Esma-Chefökonom berichtet Fondskosten: Für Privatanleger wird es immer günstiger
Wer in Europa Fondsanteile kauft, muss für sein Investment abhängig vom Standort unterschiedlich tief in die Tasche greifen. Die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde Esma untersucht regelmäßig die Trends bei Fondskosten und Fondsperformance. Die jährlichen Studien entstehen in Zusammenarbeit mit der Versicherungsaufsicht Eiopa und der EU-Kommission.
Die Ergebnisse der jüngsten Studie stellten Esma-Chefökonom Steffen Kern und der Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI, Thomas Richter, jetzt in einem Podcast vor.
Die gute Nachricht zu Beginn: Fondsanteile werden nachweislich günstiger. Besonders deutlich lässt sich das laut Esma in den USA beobachten, wo Fonds meist höhere Volumina verwalten. Aktiv gemanagte Aktienfonds jenseits des Atlantiks sind in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt 20 Prozent günstiger geworden. In Europa immerhin 9 Prozent. Wegen des fragmentierten Vertriebsmarkts sind europäische Fonds in der Regel kleiner, daher fallen die Kosten hier stärker ins Gewicht.
Fondskosten sinken auch in Europa
Dennoch passt sich auch Europa dem Trend an: „Die Kosten gehen zurück – nicht sprunghaft, sondern graduell“, beobachtet Kern. Das lasse sich nicht nur bei den passiv geführten ETFs, sondern auch bei aktiv gemanagten Fonds beobachten. Als Grund vermutet man bei der Esma: Die Prozesse bei Auflegung, Management und Vertrieb von Fonds werden effizienter, das macht die Produkte günstiger.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Durchschnittlich 1,4 Prozent des angelegten Geldes muss ein europäischer Anleger für ein einjähriges Investment in einen aktiven Aktienfonds berappen. Dabei gibt es laut Kern von Land zu Land erhebliche Unterschiede. In teureren Märkten, etwa in Italien, liegen die Kosten bis zu 50 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Deutschland befindet sich im Mittelfeld – wobei hiesige Anleger oft auch in Fonds mit Standort Luxemburg oder Irland investieren. Besonders günstig sind Fonds dagegen in den Niederlanden.
Ob das am dort herrschenden Provisionsverbot liege, will Richter wissen. „Insgesamt kann man Zusammenhänge zwischen den Kosten und den Vertriebsmodellen sehen“, berichtet Kern. Wo Vertriebskanäle „direkt und transparent“ seien, seien auch die Fonds günstiger.
ESG-Fonds vergleichsweise günstig
Interessantes Phänomen: Die zuletzt immer zahlreicher aufgelegten Nachhaltigkeitsfonds sind laut dem Esma-Ökonom vergleichsweise günstig. Als Grund sieht Kern ihr oft noch junges Alter: Bei frisch aufgelegten Fonds machten sich die effizienteren Prozesse in Form von günstigen Kosten besonders bemerkbar.
Den Podcast gibt es hier zum Nachhören >>