Rating von Franke und Bornberg Dritte Schicht dominiert weiter den Markt privater Rentenversicherungen
Nächste Runde in der Rating-Saison: Das Analysehaus Franke und Bornberg (F&B) hat 872 Tarife und Tarifkonfigurationen von 55 Anbietern über alle drei Schichten der Altersvorsorge analysiert.
Das Rating fällt in eine Zeit großer Unsicherheit, da nach dem Aus der Ampel-Regierung die Reform der geförderten privaten Altersvorsorge in den Sternen steht. Derweil schrumpft das Neugeschäft, mit einem Vertragsrückgang um 4,4 Prozent im Vorjahr. Für das laufende Geschäftsjahr ist laut F&B keine Trendwende in Sicht. Bis zum Anstieg des Höchstrechnungszinses von 0,25 auf ein Prozent im Januar 2025 mangele es an Impulsen.
Kein Comeback klassischer Tarife zu erwarten
Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg, glaubt trotz des höheren Rechnungszinses, der Produkte zur Altersversorgung auf den ersten Blick attraktiver mache, nicht an eine Renaissance der alten Klassik-Tarife: „Garantien sind teuer. Sie müssen für die gesamte Laufzeit finanzierbar sein und schränken den Spielraum in der Kapitalanlage ein. Diese schmerzliche Erfahrung haben viele Versicherer gemacht. Für Kunden gehen Garantien zulasten ihrer Rendite. Deshalb werden Hybridtarife und fondsgebundene Versicherungen der Klassik auch in Zukunft den Rang ablaufen.“
So funktioniert die Methodik
Als Quellen für das Rating werden nach Angaben von F&B ausschließlich die Versicherungsbedingungen sowie gegebenenfalls verbindliche Verbraucherinformationen, Antragsformulare, den Versicherungsschein und Geschäftsberichte verwendet.
Die Testkandidaten wurden zunächst in einem Benchmark-Verfahren dahingehend überprüft, in welchen Ausprägungen beziehungsweise Varianten welche Detailleistungen und Einzelregelungen angeboten werden. Die Qualität der jeweiligen Regelungen wurde in einem nächsten Schritt auf einer Skala von null für die schlechteste Ausprägung bis 100 für die beste eingeordnet. Danach wurden die einzelnen Leistungskriterien entsprechend ihrer Bedeutung aus Kundensicht gewichtet. Die Klassen sind den Angaben der Autoren zufolge in ihrer Bandbreite so bemessen, dass geringfügige, für die Praxis unerhebliche Punktunterschiede nicht zur Einstufung in eine andere Klasse führen. Zusätzlich werden Mindeststandards berücksichtigt. Die sieben Bewertungsklassen reichen von „FFF+“ („hervorragend“) bis „F-“ („ungenügend“).
Voraussetzung für die Höchstnote ist, dass ein Tarif mindestens 85 Prozent der maximal möglichen 19.550 Punkte erhält. Mehr Informationen zur Rating-Systematik liefern die Bewertungsgrundlagen.
Anpassungen im diesjährigen Rating
Laut der Autoren wird dem Thema Flexibilität im Rentenbezug im aktuellen Rating mehr Gewicht verliehen. Extrapunkte gibt es für Tarife mit Innovationsklausel. Diese ebne Versicherten den Zugang zu allen Rentenbezugsarten, die ihr Versicherer vor Rentenbeginn bietet. Für Hybrid-Produkte gewichtet das Rating die finanzielle Sicherheit stärker als zuvor. Dafür zieht Franke und Bornberg die Ergebnisse des eigenen „Map-Report“ heran. Weniger Punkte gibt es für die Kriterien Beitragszahlung, Serviceleistungen und Verwaltungsgebühren.
Neues Rating für Rentenversicherungen mit Einmalbeitrag
Erstmals werden auch Produkte mit Einmalbeitrag gesondert berücksichtigt. Hierzu sagt Franke: „Augen auf bei der Tarifwahl: Wer eine Rentenversicherung mit Einmalbeitrag abschließen will, sollte bei der Qualität und Stabilität besser zweimal hinsehen.“ Schließlich gehe es um viel Geld, das auf einmal angelegt wird. Spätere Korrekturen seien meist mit Verlust verbunden. Nach seiner Einschätzung habe ein qualifizierter Tarifvergleich, der den Besonderheiten dieser Tarifform gerecht wird, bisher gefehlt. Die Basis der neuen Bewertung liefert das Rating für Produkte mit laufendem Beitrag, heißt es von F&B. Der Schwerpunkt liegt aber auf Kriterien, die für Einmalbeitragskunden von besonderem Interesse seien.
Sechs Produktkonzepte im Rating
Das Rating unterscheidet, abhängig von Garantien und Kapitalanlage, die Kategorien „Klassik“, „Neue Klassik“, „Index“,„ Beitragsorientierte Hybride“, „Garantieorientierte Hybride“ und „Fonds“. Franke und Bornberg wendet insgesamt 63 Kriterien für seine Untersuchung an. Bewertet werden unter anderem Flexibilität, Transparenz sowie das Produktkonzept der Tarife. Die meisten Kriterien umfasst der Katalog für „Beitragsorientierte Hybride“ (50), die wenigsten für Tarife der „Neuen Klassik“ mit 33 Kriterien.
Hallo, Herr Kaiser!
Während das Angebot bei geförderten Produkten schrumpft, boomt es mit 268 berücksichtigten Tarifen gegen laufenden Beitrag und 264 gegen Einmalbeitrag in der dritten Schicht (Privatrente). „In der dritten Schicht spielt die Musik. Hier können Produktentwickler ihre Stärken voll ausspielen“, sagt Philipp Wedekind, Leiter Ratings Vorsorge und Nachhaltigkeit bei F&B.
Rund 70 Prozent der Tarife in beiden höchsten Wertungsklassen
Die mit Abstand größte Gruppe bilden hier fondsgebundene Rentenversicherungen (111 beziehungsweise 104 Tarife), gefolgt von garantieorientierten Hybriden (60 beziehungsweise 55 Tarife). Insgesamt fallen die Bewertungen sehr positiv aus. Die höchste Bewertungsstufe „FFF+“ (hervorragend) erreichen 24,6 Prozent (laufender Beitrag) und 26,1 Prozent (Einmalbetrag) der Testkandidaten. 45,5 Prozent beziehungsweise 41,7 Prozent werden mit „FFF“ (sehr gut) eingestuft. Lediglich fünf Offerten (1,9 Prozent) bei Produkten gegen laufenden Beitrag und elf Angebote (4,2 Prozent) gegen Einmalbeitrag werden mangelhaft oder ungenügend eingestuft.
Klassik-Tarife in der dritten Schicht fallen qualitativ ab
Auffällig ist, dass es beim Konzept „Klassik“ kein einziges von 43 untersuchten Produkten gegen laufenden Beitrag in die höchste Ratingklasse schafft. Sie kommen oft nicht über eine ausreichende Bewertung hinaus. Bei Tarifen gegen Einmalbetrag gelingt zumindest zwei Offerten der Alte Leipziger der Sprung in die höchste Wertungsklasse. Die Kategorien „Garantieorientierte Hybride“ und „Fonds“ punkten dagegen durchgängig mit vielen von F&B qualitativ hoch eingestuften Tarifen.
Abweichungen in der Ergebnisdarstellung
Beim Blick in die online veröffentlichten Ergebnislisten von F&B fallen Abweichungen bei der Anzahl der gelisteten Produkte nach Ratingnote im Vergleich zu den Grafiken auf. Dazu sagt F&B auf Nachfrage von DAS INVESTMENT: „Hintergrund ist zum einen, dass auf der Homepage Tarifvarianten mit verschiedenen Todesfallmodellen über eine Bausteinzuordnung dargestellt werden. Zum anderen erfolgte nach Veröffentlichung eine geringfügige Korrektur der Bewertung der Finanzstärke der Unternehmen mit Einfluss auf das Ratingergebnis der Produkte.“ Diese angeblich nur geringfügige Korrektur führt allerdings zu durchaus erheblichen Abweichungen. So werden in der Online-Ergebnisliste im Segment „Neue Klassik“ (laufender Beitrag) vier Produkte mit der Höchstnote ausgewiesen, statt nur einem Tarif in der Grafik.
Das Fazit der Analysten
An der Qualität liegt es aus Sicht von Franke & Bornberg nicht, wenn private Rententarife derzeit unter mangelnder Nachfrage leiden. Vor allem Fondstarife und hybride Produkte würden mit klugen Konzepten und kundenfreundlichen Bedingungen überzeugen. Die meisten Gesellschaften setzen laut den Analysten auf Nachhaltigkeit und bieten eine breite Auswahl an nachhaltigen Fonds. Ein höherer Rechnungszins werde die Nachfrage moderat beflügeln. Für einen Turboeffekt reiche der Anstieg des Höchstrechnungszinses um 0,75 Prozentpunkte allerdings nicht. Zudem schränkten Garantien den Spielraum in der Kapitalanlage ein.
Riester-Verträgen helfe der neue Rechnungszins dabei, die geforderte Mindestbeitragsgarantie zu erfüllen. Manche Versicherer führen jetzt Riester wieder ein oder prüfen die Einführung, so die Autoren. Die geplanten Neuerungen für die geförderte Altersvorsorge könnten, wenn sie eine neue Regierung denn auch umsetzt, Produkten der ersten und zweiten Schicht zu mehr Bedeutung verhelfen.