


Als sogenannte Run-off-Plattform ohne eigenes Neugeschäft übernimmt die Firmengruppe Frankfurter Leben Vertragsbestände von anderen Versicherern, um diese abzuwickeln. Zu der in Bad Homburg ansässigen Firmengruppe gehören zurzeit neben den beiden Pensionskassen Pro bAV und Prudentia auch zwei Lebensversicherer: Seit inzwischen bereits sechs Jahren verwaltet man einerseits den ehemaligen Bestand der Basler Leben Direktion für Deutschland unter dem Namen Frankfurter Lebensversicherung und andererseits den ehemaligen Bestand der Arag Lebensversicherung unter dem Namen Frankfurt Münchener.
LV-Vertragsbestand wird übertragen
Zu den bislang etwa 700.000 von den rund 170 Mitarbeitern betreuten Verträgen in Deutschland kommen nach Firmenplänen bald auch rund 150.000 Verträge und insgesamt rund 2,8 Milliarden Euro Kapitalanlagen von Kunden der Generali Deutschland Pensionskasse. Diese Transaktion muss aber noch durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) abgesegnet werden. Das gilt ebenso für den Bestand der Landeslebenshilfe (LLH), dessen Übertragung auch noch dessen Mitgliedervertreter zustimmen müssen. Der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit hält aktuell rund 11.000 Verträge und rund 150 Millionen Euro.
Für die jeweiligen Kunden ändere sich dabei nichts: Die Versicherungsverträge werden bis zum Laufzeitende mit unveränderten Garantien, Konditionen und Bedingungen fortgeführt. Ähnlich wie die Mitbewerber im Run-off-Markt, Viridium oder Proxalto, wird die Frankfurter Leben-Gruppe von vielen Verbraucherschützern kritisch betrachtet. Hierzu kommentiert das Unternehmen, „das Vertrauen und die Belange der Versicherten stehe im Mittelpunkt der Geschäftspolitik“. Die Spezialisierung ermögliche Effizienz- und Kostenvorteile, die an die Kunden weitergegeben würden. Und nach einer Bestandsübernahme sinke stets die Stornoquote.
Run-off: Verbraucherschützer skeptisch

„Ich freue mich, dass wir mit der Frankfurter Lebensversicherung ein erfahrenes Unternehmen gefunden haben, das die Verträge der LLH mit seinem eigens darauf ausgelegten Geschäftsmodell im Sinne aller Kunden weiterführen wird und zugleich Vorteile für unsere Kunden bietet“, sagt LLH-Vorstands-Chef Matthias Brake. Mit der Transaktion stelle die LLH sicher, dass der Versichertenbestand „im Sinne aller Kunden langfristig fortgeführt werden“ könne. „Wie viele andere Lebensversicherer auch“ habe die LLH ein rückläufiges Neugeschäft verzeichnet, das im Mai 2020 eingestellt wurde.
Schrumpfender Bestand bei wachsenden Fixkosten
Die LLH litt daher nach eigenen Angaben zuletzt unter einem abnehmenden Bestand bei zugleich steigenden Fixkosten. Aus den verbliebenen 11.000 Versicherungsverträgen verbuchte sie im vorigen Jahr nur noch Bruttobeiträge von gerade einmal insgesamt 5,5 Millionen Euro. Die aufsichtsrechtliche Solvenzquote der LLH betrug im Niedrigzinsjahr 2021 zwar knapp 478,1 Prozent und lag damit klar über der geforderten 100-Prozentmarke. Doch ohne Einsatz von Übergangsmaßnahmen wären es nur 19,6 Prozent gewesen, berichtet die Rating-Agentur Assekurata.
Zum Vergleich: Auch bei der Frankfurter Leben waren es demnach lediglich rund 333 beziehungsweise knapp 99,8 Prozent (Basissolvenzquote). Das liegt weit unter den jeweiligen Branchendurchschnitt in Höhe von knapp 475,7 beziehungsweise rund 268,3 Prozent und erinnert an die Kritik von Deutschlands oberstem Versicherungsaufseher: Frank Grund kritisierte bei seiner letzten Bafin-Konferenz „erstaunlich kreative Ansätze bei der Berechnung der Solvenzquoten“ bei einigen Versicherern und nannte externe Run-off-Anbieter als Beispiel. Dem Branchenmedium versicherungsmonitor.de zufolge erhält die LLH für die aktuelle Übertragung keinen Kaufpreis für ihren Altbestand erstattet, sondern muss dafür bezahlen. Dies wollte eine Firmensprecherin auf Anfrage von DAS INVESTMENT weder bestätigen noch dementieren.