versicherungsbereich seine Direktanbindungen über uns verwaltet, unser System quasi als Maklerverwaltungsprogramm nutzt, zahlt pro Vertrag pro Monat 10 Cent inklusive aller Bipro- Anwendungen. Wenn ein Makler allerdings über uns direkt Geschäft einreicht und wir einen Overhead haben, zahlt er natürlich nichts.
Fondskonzept hat auch ein Haftungsdach, die Finanzadmin. Es spielt in Deutschland aber kaum eine Rolle.
Bretzke: Wir sind nur in Österreich tätig. Dort aber sind wir Marktführer.
Wieso bieten Sie das Haftungsdach nicht auch in Deutschland an?
Bretzke: Weil wir das für nicht notwendig halten. In Österreich gibt es keine Gewerbeordnungserlaubnis nach 34f, in Deutschland dagegen wurde das Haftungsdach nicht Pflicht. Man kann sich damit auch viele Risiken einkaufen.