Kleiner kann gewinnen Frontier-Markets-Aktien auf Höhenflug
Das nennt man wohl einen fulminanten Start: Der Aktienfonds Redwheel Next Generation Emerging Markets Equity (ISIN: LU2538737953) verzeichnet seit Beginn des Jahres einen Wertzuwachs von 18,1 Prozent (Stand 22. September 2023). Auf Sicht von drei Jahren beträgt das Plus sogar 36 Prozent, und zwar pro Jahr. Damit lässt der im April 2019 aufgelegte und immer noch jüngste hierzulande zugelassene Frontier-Markets-Fonds sämtliche etablierten Wettbewerber hinter sich.
Wie bei allen Aktienfonds dieser Kategorie stammen die Investments in erster Linie aus sogenannten Grenzmärkten, also Volkswirtschaften wie Bangladesch, Sri Lanka und Vietnam, die sich noch nicht so weit wie die großen Schwellenmärkte China, Indien und Co. entwickelt haben. Das Drei-Jahres-Resultat gehört allerdings zu einer institutionellen Anteilsklasse, denn die oben genannte Retail-Tranche für Euro-Anleger gibt es erst seit November des Vorjahres zu zeichnen.
In jedem Fall handelt es sich um herausragende Ergebnisse, für die sich der hinter dem Fonds stehende britische Asset Manager Redwheel nicht schämen muss. Im Gegenteil, wie James Johnstone mit Blick auf die unerfreuliche Lage hervorhebt: „Umfangreiche Branchen-Rotation und starke Volatilität haben die vergangenen drei Jahre geprägt“, so der Fondsmanager, der das Portfolio gemeinsam mit Victor Erch bestückt. Das bestätigt ein Blick auf den Schwellenländer-Aktienindex MSCI Emerging Markets, der im Gegensatz zu den mehr als 150 Prozent Plus des Fonds auf Sicht von drei Jahren knapp 10 Prozent verloren hat. „Das ist eine klare Bestätigung für unseren Auswahlprozess“, sagt Johnstone. Als Pionierinvestor in mehreren Volkswirtschaften sei er begeistert von den Wachstumschancen: „Die Kurse sind verglichen mit den entwickelten Märkten weiterhin sehr günstig.“
Experten der Fondsgesellschaft Schroders sind zuversichtlich, dass die Wirtschaft der Emerging Markets weiterhin schnell wachsen werde. „Die jüngsten Turbulenzen im Bankenbereich der Industriestaaten, die unter Umständen gestraffte Kreditbedingungen zur Folge haben werden, könnten diese Outperformance sogar noch verstärken“, erklärt David Rees, leitender Ökonom für Schwellenländer bei Schroders. Dies eröffne Anlegern Chancen, so Rees, da Emerging-Markets-Aktien über erhebliches Aufholpotenzial verfügten. Denn in den vergangenen Jahren spielte die Börsenmusik vor allem in der alten Industriewelt. Der starke US-Dollar belastet viele Firmen in Schwellenländern, da sie ihre Kredite in der US-Währung aufgenommen haben und der Schuldendienst nun deutlich teurer wird.
Doch dieser Faktor lässt nach, stellt der Experte fest: „Schwellenländer-Aktien sind deswegen bereits günstig. Der Bewertungsabstand zur industrialisierten Welt vergrößert sich seit Jahren.“ Während das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den Weltindex MSCI World bei 20,8 liegt, beträgt es für den MSCI Emerging Markets nur 14,1. Und der Grenzmärkte-Index MSCI Frontier Markets steht nach dieser Kennziffer mit 11,4 noch günstiger da. Die Performance von Aktienfonds mit breitem Schwellenländer-Universum toppen Frontier-Markets-Fonds locker: Auf Sicht von drei Jahren konnten die Manager den Wert ihrer Portfolios im Schnitt um 42,8 Prozent steigern. Dagegen weisen Emerging-Markets-Fonds gerade einmal 0,9 Prozent Wertzuwachs aus.
Für sein weit überdurchschnittliches Ergebnis verteilt das Redwheel-Duo das Fondsvermögen auf nicht weniger als 30 Länder. Dabei dominieren der nahe und noch mehr der ferne Osten. Ihr Favorit ist Indonesien, das mehr als 10 Prozent des Portfolios ausmacht. Auf den Plätzen folgen die Philippinen mit 9,8 Prozent und Saudi-Arabien mit 6,5 Prozent. Dahinter stehen die Vereinigten Arabischen Emirate und Vietnam mit jeweils knapp 6 Prozent. „Ziel des Fonds ist es, in gut geführte Unternehmen mit starkem Wachstum zu investieren, die wir zu angemessenen Bewertungen in Branchen wie Finanzdienstleistungen, Konsum, Fertigung und Werkstoffe finden“, fasst Johnstone seine Kriterien zusammen.
Kasachische Geldhäuser und Finanzdienstleister im Visier
Die Idee dahinter: Die in Schwellenländer-Indizes aktuell noch unterrepräsentierten Grenzmärkte erinnern an einige der aktuell gefragten Emerging Markets vor 10 bis 15 Jahren. Und könnten bald einen ähnlichen Aufstieg hinlegen, so Johnstone: „Dieser Ansatz stellt sicher, dass das Portfolio nicht indexorientiert, sondern ideenorientiert bleibt.“ Finanzdienstleister nehmen mehr als ein Drittel des Portfolios ein, mit weitem Abstand folgen zurzeit Anbieter von Werkstoffen, Immobilienfirmen und Industrie-Unternehmen.
Ähnlich verteilen Ramzi Sidani und Jennifer Passmoor das Vermögen ihres HSBC GIF Frontier Markets (LU0708055370). Auf Banken und Versicherer entfallen sogar mehr als 40 Prozent der Anlagen. Ganz vorn dabei ist mit aktuell 5,2 Prozent Portfolio-Anteil der kasachische Finanzdienstleister Kaspi.kz, zu dessen breitem Angebot etwa elektronische Zahlungssysteme, Versicherungen und die Finanzierung des Einzelhandels gehören. Ebenfalls zu den Top-Investments zählt das Bankhaus Halyk Savings Bank of Kazakhstan, eines der größten Geldhäuser des zentralasiatischen Landes, das sowohl private als auch geschäftliche Kunden bis hin zur Vermögensverwaltung betreut.