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Fondsmanager Peter Dreide „Wir haben wieder für Jahre Kupons“

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Zu welchem Zeitpunkt?

Dreide: In der Krise haben wir zunächst Schritt für Schritt die Absicherungen abgebaut und anschließend nur Bluechips mit guten Geschäftsmodellen, vorwiegend aus dem Dax, gekauft, wie zum Beispiel Deutsche Telekom, Deutsche Post DHL, Siemens und Linde. Hier gab es enorme Abschläge, die unserer Meinung nach deutlich übertrieben waren. Der Anstoß kam durch ein massives und noch nie dagewesenes Kaufsignal aus unserem Risikomodell, dem Q-Faktor.

Gutes Markt-Timing.

Dreide: Wir sind mit viel Cash und hoher Kreditqualität in die Krise und haben sukzessive in die Krise reingekauft. Eventuell war das etwas zu früh, aber somit konnten wir auch zu den Tiefstkursen in der zweiten Märzhälfte deutsche Standardwerte kaufen. Richtung 3.200 Punkte im S&P 500 haben wir wieder Cash aufgebaut und sind mittlerweile neutraler aufgestellt.

Auf der Anleiheseite reagieren Sie ja gerne auf Events wie Übernahmen und Rückkäufe. Gab es diese zuletzt überhaupt?

Dreide: Eigentlich war der Corona-Crash schon ein Event für sich – die AAA-Anleihen-Spreads sind enorm rausgelaufen und viele Unternehmensanleihen fielen um 20 bis 30 Prozent. Dieses Event konnten wir für unsere Investoren nutzen. Übernahmen und Rückkäufe fanden in dieser turbulenten Zeit nicht statt, werden aber wiederkommen. Auch wenn wir uns nur selten bei Kapitalmaßnahmen insbesondere einer Wandelanleihe als Neuemission positionieren, haben wir in dieser Zeit einen Wandler von Norwegian Cruise gekauft und kurze Zeit später mit über 30 Prozent Gewinn verkauft. Hier lag für uns eine klare Opportunität auf dem Tisch.

Das Angleichen der Zinsniveaus dies- und jenseits des Atlantiks hat die hohen Absicherungskosten für den US-Dollar auf Normalmaß abschmelzen lassen. Ein Vorteil?

Dreide: Das ist ein Riesenvorteil, den wir wiederhaben und der uns sehr entgegenkommt. In den USA sichern wir uns nach Absicherungskosten einen positiven Effekt, den wir insbesondere zum Aufbau von Positionen im Investment-Grade-Bereich nutzen. Dies sehen wir in Europa so nicht. Mit dieser Positionierung bekommen wir die Kreditqualität hoch, was unsere Risiko-aversen Investoren erfreut.

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sind viele Unternehmensanleihen mit BBB-Rating gefährdet, auf BB und damit High-Yield-Niveau runtergestuft zu werden. Wie kann man diese meiden?

Dreide: Indem wir diejenigen identifizieren, die von BBB auf A gehen. Im Klartext: Im Segment Investment Grade suchen wir gerade nicht Unternehmen, die eine hohe Rendite aufweisen, aber auch ein hohes Risiko haben, auf BB abzurutschen. Wir nehmen lieber einen Schluck weniger Rendite in Kauf, um die Werte zu finden, die von BBB auf A gehen. Auf keinen Fall Titel kaufen, die das Risiko des Downgrades in High Yield haben.

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