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Fondsmanager des Carmignac Sécurité Wie macht man mit einem Anleihenfonds heute ein Plus, Herr Ney?

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 Deutsche Anleger lieben Zins-Investments. Darüber ärgern sich viele Anlage-Experten: Nur noch mit Aktieninvestments seien reale Renditen möglich, heißt es. Ihr Fonds erwirtschaftet trotz widriger Umstände Gewinne. Ist er also ein guter Ersatz für Sparkonto oder Tagesgeld?

Ney: Die meisten Banken geben die Strafzinsen, die sie selbst auf Einlagen bei der EZB zahlen müssen, zwar nicht an ihre Kunden weiter. Aber man kann sich heute schon glücklich schätzen, wenn man über 0 Prozent Zinsen erhält. Und das bei einer immer noch leichten Inflation. Da sind 0 Prozent Zinsen besonders schmerzhaft.

Mit unserem Fonds konnten wir dagegen auch im Niedrigzinsumfeld Rendite erwirtschaften – und das bei geringer Volatilität und nur moderaten Draw Downs. Der Fonds ist eine gute Alternative für Anleger, die nur wenig ins Risiko gehen wollen.

Besonders 2016 hatte der Fonds außerordentlich hohe Mittelzuflüsse. Wie erklären Sie sich das?

Ney: Wir haben bereits einen 28-jährigen Track Record. Wir hatten bisher in keinem Jahr einen Verlust. Der Fonds ist eine solide Marke. Viele Anleger wollten ihn in einem anspruchsvollen Marktumfeld aufgrund seiner Flexibilität nutzen. 

Es gibt viele verschiedene Produkte im Bereich der „Unconstrained Bond Funds“. Die meisten haben allerdings mehr Hochzinsemissionen und mehr Währungsrisiko im Portfolio und haben eine viel höhere Schwankungsbreite.

Sehen Sie angesichts der sehr hohen Zuflüsse bald eine Volumengrenze erreicht?

Ney: Nein, wir können noch viel Geld aufnehmen, bis wir unser Limit erreicht haben. Die Strategie ist so angelegt, dass sie sehr skalierbar ist. Unser Investmentuniversum ist, wie gesagt, sehr groß. Der beste Beweis, dass der Fonds noch nicht zu groß geworden ist: Wir erzielen nach wie vor gute Ergebnisse und lagen zuletzt vor unsere Vergleichsgruppe.

Unter Ihren Top-5-Positionen befinden sich auch italienische Staatsanleihen. Italien hat ein großes Schuldenproblem. Wie passt das zu einer Strategie, die auf niedriges Risiko setzt?

Ney: Wir haben uns gerade eben wieder in den italienischen Staatsanleihenmarkt begeben, nachdem wir uns zwei Jahre daraus zurückgezogen hatten. Der Risikoaufschlag gegenüber Deutschland hat sich sehr ausgeweitet. Im März 2015 betrug er zwischen der zehnjährigen italienischen Anleihe und der zehnjährigen Bundesanleihe nur 90 Basispunkte. Danach kamen das absolute Zinstief im Juli 2016 und das italienische Referendum. Demnächst stehen in Italien Wahlen an. Das bringt Unsicherheit mit sich. Der Spread hat sich jetzt wieder auf 200 Basispunkte ausgeweitet. 

Wir meinen aber, dass der Wachstumsausblick für Italien besser wird. Auch von politischer Seite blicken wir positiv auf Italien: Deutschland und Frankreich bemühen sich um Integration. Wir glauben daher, dass die Risikoprämien wieder sinken werden.

Wie haben Sie die Mittel im Fonds momentan verteilt?

Ney: Wir halten 60 Prozent in Unternehmensanleihen mit guter Bonität. Nur etwa zwei Prozent sind Hochzinsanleihen. 25 Prozent haben wir in Staatsanleihen investiert und 15 Prozent liegen in Liquidität und Geldmarktinstrumenten.

Wagen Sie bitte mal eine Prognose zur europäischen Geldpolitik.

Ney: Man hat ja schon langsam damit begonnen, den Umfang der Anleihenkäufe zurückfahren. Eine weitere Reduktion könnte die EZB im September ankündigen. Ich wäre nicht überrascht, wenn das QE-Programm im dritten oder vierten Quartal nächsten Jahres auslaufen würde. Und mit kleiner Verzögerung könnte die EZB dann auch mit langsamen Zinserhöhungsschritten beginnen. Der Markt preist momentan eine erste ganz leichte Anhebung um vielleicht zehn Basispunkte für Juli 2018 ein.

Wird das aufgrund der allgemeinen Verschuldung nicht ein großes Problem sein?

Ney: Die Geldpolitik wird sich wohl nur langsam normalisieren. Aber es ist Zeit dafür, denn der Ausblick auf Wachstum und Inflation ist positiv. Wachstum löst viele Probleme. Wenn sich die Aussichten verbessern, ist eine moderate Zinsanhebung auch für Länder wie Italien einfach zu absorbieren. 

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