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Aktualisiert am 30.10.2019 - 22:10 Uhrin EuropaLesedauer: 8 Minuten

Frank Fischer im Interview „So gut waren wir noch nie“

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Sie klingen sehr optimistisch. Viele Marktbeobachter sagen aktuell eine Rezession voraus.

Fischer: Die Economic-Surprise-Indizes der Citigroup drehen momentan wieder nach oben, der ZEW-Konjunkturindex verbessert sich, die Richtung stimmt zumindest. In dem Moment, in dem die Leute erkennen, dass wir die schlimmste Konjunkturphase schon hinter uns haben, geht es wieder los – und wir bekommen die typische Jahresendrally.

In Deutschland setzen immer mehr Industrien auf Kurzarbeit. Es sieht hierzulande doch wenig rosig aus.

Fischer: Wir haben ursprünglich vor allem auf die sogenannte Dach-Region, Deutschland, Österreich und Schweiz, geschaut. Mittlerweile umfasst das Portfolio die westlichen Industrieländer insgesamt – Skandinavien, Großbritannien, USA, Kanada.

Aber Deutschland ist im Portfolio immer noch Hauptbestandteil.

Fischer: Deutschland ist weiterhin unser Kernthema. Es gibt hier die weltmarktführenden Mittelständler. Sie hängen gerade ein bisschen hinterher, aber sie erholen sich auch wieder. Man muss Geduld haben.

Also kein Grund zur Vorsicht momentan?

Fischer: Man sollte sicher nicht Vollgas geben, wenn es konjunkturell nicht so rund läuft.  Aber die Konjunktur zieht momentan wieder an. Überall. Auch in Deutschland. Wir haben quasi ein neues Quantitative Easing, die Zinsen sind und bleiben mittelfristig unten. Trump will wiedergewählt werden und muss den Handelskrieg mit China moderieren, um die Wirtschaft zu stärken. Firmen haben zwischenzeitlich ihre Lager abgebaut und müssen die leeren Lager nun aufstocken. Dann geht der Zyklus wieder von vorn los. Die ersten Anzeichen davon sieht man schon. Zum Beispiel am Kupferpreis. Dort sind die schlauen Händler erstmals seit 2016 auf steigende Kurse positioniert.

Und falls es doch anders kommt?

Fischer: Es kann immer einen Schock geben, einen Sprung beim Ölpreis oder auch irgendwann steigende Zinsen. Wenn eine Rezession kommt, müssen wir das Portfolio absichern. Wenn wir also sehen, dass die positiven Konjunkturindikatoren nur ein Strohfeuer waren, passen wir uns an. Wir richten das Portfolio auch stark auf Qualitätsaktien aus, die wenig konjunktursensibel sind.

Ein Beispiel?

Fischer: Zum Beispiel die Aktie von Ryman Healthcare aus Neuseeland.

Wollen Sie angesichts des schwächelnden Kurses an Ihrem Konzept etwas ändern?

Fischer: Gar nichts. Sonst würden wir einen Riesenfehler machen. Wir haben über viele Jahre gezeigt, dass wir schöne, zweistellige Renditen erwirtschaften können. Das machen wir auch in Zukunft. Selbst wenn man mal eine falsche Aktie auswählt oder die Asset-Allokation nicht so gut ist – wenn etwas nicht so rund läuft, sieht man, was man verändern oder verbessern muss.

Aber das scheint gar nicht viel zu sein, ist herauszuhören.

Fischer: Doch, es sind viele Kleinigkeiten. Die Entwicklungen unserer Modelle, die Art, wie wir Dinge umsetzen und Prozesse gestalten. Viele kleine Stellschrauben bewirken, dass wir ein rund laufendes System haben. Wir werden immer wieder Fehler machen. Aber wir haben uns so entwickelt, dass es künftig noch weniger sein werden als in der Vergangenheit. Jetzt sind wir auf einem Stand angekommen, von dem ich nur sagen kann: So gut waren wir noch nie!


Über den Interviewten:
Frank Fischer ist Vorstand und Investmentchef der Frankfurter Fondsgesellschaft Shareholder Value Management. Er verantwortet die Investment-Entscheidungen im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen.

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