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Franz Weis im Gespräch „Bayer flog sofort raus”

Franz Weis ist Teamleiter Europa bei der Fondsgesellschaft Comgest und Manager des Comgest Growth Europe.
Franz Weis ist Teamleiter Europa bei der Fondsgesellschaft Comgest und Manager des Comgest Growth Europe. | Foto: Comgest

DAS INVESTMENT: Herr Weis, die Haltedauer der rund 35 Positionen im Portfolio des Aktienfonds Comgest Growth Europe beträgt im Schnitt drei bis fünf Jahre oder liegt sogar deutlich höher. Ist Ihnen in Ihrem Job nicht oftmals schrecklich langweilig?

Franz Weis: Nein, überhaupt nicht. Wir sind gut beschäftigt mit den Unternehmen, die wir im Fonds halten. Bei denen ergibt sich ständig etwas Neues. Auch mit einem langfristigen Anlagehorizont von fünf Jahren müssen wir kurzfristig immer wieder überprüfen, ob die Anlage-Hypothesen wirklich noch gelten oder ob sich die Qualitätskriterien geändert haben: Ist die Preissetzungsmacht noch so stark wie zuvor? Sind die Markteintrittsbarrieren noch gültig? Wir müssen sicherstellen, dass wir die Unternehmen immer noch aus guten Gründen halten.

Im Fußball würde man sagen: Sie verwalten das Ergebnis.

Weis: Selbstverständlich suchen wir auch ständig nach neuen Ideen. Wir investieren in Qualitäts-Wachstumsunternehmen, sind bei der Auswahl sehr wählerisch und stellen hohe Ansprüche. Das bedeutet in der Praxis, dass wir uns viele Unternehmen ansehen. Letztlich finden wir aber nur wenige Unternehmen wirklich interessant. Bei denen gehen wir dann aber richtig in die Tiefe. Es ist immer spannend, neue Unternehmen und Produkte kennenzulernen.

Was muss passieren, damit eine Aktie wieder aus dem Portfolio fliegt?

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Weis: In den meisten Fällen ändert sich die Bewertung. Obwohl wir selten ganz rausgehen, wenn wir von einem Unternehmen wirklich überzeugt sind. Wenn die Qualitätskriterien außerordentlich hoch sind, das Wachstum auch langfristig andauern kann, behalten wir meist noch eine kleine Position bei, um sie eventuell wieder aufzubauen.

Keine krasseren Beispiele?

Weis: Als Bayer die Übernahme von Monsanto bekanntgegeben hat, wurden wir hellhörig. Wir waren überhaupt nicht angetan von dieser strategischen Neuorientierung, ausgegeben von einem Chef, der gerade mal zehn Tage im neuen Job war. Wir hielten eine mittelgroße Position der Aktie und haben das Unternehmen relativ rasch verkauft. Die strategische Veränderung, weg von Pharmazeutik hin zu Agrochemie, gefiel uns nicht. Zumal die Branche nicht gerade die sauberste ist und Monsanto das schlimmste Unternehmen darin wegen der krebsfördernden Bestandteile ihrer Produkte. Das war bekannt. Aus ESG-Gründen haben wir das Unternehmen verkauft. Aber auch die Aufgabe, dass ein deutsches Unternehmen einen alteingesessenen US-Konzern mit seiner ganzen Kultur integrieren soll, und die damit verbundenen finanziellen Risiken waren uns viel zu riskant.

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