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Frau Kemfert, geht die Energiewende zu schnell?

Claudia Kemfert vom DIW<br>Foto: Marc Darchinger
Claudia Kemfert vom DIW
Foto: Marc Darchinger
Forscher fordern ein Öko-Moratorium. Sie empfehlen eine mehrjährige Pause beim Ausbau erneuerbarer Energien. Die Gründe: Zum einen stark steigende Stromkosten und eine hohe Belastung des Staatshaushalts. Der Ausbau erneuerbarer Energien hat deutlich zugenommen und die Nachfrage nach Photovoltaik führte zu einem deutlichen Anstieg der EEG-Umlage, dem Beitrag, der über den Strompreis zur Finanzierung der erneuerbaren Energien geleistet wird. Zudem steigen die Förderkosten in den kommenden Jahren deutlich, da die Vergütungssätze über einen Zeitraum von 20 Jahren gewährt werden. Zum anderen Netzinstabilitäten. Es besteht die Sorge, dass der Ausbau der Netze und Stromspeicher nicht Schritt halten kann und somit Netzinstabilitäten bis hin zu Blackouts auftreten können.

Eine komplette Pause beim Ausbau der erneuerbaren Energien wäre jedoch kontraproduktiv und würde die falschen Anreize zum Umbau des Energiesystems setzen. Einerseits ist es richtig, dass die Nachfragesteigerungen beim Ausbau der Photovoltaik riesig war, ausgelöst durch Wirtschaftskrise und durch das massive Absinken der Kosten und Preise. Dieser Entwicklung hat man jedoch entgegengewirkt, indem die Vergütungssätze entsprechend gesenkt wurden.

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Eine weitere Kürzung der Vergütungssätze hat man erst einmal ausgesetzt, da die Nachfragesteigerung in diesem Jahr gering war. Der Zielkorridor, der erreicht werden soll, liegt bei einem Zubau von maximal 3.500 Megawatt pro Jahr. Es ist richtig, dass ein massives Überschreiten dieses Zielkorridors zu weiteren Umlagesteigerungen führen kann. Genau aus diesem Grund wird man die Vergütungssätze auch weiterhin absenken, wenn die Nachfrage exorbitant steigen sollte.
Das zweite Thema, was in der Forderung nach dem Aussetzen des Zubaus erneuerbarer Energien angesprochen wird ist, dass der Netzausbau nicht schnell genug vorankommt. Auch dies ist ein dringendes Problem, welches durch den Ausbau der Infrastruktur schnell behoben werden muss. Ob die gewährten finanziellen Anreize bereits ausreichen, um wirklich in ausreichendem Maße in den Ausbau der Netze und Stromspeicher zu investieren, muss dahingestellt bleiben. Wichtig zu sehen ist nur, dass daran kein Weg vorbei geht. Die eingeleitete und beabsichtige Energiewende darf nicht beim Ausschalten der Atomkraftwerke stehenbleiben. Wenn der Anteil der erneuerbaren Energien nicht erhöht wird, werden die restlichen fossilen Kraftwerke, die in den kommenden Jahren aus Altersgründen vom Netz gehen ausschließlich durch fossile, in erster Linie Kohlekraftwerke, ersetzt. Dem kann nur durch Zubau von erneuerbaren Energien entgegengewirkt werden. Nur wenn die erneuerbaren Energien weiter wachsen, besteht außerdem ein ökonomisches Interesse, flexible aber teurere Gaskraftwerke einzusetzen. Sicherlich wird man auch politische Unterstützung benötigen, um die geeigneteren, da variabel einsetzbaren Gaskraftwerke ökonomisch attraktiv zu gestalten. Eine einseitige Forderung nach dem Aussetzen des Ausbaus erneuerbarer Energien wird jedoch kaum die notwendigen Schritte hin zu einer nachhaltigen Energiewende einleiten können. Nach dem Atomausstieg muss nun der Kohleausstieg kommen, und der Einstieg in erneuerbare Energien. Mit allen Konsequenzen.

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