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Aktualisiert am 28.01.2020 - 12:24 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Fondsmanager Max Schott: „Rendite und Risiko sind siamesische Zwillinge“

Max Schott
Max Schott

DAS INVESTMENT.com: Haben sich viele Anleger dafür bedankt, dass sie im vergangenen Jahr kein Geld bei Ihnen verloren haben?

Max Schott: Es gab solche und solche. Einige haben sich bedankt, die waren auch bei Wettbewerbern investiert und haben gesehen, wie schnell und wie viel sie verloren haben. Es gab aber auch einige, die sich beschwert haben, dass es beim Festgeld über 3 Prozent gab und bei uns nicht.

DAS INVESTMENT.com: Wie man es auch macht. Dieses Jahr läuft seit März eine fulminante Rally, und der Helios-Fonds ist 6 Prozent im Plus.

Schott: Damit sind wir sehr zufrieden. Sie können von einem Trendfolgeansatz auch nicht mehr erwarten. Wir sind nie ganz oben mit dabei, aber auch nie im freien Fall. Wir unterscheiden zwischen hektischen Zickzackbewegungen und einem soliden Trend. Und um einen Trend festzumachen, braucht es mitunter zwei Monate. Daher sind wir nicht in der zweiten März-Woche eingestiegen, sondern erst deutlich später. Wir verpassen Performance, aber nur so können wir Risiken vermeiden und Chancen nutzen.

DAS INVESTMENT.com: Ärgern Sie sich nicht etwas, so eine signifikante Erholung nicht voll mitzunehmen?

Schott: Ein kleines bisschen vielleicht. Aber wir sind gerne sehr diszipliniert. In guten wie in schlechten Zeiten. Vielfach vergessen Investoren, wie bitter es im vergangenen Jahr war. Wir sind froh, rechtzeitig Aktienfonds verkauft und Geldmarktfonds gekauft zu haben. Wir haben beispielsweise den Henderson Pan European Equity, einen Immobilienaktienfonds, im ersten Quartal 2007 verkauft. Von Juli 2007 bis Januar 2009 hat der Fonds 73 Prozent verloren. Sagen Sie mir mal, wie viel der Fonds wieder aufholen muss, um seine Verluste wett zu machen.

DAS INVESTEMNT.com: Ich habe keinen Taschenrechner am Mann.

Schott: Es sind 370 Prozent. Rendite und Risiko sind siamesische Zwillinge. Das Risiko ist nach einer Operation noch nie gestorben.

DAS INVESTMENT.com: Sie haben den Luxus, sich keine eigene Meinung bilden zu müssen, aber dürfen sich auch nicht in Anlageregionen oder einzelne Zielfonds verlieben.

Schott: Das ist richtig. Wir wollen und können nicht schlauer sein als der Markt. Am Ende hat der Markt immer Recht. Selbst wenn uns die Konjunktur um die Ohren fliegt, oder unsere ganz subjektive Einschätzung sagt, dass es jetzt langsam auch mal gut sein könnte mit der Erholungsrally. Sind wir erstmal investiert, bleiben wir drin, zumindest solange der Trend intakt ist.

DAS INVESTMENT.com: Gegen den Helios-Fonds ist der Smart Invest Superfonds ein dynamischer Draufgänger.

Schott: Das ist der kleine freche Bruder. Er investiert derzeit nur in Aktienfonds, größtenteils aus den Schwellenländern. Es zählt weniger der solide Trend, als vielmehr eine eher kurzfristige dynamische Aufwärtsbewegung. Das ist die Momentumstrategie, und die lässt sich am besten in kleinen und ineffizienten Märkten verfolgen. Anleger müssen für eine höhere Renditeerwartung jedoch auch mehr Risiko in Kauf nehmen.

DAS INVESTMENT.com: Gehen Sie Short-Positionen ein?

Schott: Wir dürften, aber wir machen es derzeit nicht. Auf vielen der eher exotischen Märkte, mitunter auch Nebenwerte, gibt es noch keine oder keine kosteneffiziente Short-Produkte.

DAS INVESTMENT.com: Sie vertrauen trotz aller Objektivität größtenteils auf aktiv gemanagte Zielfonds. Wären Indexfonds wegen ihrer Einfachheit und Klarheit nicht mitunter die bessere und preiswertere Wahl?

Schott: Wir ziehen es verstärkt in Erwägung. Mitunter decken die ETFs noch nicht alle Märkte ab, in die wir investieren. In den für uns interessanten, aber eher kleinen Märkten sind die ETFs nicht liquide genug.

DAS INVESTMENT: Zu ihrer persönlichen Meinung. Sehen wir eine U-, V-, oder W-Formation an den Märkten?

Schott: Ich tippe auf ein W. Wir werden noch massive Korrekturen sehen. Ich glaube auch nicht so recht an eine hohe Inflation, eher an eine Deflation. Wenn Bill Gross von Pimco im großen Stil Langläufer kauft, spricht es eher für deflationäre Tendenzen. Wenn dann Inflation und Zinserhöhungen kommen, dann werden diese Langläufer zu Tretminen. Gold halte ich für absolut überbewertet, auch wenn der aktuelle Hype noch weiterlaufen kann. Aktien von soliden Großunternehmen sind im derzeitigen Umfeld sicher die bessere Wahl.

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