LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 21.09.2015 - 16:00 Uhrin Emerging MarketsLesedauer: 10 Minuten

Frontier-­ und Emerging-Markets-Experten „Volatilität ist nichts Schlechtes“

Seite 2 / 7


Liebe: In dieser Hinsicht kann man aber auch anderer Meinung sein. Ich glaube hier an keinen Automatismus. Singapur oder Korea sind sicherlich schon lange keine Emerging Markets mehr. Aber es gibt auch Gegenbeispiele.

Nehmen wir etwa die nordafrikanischen Staaten oder die Ukraine, die wir als funktionierende Emerging Markets angesehen haben, die aber aufgrund politischer Verwerfungen ins Chaos zurückfallen.

Morath: Das stimmt natürlich, eine eindimensionale Betrachtung ist hier fehl am Platz. Und es kommt hinzu, was eben schon anklang: Titulierungen wie Emerging Markets oder Frontier Markets klassifizieren in erster Linie Länder und keine Unternehmen.

Wenn wir uns etwa eine griechische Bank anschauen, kann deren Qualität um ein Vielfaches schlechter sein als die einer asiatischen Bank.

Zurhorst: Da pflichte ich bei. Ich habe mir im Februar Shoppingmalls in Lagos, Nairobi und Johannesburg angeschaut: Das wirtschaftliche Crescendo ist ganz eindeutig, dort fasst die Konjunktur Tritt.

Und ein Unternehmen wie der Dangote-Konzern, der größte Mischkonzern Afrikas, mag bei der Corporate Governance noch weit weg von westlichen Standards sein, trägt aber wesentlich zur volkswirtschaftlichen Entwicklung der einzelnen Länder bei. Das sind wichtige Maßnahmen, um den Lebensstandard zu heben.

Die Emerging Markets hängen allerdings am Tropf der Investoren aus den Industrienationen, was bei Kapitalabflüssen zu heftigen Marktreaktionen führt. Das soll weniger stark für die Frontier Markets gelten, wo weitaus weniger externe Investoren engagiert sind. Trifft das zu?

Lück: Im ersten Schritt ja. Aber wenn der Markt in sehr starke Schieflage gerät und vollends kippt, kann das, was vorher richtig war, falsch werden. Denn dann kann die Risikoaversion auf einmal so extrem werden, dass alle – bildlich gesprochen – nur noch zur Tür wollen, und die ist in den Frontier Markets viel kleiner als in den Emerging Markets.

Einen solchen Eskalationsprozess gab es beispielsweise bei der Asienkrise 1997. Länder mit einem hohen Leistungsbilanzdefizit und geringen Währungsreserven haben damals erhebliche Einbußen erlitten.

Zurhorst: Aber wenn Sie sich die Frontier Markets in Afrika anschauen, werden die von Ihnen genannten volkswirtschaftlichen Kriterien ausgehebelt: Dort gibt es nur eine geringe Staatsverschuldung und keine wesentlichen Leistungsbilanzdefizite. Insofern müssten alle Ampeln auf Grün stehen.
Tipps der Redaktion