Bit-Capital-Fondsmanager Ha Duong FTX-Pleite – das Ende von Krypto?
Was können wir also nun künftig von Bitcoin & Co. erwarten? Mit The Merge hat das Ethereum-Ökosystem einen signifikanten technologischen Fortschritt gesehen. Er wird die Skalierbarkeit und Massentauglichkeit der Ethereum-Blockchain verbessern.
Zudem werden mit der Mica-Verordnung und der Transfer-of-Funds-Regulierung auf EU-Ebene neue regulatorische Rahmen geschaffen. Sie begünstigen die Etablierung und Akzeptanz von Krypto-Assets in der konventionellen Finanzwelt und bei institutionellen Anlegern. Auch regulatorische Bestrebungen in vielen weiteren Regionen, wie etwa Australien, UK, Hongkong oder Südafrika, werden für eine steigende Rechtssicherheit bei Krypto-Assets sorgen.
Nicht zuletzt dürfte ein weiterhin steigendes Interesse an Krypto auch zu einer steigenden Verfügbarkeit von Kapital und Talenten führen – und damit auch zu weiteren Innovationen. Diese werden unter anderem der Infrastrukturebene zu Gute kommen, wodurch sich die Skalierbarkeit weiter verbessern und neue Anwendungsfälle möglich werden.
Vor allem im Defi-Bereich (Defi = Decentralized Finance) können neue Applikationen zukünftig Millionen von Menschen in Entwicklungsländern ohne Zugang zum Bankensystem Teilhabe an Finanzdienstleistung zu ermöglichen. Nicht etwa in der EU oder den USA wird am häufigsten nach Bitcoin gegoogelt, sondern in Nigeria. Märkte, denen ein immenses Potenzial innewohnt und die es für Krypto-Assets langfristig noch zu erobern gilt.
Und auch mittelfristig sind die Investment-Aussichten weniger düster, als es auf den ersten Blick anmutet. Inzwischen gibt der Inflationsdruck leicht nach. Es ist wahrscheinlich, dass ein Großteil der Zinserhöhungen bereits vom Markt eingepreist sind.
Zudem sind Anzeichen zu beobachten, dass das breite Deleveraging am Kryptomarkt nahezu abgeschlossen ist. So war die Auswirkung der FTX-Krise auf Crypto-Assets letztlich doch deutlich geringer als beim Crash von Terra/Luna. Langfristige Investoren waren nun bereits deutlich konservativer positioniert und mussten im Abverkauf nicht gehebelte Positionen zwangsverkaufen. Spekulative Investoren haben inzwischen zum Großteil den Markt verlassen. Etwa 80 Prozent der Bitcoin befinden sich in den Händen von Marktteilnehmern, welche diese länger als sechs Monate nicht mehr angerührt haben.
Nicht zuletzt dürfte auch das anstehende Bitcoin-Halving die Kursentwicklung positiv beeinflussen. Vergangene Halving-Ereignisse hatten sowohl vor als auch nach der Halbierung der täglich produzierten Bitcoins einen positiven Effekt auf das Investoren-Sentiment – aufgrund eines reduzierten Verkaufsdrucks, der für die Kryptowährung nach dem Halving vorweggenommen wurde.
Insgesamt ist festzuhalten, dass der Kyptomarkt gegenwärtig einige Herausforderungen zu bewältigen hat. Krypto-Investoren mussten schmerzhafte Verluste hinnehmen. Durch riskante Wetten von Marktakteuren und Managementverfehlungen ist viel Vertrauen in die Branche verloren gegangen. Es ist jedoch zu erwarten, dass das breite Deleveraging am Markt bald abgeschlossen ist. Nach diesem reinigenden Gewitter dürften wieder die Fortschritte der Technologie und der zugrundeliegenden Infrastruktur in den Mittelpunkt rücken. Damit dürfte auch die Basis geschaffen werde, dass Krypto wie auch nach vergangenen Krisen an diesen Herausforderungen wächst und gestärkt aus ihnen hervorgehen kann.
Über den Autor:
Ha Duong ist Director Crypto Strategies beim Berliner Asset Manager Bit Capital. Dort managt er die beiden Fonds Bit Global Crypto Leaders und Bit Crypto Opportunity.