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Fünf Fragen an Mario Draghi Vom Wertpapier-Kauf bis zu Banken

Frage: Wie stark wird die EZB ihre Bilanzsumme steigern?

Die EZB hat in den ersten zwei Wochen ihres Kaufprogramms, das in diesem Monat um ABS-Papiere erweitert werden soll, Covered Bonds im Wert von 4,8 Milliarden Euro gekauft.

Analysten von JPMorgan Chase & Co. bis hin zur Royal Bank of Scotland sind allerdings skeptisch, ob die Ankäufe zusammen mit den Langfristtendern (TLTRO) ausreichen werden, um das von Draghi verkündete Ziel zu erreichen, die Bilanz wieder auf den Stand von Anfang 2012 zu bringen. Dies würde bedeuten, dass bis zu einer Billion Euro hinzukommen müssten.

Gemeinsam mit der stockenden Euroraum-Wirtschaft und den stärkeren geldpolitischen Impulsen der japanischen Zentralbank nimmt der Druck auf die Währungshüter zu, nachzulegen. Mehr als die Hälfte der von Bloomberg News befragten Ökonomen erwartet, dass die EZB letztlich großvolumig Staatsanleihen kaufen wird.

Stehen also neue Maßnahmen bevor?

Wahrscheinlich nicht heute. Analysten rechnen damit, dass die Leitzinsen auf ihren Rekordtiefs unverändert bleiben. Und kaum jemand erwartet, dass sich die Notenbanker auf neue unkonventionelle Instrumente einigen werden - während sie noch beobachten, ob und wie sich ihre Liquiditätsspritzen durch Asset-Käufe und TLTRO-Tender auf Firmen und Haushalte auswirken.

Im Dezember könnte das anders aussehen. Die EZB setzt ihre Erwartungen in eine hohe TLTRO-Inanspruchnahme im kommenden Monat. Da aber letztlich die Banken die Kontrolle über den Umfang der Impulse durch die Tender haben und Draghi versprochen hat, einen aktiveren Ansatz bei der Bilanzausweitung zu verfolgen, erscheint eine Ausweitung der Wertpapier-Käufe auf Firmen- und Staatsanleihen als eine Option.

Das wäre allerdings ein umstrittener Schritt, nicht nur wegen rechtlicher Bedenken angesichts der EU-Gesetze. Das wäre allerdings ein umstrittener Schritt, nicht nur wegen rechtlicher Bedenken angesichts der EU-Gesetze.

Gibt es eine Kluft im EZB-Rat?

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich offen gegen die meisten der jüngsten EZB-Schritte ausgesprochen. Im vergangenen Monat erhielt Weidmann Rückendeckung von Kollegen, darunter den Chef der französischen Zentralbank, Christian Noyer.

Auch wenn die jüngsten Entscheidungen bei der Federal Reserve, britischen Notenbank und japanischen Zentralbank alles andere als einhellig waren, sind die Dissonanzen bei der EZB hitziger und drohen zu eskalieren, wenn sich die Aussicht auf eine quantitative Lockerung erhärten sollte.

Draghi wird sich wahrscheinlich Fragen über seinen Führungsstil stellen müssen. Reuters hatte in dieser Woche von Kritik an seinem Management-Stil und einer mangelhaften Zusammenarbeit mit den nationalen Notenbankchefs berichtet.

Wie sieht der Inflationsausblick im Euroraum aus?

Der Preisauftrieb im Euroraum, den die EZB gerne bei knapp 2 Prozent Inflation sehen würde, hat sich vom fast tiefsten Stand seit fünf Jahren auf 0,4 Prozent im Oktober beschleunigt. Das sieht auf den ersten Blick positiv aus, doch Grund für diese Entwicklung war vor allem ein starker Rückgang der Rate im Vorjahr. Die Kerninflation ging im vergangenen Monat auf 0,7 Prozent zurück.

Die Europäische Kommission hat ihre Inflationsprognose für den Euroraum in dieser Woche gesenkt und rechnet nun mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 0,5 Prozent in diesem und 0,8 Prozent im kommenden Jahr. Die EZB, die ihre eigenen Prognosen im Dezember überarbeiten wird, rechnet aktuell noch für 2015 mit einer Jahresteuerung von 1,1 Prozent.

Was kommt als nächstes auf die Banken in Europa zu?

Die EZB ist seit dem 4. November der Bankenaufseher des Euroraums. 25 Banken waren bei ihrer einjährigen Bilanzprüfung durchgefallen. Einige Häuser müssen zwar die Kapitallücken noch schließen, die während des Tests ans Licht kamen. Doch Draghi dürfte bekräftigen, dass der Bankensektor nun besser positioniert ist, um Kredite zu vergeben und die Erholung der Region zu unterstützen.

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