

Karolina Decker bei „She Speaks Finance“ „80 Prozent der Frauen sind CFO ihres eigenen Haushalts“
Barbara: Wie war das denn bei dir? Wie sahen deine ersten Investmentschritte aus und hattest du auch ein bisschen Schiss loszulegen?
Karolina: Ja. Ich habe meine Finanzkarriere bei der französischen Bank BNP Paribas gestartet und da angefangen, mit Kollegen darüber zu sprechen, wie kann man Geld anlegen oder investieren. Damals war ich im Bereich Immobilienfinanzierung unterwegs und habe zusammen mit meinen Eltern meine erste Immobilie gekauft, weil mein Gehalt dafür nicht gereicht hat. Ich habe den Fehler gemacht, dass ich bei Gehaltsverhandlungen nie so wirklich aktiv reingegangen bin, sondern genommen habe, was sie mir gegeben haben. Später habe ich gelernt, wie man das richtig macht. Bei meinem Portfolio habe ich mit dem klassischen Aktien-Weltmarkt-Portfolio, also Fonds und auch ETFs, angefangen, was sich im Laufe der Jahre ziemlich gut entwickelt hat.
Christin: Ich finde es spannend, dass du das mit der Gehaltsverhandlung gelernt hast. Hättest du drei Tipps für Frauen, die da auch Schwierigkeiten mit haben, wie man es besser machen kann?
Karolina: Also zuerst muss man sich gut informieren, wie viel die Kolleginnen oder Kollegen auf der gleichen Stelle verdienen und auf welches jährliche Gehalt man überhaupt Anspruch hat. Zweitens muss man wirklich gut überlegen, welche zusätzlichen Fähigkeiten man mitbringt? Was kann ich? Habe ich ein Studium abgeschlossen oder große Weiterbildungen zum Thema. Das sind natürlich alles Aspekte, die man einbringen kann während der Gehaltsverhandlung. Und der dritte Aspekt ist wirklich, selbstbewusst reinzugehen, also wirklich zu wissen, wo die rote Linie ist und für wie viel Geld man arbeiten will. Vielleicht gibt es darüber hinaus auch noch andere Benefits, die man vom Arbeitgeber bekommen kann – ein Busticket oder Fitnessstudio-Abo oder Workshops.
Mir hat es damals sehr geholfen, eine Kollegin als Sparringspartner zu haben, mit der ich das Gespräch geübt und verschiedene Szenarien getestet habe. Ich habe mich aber schon gefragt, warum ich weniger verdiene als meine männlichen Kollegen – denn das war bei mir tatsächlich damals der Fall. Aber mein Chef hat mir dann ganz offen gesagt: „Karo, du hast nie verhandelt!“ Also, selbst schuld, würde ich sagen.
Barbara: Und wo liegen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern beim Investieren?
Karolina: Frauen sind viel risikobewusster. Ja, ich sage nicht risikoscheu, sondern wirklich risikobewusst. Sobald Frauen wissen, welche Risiken hinter dem Produkt stehen und was mit bestimmten Produkte passieren kann, gehen sie das Thema viel, viel vorsichtiger an als Männer, die da mit viel Impuls reingehen.
Männer wechseln in der Regel viel häufiger Anbieter, wenn sie mit der Rendite gerade im Keller sind. Bei Frauen ist die Planung eher langfristige, sie investieren grundsätzlich nicht, um eine bestimmte Rendite zu erwirtschaften, sondern vielmehr in Lebensstile oder in nachhaltige Themen. Green Investments stehen bei Frauen wirklich in Vordergrund, das muss man sagen.
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