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Fondsmanager Thomas Schüßler im Interview „Der DWS Top Dividende bietet Aktienmarkt mit Hosenträgern und Gürtel“

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Wie stellen Sie sicher, dass die Unternehmen, deren Anteile Sie ins Portfolio holen, auch verlässlich Dividenden zahlen?

Schüßler: Wir beobachten sehr genau ihr Geschäftsmodell und sehen uns die Bilanzen und die Dividendenzahlungen der Vergangenheit an. Es gibt einige Sektoren, in denen eher stabile Dividenden gezahlt werden als in anderen: Unternehmen, die Gebrauchsgüter herstellen, etwa Hersteller von Tabak, Nudeln oder Schokolade, kürzen selten ihre Dividenden. Solche Produkte werden einfach immer gekauft. Bei Autos dagegen schieben Konsumenten eine Kaufentscheidung möglicherweise auf. Das merken dann auch die Unternehmen.

Vermeiden Sie also nach Möglichkeit zyklische Werte?

Schüßler: Nicht unbedingt. Unsere Kerninvestments sind zwar nicht zyklisch. Den größten Anteil im Fonds haben Gebrauchsgüter, daneben auch Telekommunikations- und Pharma-Unternehmen. Aber wir sehen uns immer die Bilanzen der Unternehmen an und entscheiden auf der Basis.

Haben Sie in der Vergangenheit auch schon Enttäuschungen erlebt – in Form von gekürzten Dividenden?

Schüßler: Ja, das kann man nie ganz ausschließen. Ich manage den Fonds jetzt seit zwölf Jahren. Wir erleben durchschnittlich eine Kürzung pro Jahr. Etwa zehn Kürzungen hat es in unserem Portfolio insgesamt gegeben.

Sichern Sie Währungsrisiken im Fonds ab?

Schüßler: Nein – Währungsschwankungen sind auch Chancen.

Wappnen Sie sich im Fonds in irgendeiner Weise gegen politische Events?

Schüßler: Nein, wir betrachten Märkte immer langfristig. Wer politische Ereignisse voraussagen will, kann viele Fehler machen. Gucken Sie sich den Brexit an: Keiner hat darauf getippt. Dann kam er. Zwei Tage lang waren alle völlig schockiert. Und zwei Wochen später waren alle Kurse wieder angestiegen. In dem Fall hätte man gleich zweimal etwas falsch machen können: Erst nicht auf den Brexit tippen – und am Tag der Entscheidung alles verkaufen. Es ist schwer, mit politischen Voraussagen Geld zu verdienen.

Sie haben ein globales Portfolio und setzen vor allem auf die großen Industrieländer. Wo sehen Sie momentan die besten Chancen?

Schüßler: Im Augenblick sehe ich, wenn man an Kursgewinne denkt, Aussichten eher außerhalb der USA: Der US-Markt hat inzwischen ein schwindelerregendes Bewertungsniveau erreicht. Teure Dinge können zwar immer noch teurer werden. Aber ich würde sagen, die Chancen liegen doch eher in Europa, Japan und den Schwellenländern.

Aber der Löwenanteil Ihres Portfolios sind immer noch Anlagen in den USA.

Schüßler: Ich habe die US-Titel nicht verkauft. Aber die Mittel, die in letzter Zeit zugeflossen sind, habe ich eher außerhalb der USA angelegt. Ich bin immer auf der Suche nach einer kontroversen Geschichte. Das erbringt mehr Rendite als Investments in einem Markt, der so weitgehend ausgereizt ist wie die USA derzeit. Ganz allgemein schaue ich allerdings weniger auf die Renditen, die Anlagen erbringen können, sondern stärker auf die Risiken – Stichwort Kapitalerhalt.

Sie haben mal gesagt, dass das aktuelle Kapitalmarktumfeld Dividendenstrategien in die Hände spielt: niedrige Zinsen und hoch bewertete Aktienmärkte, an denen das Kurspotenzial nach oben moderat ist. Was bleibt, sind hohe Ausschüttungen. Was passiert, wenn der Wind sich dreht?

Schüßler: Erst einmal profitiert der Fonds stark von den Rahmenbedingungen. Ich erwarte aber nicht, dass alles ewig so weiterläuft. Es kommen im Investmentbereich immer wieder Anlagethemen auf, die besonders beliebt sind. Die Dividendenstrategie ist momentan ein sehr gefragter Ansatz. Ich bin allerdings überzeugt, dass er auch in anderen Umfeldern wettbewerbsfähig bleibt.     

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