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Fondsmanager Nick Clay im Interview „Für Dividendenzahler spricht ihre größere Disziplin“

Schreibt Dividenden eine Schutzfunktion für ein Portfolio zu: Nick Clay, Manager des BNY Mellon Global Equity Income
Schreibt Dividenden eine Schutzfunktion für ein Portfolio zu: Nick Clay, Manager des BNY Mellon Global Equity Income | Foto: BNY Mellon IM

Warum sollten Anleger zu Dividendenfonds greifen?

Nick Clay: Wenn man einem disziplinierten Investmentansatz verfolgt und nur in Unternehmen investiert, die nachhaltig Dividenden zahlen und über dem Markt liegen, kann man sich eine Reihe von statistischen Erkenntnissen zunutze machen. Erstens sind Unternehmen, die über längere Zeiträume regelmäßig eine Dividende zahlen, einer höheren Disziplin unterworfen, ihr nach Abzug der zu zahlenden Dividende zur Verfügung stehendes Kapital einzusetzen. Zweitens bietet eine nachhaltige Dividende einen gewissen Schutz in Marktabschwüngen, da sie Kursverluste abfedert. Gleichzeitig können Dividenden dabei helfen, mögliche Kursverluste durch eine Reinvestition auf den Kurstiefständen wieder wettzumachen. Man muss dabei jedoch auf die Bewertung achten, damit man nicht zu viel für einen Titel zahlt. Nur dann kann man eine Gesamtrendite mit geringer Volatilität erzielen, die auch von den Vorteilen des Akkumulationseffektes profitiert.

Wieso schnitten Dividendenfonds in den zurückliegenden Jahren oftmals schwächer als offensive Aktienstrategien ab?

Clay: Viele Dividendenfonds haben sich in den letzten Jahren schwächer entwickelt als offensive Fonds-Strategien. Die Ursache lag vor allem in der quantitativen Lockerung (QE). Da die Zentralbanken die Märkte mit billiger Liquidität versorgt haben, wurden Anleger auf der Suche nach Rendite gezwungen, mehr ins Risiko zu gehen und haben damit die Kurse der meisten Anlageklassen nach oben getrieben. 2017 war das perfekte Beispiel dafür. Die weltweiten Aktienmärkte stiegen jeden Monat ohne nennenswerte Verluste. Dieses Umfeld ermutigte viele Anleger, sich nur mit dem Aufwärtstrend der Märkte zu befassen und offensiv zu investieren, um Kurshöchststände zu erreichen.

Welche wirtschaftlichen Entwicklungen sollten Investoren genau im Blick behalten? 

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Clay: Anleger sollten vor allem die Zentralbanken im Blick behalten, die die Versorgung der Märkte mit billiger Liquidität stoppen und sogar zurückziehen. Der Prozess dieser quantitativen Straffung (QT) droht Geschäftsmodelle, Anlagestrukturen und Anlegerverhalten, die auf das Marktumfeld der letzten zehn Jahre ausgerichtet war, zu hinterfragen, zu unterminieren oder sogar auf den Kopf zu stellen. Die USA und China waren die größten Befürworter der quantitativen Lockerung (QE). Deshalb sollten Anleger genau verfolgen, wie sich diese im Zuge der quantitativen Straffung verhalten.

Wie optimistisch sind Sie für die konjunkturelle Entwicklung?

Clay: Für China ist der Übergang von einer infrastrukturgetriebenen zu einer verbraucherfreundlicheren Wirtschaft ein notwendiger Schritt, um auf der Einkommens- und Vermögenskurve nach oben zu steigen. Ein solches Modell ist jedoch mit einem niedrigeren Wachstum für China und folglich den Rest der Welt verbunden. Wenn sich dieser Übergang in China zeitgleich mit einer QT vollzieht, ist ein niedrigeres Wirtschaftswachstum und ein niedrigeres Inflations- und Zinsniveau sehr wahrscheinlich. Das verlangsamte Wirtschaftswachstum wird auf die Bewertungen der Unternehmen drücken, die zuvor durch das QE in die Höhe getrieben worden sind. Dadurch wird die Entschlossenheit der Zentralbanken an der quantitativen Straffung festzuhalten getestet, die bereits nach wenigen Monaten Risse zu zeigen scheint. Deshalb würde es nicht überraschen, wenn die Zentralbanker wieder in die Rolle „des Versorgers“ zurückkehren. In einem solchen Szenario halte ich eine Rückkehr der Volatilität an den Kapitalmärkten für das wahrscheinlichste Ergebnis.

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