Map-Report von Franke und Bornberg Nur 5 PKV-Anbieter erreichen im Bilanz-Rating die höchste Auszeichnung
Die Ratingagentur Franke & Bornberg (F&B) hat in ihrem „Map-Report 935“ ausgesuchte Bilanzkennzahlen von Unternehmen in der Privaten Krankenversicherung für die Jahre 2019 bis 2023 untersucht. Die Analysten nahmen dabei 30 Gesellschaften unter die Lupe. Die fünfte Auflage des Ratings zeigt nach Aussage der Autoren, wie stark das Geschäft der PKV-Anbieter von äußeren Einflüssen betroffen ist. So werde deutlich, wie die Gesellschaften weiter auseinanderdriften und sich zunehmend in schrumpfende, stagnierende und wachsende Unternehmen unterteilen.
So funktioniert die Methodik
Die Angaben zur Methodik sind sehr dünn: Insgesamt bilden zehn Kennzahlen das Gerüst für die Bewertung im Bilanz-Rating. Private Krankenversicherungsverträge laufen in der Regel über Jahrzehnte, deshalb werden die Ratingkennzahlen als Fünf-Jahres-Durchschnitte berechnet und bewertet, wie F&B angibt. In den Kennzahlen waren maximal 20, 30 oder 40 Punkte zu erreichen, insgesamt 300. Die Ergebnisse in den zehn Segmenten werden addiert und das Ergebnis zu einer Gesamtnote verdichtet. Der prozentuale Index zeigt dabei für die Gesamtwertung das Verhältnis von erreichter Punktesumme zu möglicher Gesamtpunktezahl.
Anbieterfreundliche Skalierung
Die höchste Bewertung im Rating „mmm+“ (hervorragend) wird bereits ab 85 Prozent der zu erreichenden Punkte vergeben. Ab 75 Prozent gibt es ein „mmm“ (sehr gut), ab 65 Prozent ein „mm“ (gut) und ab 55 Prozent ein „m“ für befriedigende Leistungen. Für ein Ergebnis von weniger als 55 Prozent verteilen die Analysten die Bewertung „m-“ für ausreichende Bilanzkennzahlen. Insgesamt ist diese Skalierung als anbieterfreundlich zu werten, weil vergleichsweise geringe Punktzahlen beziehungsweise Prozentwerte für eine gute Note ausreichen.
LVM dieses Jahr an der Spitze
Was die Ergebnisse angeht, gibt es einen Wechsel an der Spitze des Ratings. Nachdem die Alte Oldenburger in den vergangenen Jahren im Bilanz-Rating jeweils die beste Bewertung erzielt hatte, wird sie nun von der LVM abgelöst. Mit 274 Punkten (91,3 Prozent) präsentieren sich die Münsteraner nach der F&B-Berechnung als bilanzstärkster privater Krankenversicherer.
Der Vorsprung auf das Verfolgerfeld ist minimal: Die zweitplatzierte Universa erzielt mit 273 Punkten (91,0 Prozent) nur einen Zähler weniger, danach folgt die Alte Oldenburger mit 272 Punkten (90,7 Prozent). Zur Marktspitze mit der höchsten Bewertungskategorie „mmm+“ zählen zudem die Signal Iduna sowie die VGH Provinzial. In der zweiten Wertungsklasse platzieren sich acht Unternehmen, dahinter folgt ein breites Mittelfeld. Zwei Unternehmen erhalten nur „m-“ (ausreichend).
Parallelen und Abweichungen zum M&M-Rating
Interessant ist der Vergleich mit dem aktuellen Rating des Konkurrenten Morgen & Morgen. Hier schafften acht Unternehmen den Sprung in die höchste Wertungskategorie, darunter sind auch die LVM, Universa, Alte Oldenburger und Signal Iduna. Nicht vertreten ist indes die VGH Provinzial. Teilweise weichen die Ergebnisse der beiden Analysehäuser deutlich voneinander ab. DEVK und Hansemerkur, die bei Morgen & Morgen die Höchstwertung bekommt, erreichen bei F&B nicht einmal die zweithöchste Wertungsklasse. Die Allianz, einer der Top-Unternehmen im konkurrierenden Rating, steigt bei F&B zumindest von gut auf sehr gut auf und erhält ein „mmm“.
Hallo, Herr Kaiser!
Wer in der Vollversicherung besonders zugelegt hat
Die Untersuchung bietet weitere Einblicke in das Marktgeschehen der PKV. So waren Ende 2023 nach Angaben von F&B 8.709.853 Personen vollversichert. Das sind 0,06 Prozent beziehungsweise 5.322 Versicherte mehr als im Vorjahr. „Nicht besonders spektakulär, aber wenigstens ein Bestandszuwachs in der Vollkostenversicherung. Und zwar der erste seit zwölf Jahren“, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des „Map-Report“.
15 der 30 Anbieter mit Vollversicherten konnten die Bestände ausbauen. In absoluten Werten dominierte die Debeka das Feld mit einem Plus von 16.249 Kunden, gefolgt von der Arag (15.051), Hansemerkur (7.525) und Barmenia (5.842). Die größten Bestandsverluste hatten wie in den vergangenen Jahren die DKV (-13.499), Allianz (-6.566), Continentale (-5.730) und Bayerische Beamtenkranken (-5.340) zu verkraften. Zumindest sind die Bestandsverluste dabei geringer als in den Vorjahren.
Teilweise hohe Zuwächse im Neugeschäft
Zweistellige Zuwächse im Neugeschäft, das marktdurchschnittlich seit einer Dekade schwächelt, verbuchten Arag (16,9 Prozent), Concordia (13,8 Prozent), Mecklenburgische (11,2 Prozent) sowie Nürnberger mit 11,1 Prozent. Von den Schwergewichten mit mehr als einer Milliarde Euro Beitragseinnahmen waren Hallesche (8,0 Prozent), Hansemerkur (7,8 Prozent) und Barmenia (7,1 Prozent) am stärksten auf Wachstumskurs. Leicht rückläufige Beitragseinnahmen verzeichneten hingegen Marktführer Debeka (-0,5 Prozent) und Continentale (0,1 Prozent). Die Beitragseinnahmen legten nach durchschnittlich 3,8 Prozent im Jahr 2022 im Vorjahr mit jetzt 3,1 Prozent nicht mehr ganz so stark zu.
Viele Aufgaben für die PKV in Zukunft
Was die Zukunft der Sparte angeht, sieht Franke & Bornberg viele Herausforderungen. „Insgesamt stellen die steigenden Gesundheitskosten, vor allem durch teure neue Behandlungsmethoden und Medikamente, ein Risiko für die Stabilität der Beiträge dar. Die Versicherer müssen deshalb Wege finden, um die Kosten zu kontrollieren und gleichzeitig weiterhin hochwertige Leistungen zu gewährleisten“, schreiben die Autoren.
Zudem erforderten sich verändernde Kundenbedürfnisse von den Anbietern fortwährende Innovationen. Digitale Technologien spielten dabei eine Schlüsselrolle. Ob telemedizinische Dienstleistungen, Gesundheits-Apps und Wearables sowie Online-Plattformen mit verschiedenen Dienstleistungen: „Technischer Fortschritt bietet erhebliches Potenzial und ermöglicht den Versicherern effizientere und damit kostengünstigere Prozesse bei gleichzeitig besserem Service.“