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Fondsmanager im Verhör „Seit 2008 finden wir Bankanleihen sehr interessant“

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DAS INVESTMENT.com: Dann müsste Ihre Schnittmenge mit dem Vergleichsindex recht gering sein.

Kjaersgaard: Ungefähr 40 Prozent unseres Portfolios sind nicht im Index enthalten, gemessen am Volumen. Wenn es um einzelne Schuldner geht, stecken im Index 260 verschiedene. Und davon sind 110 bei uns im Portfolio enthalten. Insgesamt halten wir 230 Schuldner.

DAS INVESTMENT.com: Würden Sie sagen, dass Sie ein Strong-Conviction-Portfolio fahren, also ein Portfolio aus großer Überzeugung?

Kjaersgaard: Ja, um sich so weit vom Index zu entfernen, braucht man eine starke Überzeugung.

DAS INVESTMENT.com: Mit über 300 Positionen ist es aber sehr breit gestreut, was nicht gerade für starke Überzeugung spricht.

Kjaersgaard: Man kann eine starke Meinung haben, aber trotzdem sehr breit streuen. Niemand ist so gut, dass er Ausfälle komplett vermeiden kann. Wir gewichten beispielsweise den B-Sektor um 20 Prozentpunkte über. Wenn das mal keine starke Meinung ist. Dagegen halten wir es für Blödsinn, etwa eine Anleihe von – sagen wir – Telecom Italia mit 10 Prozent zu gewichten. Wenn Ihnen zwei solche Positionen platzen, verfehlen Sie garantiert Ihr Renditeziel. Und das darf nicht sein.

DAS INVESTMENT.com: Unter Ihren Top-10-Positionen sind einige Italiener. Ist das Zufall?

Kjaersgaard: Überhaupt nicht. Wir hatten Südländer lange Zeit untergewichtet. Aber im Herbst 2012 nach Draghis berühmten Worten, er werde den Euro retten, kauften wir schrittweise Positionen im Süden dazu. Es waren kurzfristige Anleihen, von denen wir die Risikoprämie mochten. Trotzdem sind wir in Südländern noch immer nicht übergewichtet.

DAS INVESTMENT.com: Haben Sie aktuell eine Branche, die Sie favorisieren?

Kjaersgaard: Finanzunternehmen. Die finden wir seit Ende 2008 sehr interessant.

DAS INVESTMENT.com: Weil die Anleihen so schön billig sind?

Kjaersgaard: Eher weil die Branche im Umbruch ist. So räumen die italienischen Banken Unicredit und Entesa ihre Bilanzen auf und werden riesige Summen an faulen Krediten los. Das sehen wir gern. Zudem werden die Banken in den kommenden drei bis fünf Jahren 250 Milliarden Euro in sogenannten Coco-Bonds ausgegeben und nehmen dafür klassische nachrangige Anleihen vom Markt. Coco-Bonds sind gut für Banken, weil sie sich in Eigenkapital umwandeln, wenn es ihnen schlecht geht.

DAS INVESTMENT.com: Welche Renditen bringen diese Co-Co-Anleihen derzeit?

Kjaersgaard: Ungefähr 6,5 Prozent.

DAS INVESTMENT.com: Kann man sagen, dass Banken jetzt endlich ihre Hausaufgaben erledigen?

Kjaersgaard: Wer sie genau erledigt, ist schwer zu sagen. Vielleicht sind es die Banken, vielleicht aber auch die Behörden. Es steht allerdings fest, dass Bankanleihen viel bessere Anlagen sind als noch vor sieben Jahren.

DAS INVESTMENT.com: Haben Sie keine Angst vor dem Stresstest?

Kjaersgaard: Einigen Banken werden beim Stresstest sicherlich durchfallen. Aber wir halten es für richtig, dass einzelne schlechte Banken es nicht schaffen. Die Stärkeren werden ihn überstehen und weiter gute Anleihen ausgeben.

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