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Aktualisiert am 06.09.2017 - 10:12 Uhrin RisikomanagementLesedauer: 6 Minuten

Fondsmanagerin des Carmignac Patrimoine Rose Ouahba: „Diese 3 Anlageklassen interessieren uns momentan am meisten“

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2015 war ein sehr schwieriges Jahr für den Carmignac Patrimoine. Zu Jahresbeginn gab es eine Rally, dann brach der Kurs stark ein. Was ist da passiert?

Ouahba: Es gab 2015 kurz hintereinander gleich zwei Krisen: Die erste war die Griechenlandkrise. Wir gingen davon aus, dass es einen starken politischen Willen zum Zusammenhalt der Staaten in der EU gibt. Daher haben wir die Aktienseite im Portfolio nicht speziell abgesichert und sind damit gut gefahren. Danach hat uns allerdings eine Überraschung erwischt. Der Ausblick auf die Wirtschaftslage in China verschlechterte sich überraschenderweise. Einige Anlageklassen haben auf ungewöhnliche Weise reagiert. Wir hielten es zum Beispiel für sinnvoll, als Schutz US-Staatsanleihen im Portfolio zu haben. Aber auch die chinesische Zentralbank hat viele in Reserve gehalten. Als ihre Währungsreserven unter Druck gerieten, verkauften sie die US-Staatsanleihen und übten Damit Druck auf den Anleihemarkt aus. Wir reduzierten unsere Aktieninvestments, sind nach der Marktkorrektur aber nicht wieder richtig eingestiegen, weil Indikatoren uns auf eine Verlangsamung der US-Konjunktur hinwiesen. Der große Markteinbruch, der unsere ursprüngliche Einschätzung bestätigte, kam allerdings erst Anfang 2016.

Welche Länder und welche Sektoren finden Sie momentan besonders spannend?

Ouahba: Momentan schauen wir interessiert auf drei Bereiche: Erstens haben wir Staatsanleihen einiger europäischer Peripheriestaaten wie Italien, Portugal oder Griechenland gekauft. Bei italienischen Anleihen gab es einen guten Einstiegszeitpunkt, als vorübergehend schon für Herbst 2017 in Italien Neuwahlen angekündigt wurden. Die Botschaft führte zu einem volatilen Schub. Hier wie auch bei portugiesischen Staatsanleihen sind die Risikoaufschläge gegenüber deutschen Bundesanleihen allerdings durch die starke wirtschaftliche Entwicklung schon wieder gesunken. So langsam nähern wir uns hier dem Bereich der Gewinnmitnahme an.

Zweitens sehen wir gute Chancen im Kreditmarkt, zum einen bei Coco-Bonds. Wir meinen schon länger, dass Coco-Bonds günstig sind und interessante Risikoprämien bieten. In diesem Jahr gab es bereits eine starke Rally, so dass wir uns jetzt nach und nach uns wieder zurückziehen und Gewinne realisieren wollen. Die andere gute Chance am Kreditmarkt sehen wir bei CLOs, Collateralized Loans Obligations. Solche Instrumente sind attraktiv und heute viel sicherer, als sie es vor der Finanzkrise waren. Ein Beispiel: Eine mit BB bewertete Unternehmensanleihe bietet im Schnitt einen Risikoaufschlag von 200 bis 250 Basispunkten. Bei einem gleich bewerteten Coco-Bond sind es etwa 400 und bei einer CLO etwa 600 Basispunkte.

Drittens mögen wir momentan Schwellenland-Anleihen. Wir haben vor allem in Mexiko und Brasilien investiert - wegen der attraktiven Zinsen, die dort sogar noch weiter sinken könnten.

Wovon lassen Sie lieber die Finger?

Ouahba: Allgemein möchten wir Werte mit ungünstigem Risiko-Rendite-Profil vermeiden. Die europäischen Kernmärkte finden wir momentan zu teuer verglichen mit dem Wachstum in Europa. Auch bei US-Staatsanleihen sind wir vorsichtig. Hier könnten sich die Risikoaufschläge wieder verengen. Wir halten auch einige Short-Positionen, um unser Portfolio global abzusichern.

Ihr Portfolio hat momentan eine negative Duration. Das ist im Branchenvergleich ungewöhnlich.

Ouahba: Wenn die Zinssätze nur um wenige Basispunkte ansteigen, bedeutet das für Anleiheninvestoren einen Verlust. Wir wollen uns so gegen ein steigendes Zinsumfeld absichern.

Sehen Sie die Zinsen in der Eurozone demnächst wieder steigen?

Ouahba: Dank der außergewöhnlichen Geldpolitik, die die EZB verfolgt, hat sich die Wirtschaft in Europa erholt. Wir könnten bald wieder höhere Zinssätze bekommen – eigentlich eine gute Nachricht für Anleiheninvestoren. Wenn die Volatilität steigt und es bessere Risiko-Rendite-Profile gibt, werden wir uns auch wieder in Kerneuropa engagieren.

Der Carmignac Patrimoine ist mittlerweile rund 25 Milliarden Euro schwer. Wächst Ihnen das Volumen nicht langsam über den Kopf?

Ouahba: Die Hälfte ist in Aktien und die andere in Anleihen investiert. Auf Anleihenseite sind es also rund 12 Milliarden Euro. Der Fonds bewegt sich schon seit etwa acht Jahren in solchen Größenordnungen. Ich achte immer streng auf die Liquidität: Wir vermeiden beispielsweise zu kleine Emissionen und investieren nur in Anleihen, die vom Volumen auch in die Benchmark aufgenommen werden würden. Wir vermeiden auch private Platzierungen. Auch bei Wandelschuldverschreibungen sehen wir mögliche Liquiditätsrisiken. Ebenso vermeiden wir im Bereich der CLOs Mezzanine-Anleihen, weil auch das eher illiquide Vermögensgegenstände sind. Die Größe des Fonds hat uns in unserer Investmentstrategie bislang nicht eingeschränkt.

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