- Startseite
-
Nahrungsmittelsektor: Food-Giganten verlieren den Biss


Viele von uns haben sich zu Jahresbeginn gesunde Gewohnheiten auf die Fahnen geschrieben. Doch die Performance einiger bekannter US-amerikanischer Junk-Food-Hersteller zeigt, dass gesündere Ernährung alles andere als eine Modeerscheinung im Januar ist.
Für Unternehmen, deren Geschäftsmodell im Grunde darin besteht, Rohstoffe zu kaufen (deren Preise steigen) und eine identifizierbare Marke zu verkaufen (deren Markenwert an Wert verliert), ist das Umfeld schwierig. So hat der Aktienkurs von Coca-Cola seit seinem Höchststand 15 Prozent eingebüßt. Im vergangenen Jahr hat Hershey 15 Prozent, Mondelez 20 Prozent, Pepsi 10 Prozent und Kraft Heinz 20 Prozent verloren. Die europäischen Konzerne zeigen zwar eine bessere Performance, doch die Gründe dafür werden bei genauerer Analyse deutlich: Unilever verzeichnet ein Wachstum von 20 Prozent beim Aktienkurs binnen Jahresfrist, was vor allem auf die strategische Neuausrichtung zurückzuführen ist. Das Unternehmen setzt verstärkt auf den Bereich Hygiene und Körperpflege, der bereits 25 Prozent des Umsatzes ausmacht – mit steigender Tendenz. Bei Nestlé sind es besonders die Sparten Kaffee und Tiernahrung, die mit einem jährlichen Wachstum von 10 Prozent und einem Umsatzanteil von 20 Prozent als Wachstumstreiber fungieren.
USA: Strengere Regeln für hochverarbeitete Lebensmittel geplant
Auf hochverarbeitete Lebensmittel entfallen 60 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr des Durchschnittsamerikaners – in Europa ist dieser Anteil um 30 bis 50 Prozent niedriger, obwohl er steigt. Hochverarbeitete Lebensmittel werden mit einer Zunahme von Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebsrisiko in Verbindung gebracht.
Die FDA (Food and Drug Administration), die für die Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit zuständige US-Behörde, hat eine strengere Haltung zur Lebensmittelkennzeichnung eingenommen, und entsprechende Gesetze (z.B. Truth in Labelling Act) werden von beiden Parteien im Kongress unterstützt. Die Ernennung von Robert F. Kennedy Junior – der die Essgewohnheiten der Amerikaner ändern will und hochverarbeitete Lebensmittel ausdrücklich mit Gift vergleicht – zum Gesundheitsminister in der Trump-Regierung könnte einen solchen Trend beschleunigen.
Weniger Junk Food – weniger Gewinn: US-Lebensmittelindustrie vor Umbruch
Langfristig wird für den gesamten US-Agrar- und Ernährungssektor ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 2,5 Prozent erwartet. Eine Angleichung des US-Konsums von hochverarbeiteten Lebensmitteln an europäische Verhältnisse würde die Wachstumsperspektiven der großen Lebensmittelkonzerne deutlich schmälern. Sänke der Anteil des täglichen Verzehrs hochverarbeiteter Lebensmittel von derzeit 60 Prozent auf etwa 40 Prozent – wie in Frankreich, Deutschland oder Belgien üblich – würde dies das jährliche Umsatzwachstum der Konzerne um 1,3 Prozentpunkte reduzieren. Das Resultat wäre ein nahezu stagnierendes Wachstum von nur noch etwa einem Prozent pro Jahr.
Diese Entwicklung würde zu einem moderaten Preisanstieg bei Lebensmitteln führen, da weniger verarbeitete Zutaten durchschnittlich 10 Prozent teurer sind. In Zeiten, in denen Verbraucher besonders preissensitiv reagieren, stellt dies die Gewinnmargen der Lebensmittelhersteller vor neue Herausforderungen – und das trotz kostensenkender technologischer Innovationen. Dabei wird oft übersehen: Der niedrigere Preis von Junk Food täuscht über die wahren Kosten hinweg. Die gesellschaftlichen Folgekosten durch gesundheitliche Schäden werden auf etwa 3 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung geschätzt.
GLP-1-Medikamente: Neue Bedrohung für Fast-Food-Branche
Die neue Generation von Appetitzüglern, die sogenannten GLP-1-Medikamente, versetzt die Lebensmittelindustrie in Alarmbereitschaft. Der Grund: Patienten, die diese Medikamente einnehmen, ändern ihr Konsumverhalten drastisch. Studien zeigen, dass sie ihre Ausgaben in Lebensmittelgeschäften um bis zu 30 Prozent reduzieren. Noch deutlicher ist der Rückgang bei Fast Food, Süßigkeiten und Softdrinks – hier sinkt der Konsum um bis zu 70 Prozent.
Führende Lebensmittelkonzerne reagieren bereits auf den Trend zu gesünderer Ernährung: Sie reduzieren in ihren Produkten den Gehalt an Fett, Salz und Zucker und kommunizieren diese Strategie auch gegenüber ihren Investoren. Besonders Danone, Unilever und PepsiCo machen Fortschritte im Kampf gegen unausgewogene Ernährung. Doch die Konzerne stehen vor einem strukturellen Problem: Ein Großteil ihrer Einnahmen basiert auf wenigen Produktlinien. Bei Nestlé beispielsweise erwirtschaften nur 11 Prozent der Produkte im Sortiment des Unternehmens 80 Prozent des Gesamtumsatzes, während ein Drittel der Produkte gerade einmal ein Prozent zum Umsatz beiträgt.
Kurzfristig wird die Nachfrage nach hochverarbeiteten Fertigprodukten voraussichtlich stabil bleiben. Langfristig hingegen stehen die Unternehmen der Lebensmittelbranche vor zwei wesentlichen Herausforderungen: Zum einen verschärfen sich die gesetzlichen Vorgaben, zum anderen wächst das Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher. Beide Entwicklungen dürften das Geschäftswachstum der Branche bremsen.
Soziale Kluft im Lebensmittelhandel prägt Börsenbewertungen
Im Lebensmittelsektor zeigt sich eine deutliche Spaltung der Konsumgewohnheiten, die eng mit den Einkommensverhältnissen verknüpft ist: Zwar wächst das Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken hochverarbeiteter Lebensmittel, doch nicht alle Verbraucher können sich hochwertigere Produkte leisten.
Diese Polarisierung spiegelt sich auch in den Börsenbewertungen der Einzelhändler wider: Premium-Anbieter wie Costco, Amazon und Sprout Farmers, deren Kundschaft überdurchschnittlich gut verdient und weniger preissensibel ist, werden mit hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen zwischen 30 und 50 gehandelt.
Im Gegensatz dazu stehen Discounter wie Dollar General oder Dollar Tree unter besonderem Druck. Ihre Kunden können oder wollen nicht mehr für Lebensmittel ausgeben. Diese Händler werden daher mit deutlich niedrigeren KGVs an der Börse bewertet.
Konsolidierung statt Expansion: Lebensmittelkonzerne suchen neue Strategien
Die veränderten Marktbedingungen haben laut Bloomberg bereits Spuren hinterlassen: Der Sektor der Basiskonsumgüter verliert gegenüber den zyklischen Konsumgütern an Boden – eine Entwicklung, die durch die nachlassenden Rezessionsängste noch verstärkt wird. Besonders betroffen sind große Lebensmittelkonzerne, die dem strengeren Regulierungsdruck und der wachsenden Kritik an ungesunder Ernährung am stärksten ausgesetzt sind.
Da organisches Wachstum zunehmend schwieriger wird, setzen die Unternehmen auf zwei Strategien: Zum einen auf Kostensenkungen, zum anderen auf Übernahmen zur Stärkung der Marktposition. Die Konsolidierung der Branche nimmt bereits Fahrt auf, wie die Beispiele Mondelez und Hershey im Süßwarensegment oder Post Holdings und Lamb Weston bei Tiefkühlkartoffeln zeigen. Experten rechnen mit weiteren Zusammenschlüssen in den kommenden Monaten.
Aus Anlegersicht sprechen mehrere Gründe zur Vorsicht: Premium-Lebensmittelhändler werden trotz ihrer schmalen Gewinnmargen mit Höchstbewertungen gehandelt. Gleichzeitig sehen sich etablierte Lebensmittel- und Getränkehersteller mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Wir sehen daher von Investments in Lebensmittelaktien ab und bevorzugen stattdessen Unternehmen aus dem Basiskonsumgütersektor, die sich auf Haushalts- und Körperpflegeprodukte spezialisiert haben.
Der Lebensmittelsektor steht vor einem Dilemma: Einerseits gefährdet der hohe Anteil ungesunder Produkte die Gesundheit der Verbraucher, andererseits basiert auf ihm ein Großteil der Unternehmensgewinne. Diese riskante Kombination macht den Sektor sowohl aus gesellschaftlicher als auch aus Investorensicht problematisch. Anleger sollten daher bei Investments in Lebensmittelaktien besondere Vorsicht walten lassen.
Disclaimer:
Dies ist eine Werbemitteilung. Dieser Artikel darf ohne die vorherige Genehmigung der Verwaltungsgesellschaft weder ganz noch in Teilen vervielfältigt werden. Es stellt weder ein Zeichnungsangebot noch eine Anlageberatung dar. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen können unvollständig sein und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Bezugnahme auf bestimmte Werte oder Finanzinstrumente dient als Beispiel, um bestimmte Werte, die in den Portfolios der Carmignac-Fondspalette enthalten sind bzw. waren, vorzustellen. Hierdurch soll keine Werbung für eine Direktanlage in diesen Instrumenten gemacht werden, und es handelt sich nicht um eine Anlageberatung. Die Verwaltungsgesellschaft unterliegt nicht dem Verbot einer Durchführung von Transaktionen in diesen Instrumenten vor Veröffentlichung der Mitteilung. Die Portfolios der Carmignac-Fondspalette können ohne Vorankündigung geändert werden.