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Equal Pay Day „Frauen müssen Verantwortung für ihre Finanzen übernehmen“

Von in InterviewsLesedauer: 3 Minuten
2021 fällt der Equal Pay Day auf den 10. März
2021 fällt der Equal Pay Day auf den 10. März: „Investitionen sind für Frauen interessanter, wenn sie nicht nur der Vermehrung des Geldes, sondern auch einem guten Zweck dienen“, sagt Hanne Roggemann, Expertin für Sustainable Finance am Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen (iff). | Foto: IFF Institut für Finanzdienstleistungen

Frau Roggemann, Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer. Bei den Renten ist die Differenz sogar noch größer. Dennoch investieren Frauen nach wie vor seltener in Wertpapiere. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Hanne Roggemann: Die von Ihnen genannten Zahlen zeigen sehr deutlich, dass Frauen besonders auf gute Finanzentscheidungen angewiesen sind, um sich für das Alter abzusichern. Dass Frauen dennoch weniger in die private Vorsorge investieren, resultiert aus einem Zusammenspiel aus finanzieller Bildung, Einkommen und gesellschaftlichen Vorstellungen. So wirken sich eine höhere Bildung und eine stärkere Einbindung in finanzielle Entscheidungen oft positiv aus. Letztere hängt allerdings meist mit der Höhe des Einkommens zusammen. Bei Frauen in einer Partnerschaft verdient der Partner oftmals mehr und übernimmt damit auch die Verantwortung für finanzielle Entscheidungen.

Auch Angebote oder Werbung zur privaten Altersvorsorge richten sich in der Regel an Männer, da diese traditionell die Rolle des Hauptverdieners und somit auch des Entscheiders in Finanzfragen einnehmen. In der Wissenschaft spricht man von kultureller Vererbung: Traditionell hat sich immer die Frau um die Haushaltskasse gekümmert. Anlage und Sparen waren dagegen Aufgabe des Haushaltsvorstandes – also des Mannes.

Was muss geschehen, damit Frauen die Themen Finanzen und Altersversorge für sich entdecken?

Roggemann: Wichtig ist, dass Frauen verstehen, dass sie selbst Verantwortung für ihre finanzielle Situation übernehmen müssen. So abgedroschen der Satz „Ein Ehemann ist keine Altersvorsorge“ auch klingt – das Thema ist nach wie vor aktuell. Hinzu kommt, dass in Deutschland kaum über Geld und Finanzen gesprochen wird, auch nicht in Partnerschaften. Dabei ist es so wichtig, sich gemeinsam einen Überblick über die finanzielle Situation, Versicherungen und Altersvorsorge zu verschaffen und auch für den Worst Case zu planen. Das heißt: Kann im Falle einer Trennung der Lebensstandard gehalten werden? Und wenn ja, wie?

Was halten Sie von speziellen Angeboten für Frauen seitens Banken oder Vermögensverwaltern?

Roggemann: Da beim Thema Finanzen traditionell eher Männer adressiert werden, fühlen Frauen sich oft nicht angesprochen. Angebote, bei denen explizit Frauen als Entscheiderinnen angesprochen werden, können das ändern, besonders wenn dabei auf spezifische Themen wie Teilzeitfalle oder Rentenlücke eingegangen wird.

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Das Risiko solcher Angebote besteht aber darin, dass sich ein Nischenmarkt entwickelt, der die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern noch verstärkt. Denn dadurch wird der Unterschied zwischen Frauen und Männer hervorgehoben ? dieser besteht allerdings nur in Bezug auf die Einkommenssituation und nicht in puncto Bildung, Intelligenz oder Interesse.

Achten Frauen bei der Geldanlage auf andere Faktoren als Männer? Welche Sorgen und Vorbehalte gibt es?

Roggemann: Männer und Frauen blicken nicht per se unterschiedlich auf Finanzen. Aber: Die Lebensrealitäten unterscheiden sich eben häufig noch und Frauen müssen daher anders planen. Man muss allerdings aufpassen, dass man keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern suggeriert, den es so gar nicht gibt. Zwar lässt sich oft feststellen, dass Frauen emotionaler und risikoscheuer an Finanzthemen rangehen ? grundsätzlich sollte es aber um die Interessen jedes Einzelnen gehen.

Aufgrund von Erwerbsunterbrechungen und einer höheren Lebenserwartung ist das Thema Altersvorsorge besonders entscheidend. Viele Frauen würden gerne mehr arbeiten, können dies aber nicht, da sie für die Betreuung und Pflege von Kindern oder Angehörigen zuständig sind. Ein Grund dafür ist, dass viele Frauen bereits vor der Geburt von Kindern weniger verdienen und deshalb allein schon aus finanziellen Gründen eher eine Auszeit nehmen als Männer.

Wie stehen Frauen zu nachhaltigen Geldanlagen? Stellt die Einhaltung von ESG-Kriterien einen Anreiz zum Investieren an der Börse dar und gibt es bei diesem Thema geschlechterspezifische Unterschiede?

Roggemann: Es gibt eine starke Evidenz, dass Frauen das ihnen zur Verfügung stehende Geld produktiver investieren als Männer. Frauen nutzen Kredite beispielsweise eher für die Bildung der eigenen Kinder, als das bei von Männern in Anspruch genommenen Krediten der Fall ist. Auch das Thema nachhaltiges Investieren scheint eher von Frauen besetzt zu sein. Wenn das Investieren nicht nur der Vermehrung des Geldes, sondern auch noch einem guten Zweck dient, scheint das Thema Geldanlage für Frauen interessanter zu werden. Hinzu kommt, dass viele Frauen sich als Profiteure nachhaltiger Geldanlagen empfinden, da Gleichberechtigung auch in den ESG-Kriterien berücksichtigt wird.

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