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Aktualisiert am 29.01.2020 - 17:57 Uhrin FondsLesedauer: 5 Minuten

Fondsmanager Tobias Klein: „Wenn Barack Obama bellt, fallen die Kurse“

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DAS INVESTMENT.com: Welche neuen Regeln schlagen Sie vor?

Klein: Zum Schutz von Einlagen mag die Rückkehr zur Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken helfen. Grundsätzlich sollte es aber reichen, entschlossener für Transparenz im Derivate-Markt zu sorgen, bestimmte Bilanzierungsmöglichkeiten zu verbieten und die Eigenverantwortlichkeit der Akteure zu sichern – in beide Richtungen. Hier gab es ganz klar falsche Anreize.

DAS INVESTMENT.com: Also auch Vergütungsgrenzen?

Klein: Über die Höhe sollten die entscheiden, die die Gehälter bezahlen. Wenn beispielsweise Nomura Lehman Brothers nach dem Kollaps kauft und ohne Not gleich als erstes die Gehälter für zwei Jahre garantiert, scheinen es die Mitarbeiter wert gewesen zu sein. Der Bar-Anteil der jährlichen Vergütung ist aber zu hoch. Verantwortliche Mitarbeiter sollten Anreize wie Inhaber, nicht wie Söldner haben. Das ließe sich auch konkret fixieren.

DAS INVESTMENT.com: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann mahnt Banker zur Mäßigung. Können sich Pferde, die vor der Tränke stehen, das Saufen selbst abgewöhnen?

Klein: Ackermann hat natürlich auch einen PR-Auftrag, wenn er so etwas sagt. Einsicht und Selbstverpflichtung heute verhindert die Regulierung morgen - vielleicht. Es ist aber auch lehrreich, die Kontroll-Organe hinter den Problembanken zu betrachten. In Deutschland gab es die größten Schieflagen in Instituten mit Politikern in den Aufsichtsgremien.

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DAS INVESTMENT.com: Commerzbank-Chef Martin Blessing zeigt Verständnis für Barack Obamas Regulierungspläne.

Klein: Die Commerzbank ist während der Finanzkrise näher zum Staat gerückt, weil der ein Viertel übernommen hat. Auch die vom US-Staat gerettete Citigroup will nun exakt nach den Wünschen von Obama ihr Private-Equity-Geschäft verkaufen.

DAS INVESTMENT.com: Wann gibt es Ergebnisse in der Bankendiskussion?

Klein: Harte Regulierungen wird es wohl erst in der zweiten Jahreshälfte geben, vielleicht auch später. Das Wichtigste ist, abstrakt gesprochen, Fehlertoleranz. Wir brauchen wieder ein System, in dem man Banken zur Not auch mal platzen lassen kann. Wer sich zu sicher fühlt, riskiert zu viel.

DAS INVESTMENT.com: Haben wir dann die Solidität, die Sie wünschen, bevor Sie wieder Bankaktien anfassen?

Klein: Unser Entscheidungsprozess ist nicht so moralisierend beziehungsweise dogmatisch. Wären die Bewertungen niedriger und die Ertragsperspektiven etwas klarer, würden wir auch jetzt mehr Banken kaufen – einige wenige finden wir ja jetzt auch schon.

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