LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 06.10.2016 - 17:05 Uhrin FondsLesedauer: 6 Minuten

Fondsmanager des BNY Global Real Return „Sich heute rein auf quantitative Modelle zu verlassen, ist gefährlich“

Seite 2 / 2


Das Thema Risikomanagement gewinnt immer stärker an Bedeutung, vor allem in der gegenwärtigen volatilen Marktphase. Wie begrenzen Sie in Ihrem Fonds Risiken: Haben Sie eine feste Verlustgrenze, die Ihnen signalisiert: Bis hierher und nicht weiter, jetzt wird in sichere Anlageklassen umgeschichtet?

Aron Pataki: Keine feste Grenze. Wenn wir in Sicherheit gehen, hängt das von den Empfehlungen unserer Analysten ab: Sie identifizieren ein Wert-Level, ab dem wir Sicherheit fürs Portfolio hinzukaufen. Wir haben keine Stop-Loss-Strategie auf Aktien. Uns hilft eher unser thematischer Rahmen. Unsere Analysten sagen uns, wie viel Rendite wir über die nächsten 5 Jahre erwarten können. Und wie viel Risiko wir auf uns nehmen müssen, um diese Rendite zu erwirtschaften. Momentan raten sie, das Risiko im Portfolio nicht zu stark zu erhöhen.

Gibt es bestimmte Trigger, die Sie dazu veranlassen, Risiko aus dem Portfolio herauszunehmen?

Aron Pataki: Keine Auslöser in dem Sinne a+b=c. Es ist mehr urteilsbasiert. Unsere Analyse über die zu erwartende Rendite funktioniert zwar auf quantitative Weise. Vor allem verfolgen wir aber einen urteilsbasierten Ansatz bei der Entscheidung darüber: Wie viel möchten wir in renditeträchtige Assets und wie viel in Hedging investieren.

Sie haben also keine festen Risikobudgets?

Aron Pataki: Ich würde so sagen: Unsere Analyse und Modelle geben uns eine Spanne vor. Diese Spanne sagt uns etwa, dass wir 20- oder 40-prozentige Short-Positionen auf den S&P 500 halten sollten, um das Kapital im Portfolio zu sichern. Dann würde der Portfolio-Manager sein Urteil nutzen, um den richtigen Weg zu wählen, der seine oder ihre Sicht auf die Welt wiedergibt.

Einige Profi-Investoren treffen Anlage-Entscheidungen rein nach quantitativer Analyse. Ihnen ist egal, was die Märkte machen - sie hören nur auf ihre Programme.

Aron Pataki: Ich halte das für sehr gefährlich. Auto fahren und nur in den Spiegel sehen – würden Sie so Auto fahren? Man sieht lieber geradeaus. Risikomodelle übertragen das, was in der Vergangenheit war, auf die Zukunft. Das können sie sehr gut und dafür sind sie sehr nützlich. Aber sie können keine Wendepunkte erfassen.

Die Zeit, in der wir leben, unterscheidet sich sehr stark von allem, was vorher war. Die Zentralbanken betreiben ein gigantisches geldpolitisches Experiment. Wenn wir vergangene korrelative und volatilitätsbasierte Muster zugrunde legen und damit heute das Portfolio optimieren, ist das unserer Ansicht nach gefährlich. 2007 beispielsweise haben uns unsere Risikomodelle empfohlen, westliche Finanztitel hinzuzukaufen.

Das wäre ein ungünstiger Zeitpunkt gewesen ...

Aron Pataki: Unser pragmatischer Ansatz sagte uns damals: Was gerade in der Finanzwirtschaft passiert, ist verrückt. Bloß nicht in Finanztitel investieren! Sich in der heutigen Welt rein auf quantitative Modelle zu verlassen, ist gefährlich. Die fundamentale Analyse steht für uns noch über der quantitativen Analyse. Sie hilft uns, große Drawdowns zu vermeiden.

Wie würden Sie Ihre Herangehensweise beschreiben: Setzen Sie auf Trends oder gehen Sie eher antizyklisch vor?

Aron Pataki: Wir investieren vielleicht 3 oder 5 Jahre lang in ein Unternehmen. Wir folgen keinen Trends oder Faktoren wie Momentum oder Value. Für uns ist es wichtig, im aktuellen Umfeld den Hintergrund festzulegen: Es müssen Unternehmen sein, die eine stabile Bilanz und einen soliden Cashflow vorweisen und die die Preismacht haben. Wenn wir solche Parameter festgelegt haben, suchen wir Unternehmen, die auf diese Faktoren passen.

Welche Rendite streben Sie im BNY Global Real Return an?

Aron Pataki: Zielrendite ist Euribor plus 4 Prozent. Über einen rollierenden Fünfjahreszeitraum. Das hat bisher immer gut funktioniert. Es ist keine Laserpräzision. Aber über lange Zeiträume funktioniert es. Seit Fondsauflage haben wir auch in keinem Kalenderjahr Kapital verloren.

Ist das Ihr Ziel: In einem Kalenderjahr niemals unter Wasser zu liegen?

Aron Pataki: Nein, wir können das nicht für das Kalenderjahr versprechen. Wir wären aber enttäuscht, wenn wir über diesen Zeitraum keine positiven Renditen erwirtschaften würden.

Ihre Anleger wahrscheinlich auch ...

Aron Pataki: Diese Industrie kann keine Garantien geben. Wir können nur sagen: Wir hatten hier in der Vergangenheit keine Verluste. Versprechen können wir es nicht.

Welches ist momentan Ihre Lieblingsposition im Fonds?

Aron Pataki: Ich mag Gold. Das heutige Umfeld ist von Fiat-Geld geprägt. Da machen physische Anlagen Sinn. Gold - oder auch Goldminen-Aktien. Wir haben momentan etwa 6 Prozent in physisches Gold und etwa 6 Prozent Goldminen-Titel investiert.


Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion