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Fünf häufige Fallstricke Wie Maklerbetriebe Konflikte bei der Nachfolge vermeiden

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3. Steueroptimierung als primäre Motivation für Anteilsübertragungen

Oft ist es der Steuerberater des Familienunternehmens, der den Stein für Anteilsübertragungen und damit verbunden die Nachfolge ins Rollen bringt. Die Ausnutzung der schenkungssteuerlichen Freibeträge ist ein guter Grund, um Anteilsübertragungen rechtzeitig in die Wege zu leiten.

Überträgt der Senior seine Firmenanteile jedoch nur aus steuerlichen Gründen, so hat vielleicht oberflächlich eine Nachfolge stattgefunden. Denn solange die Bereitschaft zur Übergabe bei ihm noch nicht vollständig vorhanden ist, kommt die Übertragung als Bumerang zurück: So passiert es dann, dass der Senior Anteile gebunden an bestimmte Auflagen übertragt, um weiterhin die Möglichkeit zu haben, die Geschicke der Maklerfirma mitgestalten zu können. Damit untergräbt er die Autorität seines Nachfolgers und gefährdet den Erfolg des Nachfolgeprozesses.

4. Die Belange der weiteren Familienmitglieder werden unzulänglich berücksichtigt

Wie gesagt: Ein Familienunternehmen besteht auch immer aus „Familie“. Die Rollen des Seniors und des designierten Nachfolgers sind dabei gut definierbar. Doch welche Rolle nehmen die übrigen Mitglieder der Unternehmerfamilie im Hinblick auf das Familienunternehmen ein? Nur die wenigsten werden operativ im Maklerunternehmen tätig sein. Jedoch fallen ihnen durch Anteilsübertragungen im Zweifel Gesellschafterrollen zu. Wie wollen sie diese wahrnehmen? Aktiv oder passiv? Und wie sieht es mit den angeheirateten Familienmitgliedern aus? Können diese Gesellschafter des Maklerunternehmens werden oder bleibt ihnen die Rolle eines „Zuschauers“ – obwohl das Familienunternehmen auch ihr Leben beeinflusst, zum Beispiel durch Verpflichtung, ein Testament oder Ehevertrag zugunsten des Familienunternehmens abzuschließen.

Werden die Interessen der Familienmitglieder im Nachfolgeprozess nicht berücksichtigt, besteht die Gefahr, dass dieses Manko immer wieder als Störfaktor sowohl in der Familie als auch im Maklerunternehmen „aufkocht“.

5. Die Bedeutung der Unternehmensnachfolge für die Mitarbeiter wird unzureichend gesehen

Die Nachfolge im Familienunternehmen stellt für deren Mitarbeiter eine große Veränderung dar. Denn der Generationswechsel in der Chefetage geht oft mit einer veränderten Maklerunternehmens- und Führungskultur einher.

Während der Senior-Familienunternehmer noch oft die Rolle eines klassischen Patriarchen verkörpert hat, führt ein heutiger Nachfolger eher mit flachen Hierarchien und einer offeneren Kommunikationskultur. Häufig ist es der Nachfolger, dem es schwer fällt, sich hier in Geduld mit den Mitarbeitern zu üben, und damit die Nachfolge bereits auf der Startgeraden ins Wanken geraten lassen kann. Dass sich sein neuer Elan nicht gleich auf die Mitarbeiter überträgt, für die der Generationswechsel zunächst Unsicherheit bedeutet, erfordert das Fingerspitzengefühl des Nachfolgers. Denn eine Nachfolge ohne die Gefolgschaft der Mitarbeiter ist zum Scheitern verurteilt.

Wie lassen sich diese Fallstricke lösen?

Zwei konkrete Maßnahmen sind ein guter Start, um das Flaggschiff „Familienunternehmen“ sicher durch das manchmal unruhige Meer der Unternehmensnachfolge zu manövrieren:

Durch zeitiges Planen das Heft des Handelns in der Hand behalten: Der Prozess ist langwierig. Es gilt rechtliche, steuerliche, finanzielle und persönliche Fragen zu klären. Erstellen Sie einen Zeit- und Fahrplan für den Nachfolgeprozess. Planen Sie bis zu fünf Jahre ein, bis die Nachfolge komplett vollzogen ist!

Durch Beratung Streit vermeiden: Während des Nachfolgeprozesses wird es unweigerlich zu Konflikten kommen. Zwischen Senior und Nachfolger oder auch zwischen den Familienmitgliedern. Je mehr Konflikte auftauchen, desto wichtiger ist es für den Erfolg der Nachfolge, diese Konflikte aus dem Weg zu räumen. Schon rechtliche oder steuerliche Fragen – zum Beispiel Erbschafts-, Steuer- oder Gesellschaftsvertragsregelungen – können ein Risiko für einen gelungenen Generationswechsel darstellen. Hinzu können innerfamiliäre Konflikte kommen, deren Klärung unabdingbar für die Sicherung des Familienfriedens und der Unternehmenszukunft sind.

Einen kompletten Fahrplan für eine innerfamiliäre Unternehmensnachfolge in einem Maklerunternehmen hat der Makler Nachfolger Club erstellt.


Über die Autorin:
Carola Jungwirth ist Rechtsanwältin, Coach beim Makler Nachfolger Club und selbst Familienunternehmerin in der dritten Generation.

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