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Homeoffice vs. Hochhaus: Das ist der Kampf um die Arbeitswelt von morgen

Frankfurt am Main plant nicht weniger als 14 neue Hochhausprojekte bis 2040. In Zeiten, in denen das Homeoffice zur Norm geworden ist und viele Büros verwaisen, klingt dies zunächst wie ein Anachronismus. Doch könnte sich hinter dieser scheinbaren Paradoxie eine neue Realität des Büroimmobilienmarktes verbergen?
Florian Reiff, Deutschlandchef des US-Immobilienriesen Tishman Speyer, glaubt fest daran. In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ prophezeit er nicht weniger als eine Renaissance des Büros – allerdings mit einem entscheidenden Caveat: Nur die Crème de la Crème wird überleben.
Modern, zentral gelegen und mit allerlei Annehmlichkeiten ausgestattet – so sieht laut Reiff das Erfolgsrezept aus. Der graue Betonklotz am Stadtrand hat ausgedient. Stattdessen locken die Büros der Zukunft mit Yoga auf der Dachterrasse und Weinproben im Erdgeschoss. Das klingt verlockend, wirft aber auch Fragen auf.
Die Umwandlung in Wohnraum scheitert an der Realität
Was geschieht mit den Verlierern dieser Entwicklung? Die Umwandlung veralteter Bürogebäude in Wohnraum mag eine noble Idee sein, scheitert aber oft an der Realität deutscher Bauvorschriften. Der Abriss droht - eine wenig nachhaltige Lösung in Zeiten des Klimawandels.
Der Markt könnte, glaubt man Reiff, zweigeteilt werden. In einer Welt, in der Unternehmen um Talente buhlen, wird das Büro zunehmend zum Aushängeschild. Wer es sich leisten kann, wird in Toplage residieren. Der Rest muss sich mit den Krümeln begnügen – oder ganz auf physische Präsenz verzichten.
So zeichnet sich am Horizont eine neue Form der Segregation ab: nicht zwischen Arm und Reich, sondern zwischen attraktiven und unattraktiven Arbeitgebern. Die Büroimmobilie wird zum Statussymbol, zum Magneten für die besten Köpfe.
Die Bürowelt von morgen wird anders sein
Ob diese Entwicklung wünschenswert ist, sei dahingestellt. Fest steht: Der Büromarkt steht vor einem Paradigmenwechsel. Die geplanten Frankfurter Hochhausprojekte könnten Vorboten dieser neuen Ära sein. Wer jetzt die richtigen Weichen stellt, könnte zu den Gewinnern gehören. Alle anderen müssen sich warm anziehen – oder besser gesagt: zu Hause bleiben.
Es bleibt abzuwarten, ob Reiffs optimistische Prognose eintrifft. Doch eines ist sicher: Die Bürowelt von morgen wird eine andere sein als die von gestern, also vor der Pandemie. Und vielleicht werden wir schon bald nostalgisch an die Zeiten zurückdenken, als ein Büro einfach nur ein Ort zum Arbeiten war, mit Kollegen am Drucker und der gluckernden Kaffeemaschine in der Küche – und nicht ein multifunktionales Erlebniszentrum mit Blick über die Skyline.