Investieren abseits von Nvidia und Co Fünf-Jahres-Sieger: Das sind die besten Fonds für US-Nebenwerte
Favoritenwechsel am US-Aktienmarkt: Im Juli rutschten die Aktien großer Tech-Konzerne ab. Der Index Russell 2000, der die Wertentwicklung kleinerer Firmen abbildet, legte dagegen deutlich zu – und viele Analysten rechnen damit, dass die Aufholjagd weitergeht. „Für Small Caps sprechen jetzt die niedrigen Bewertungen – insbesondere im Vergleich zu den sogenannten Mega Caps – und die Gewinnaussichten“, sagt Brendan Hartman, als Portfoliomanager bei Royce Investment Partners für den FTGF Royce US Small Cap Opportunity verantwortlich.
Die US-Wirtschaft wachse und kleine sowie mittlere Unternehmen profitierten besonders von der Rückverlagerung von Produktionsstätten in die USA, Gesetzen wie dem „Chips Act“, die massive Anreize für heimische Firmen vorsehen, und Investitionen in Infrastruktur, analysiert Hartmann. Zudem würden auch viele Small Caps am KI-Boom mitverdienen.
„Wir stehen vor einem Zyklus der Outperformance bei kleinen Unternehmen“, meint auch Matt Mahon, Portfoliomanager des T.-Rowe-Price-Fonds US Smaller Companies Equity Strategy. Bei Anlegern steigt das Bewusstsein für Klumpenrisiken, viele seien auf der Suche nach Alternativen. „Die Performance des US-Aktienmarktes wird seit mehr als einem Jahrzehnt von einer kleinen Gruppe von wachstumsorientierten Mega-Cap-Unternehmen dominiert“, so Mahon. Die hohen Bewertungen weniger Großkonzerne seien immer schwieriger zu rechtfertigen.
Kleinere Unternehmen seien stärker von der Binnenwirtschaft abhängig – könnten aber im Gegenzug auch mehr von Trends im Land profitieren, erklärt der Fondslenker. So sei derzeit die Verlagerung der Verbraucherausgaben von Waren zu Dienstleistungen zu beobachten. Das könnte Small Caps einen weiteren Schub verleihen, denn nach Schätzungen der Bank of America stammen mehr als 70 Prozent der Einnahmen der Firmen im Index Russell 2000 aus Dienstleistungen, weniger als 30 Prozent aus Waren. Bei den Unternehmen des Index S&P 500 liege die Verteilung etwa bei je 50 Prozent.
Small Caps als Gewinner der Zinswende
Ein weiterer Faktor: Die erwartete Zinswende der US-Notenbank würde besonders kleineren Unternehmen zugutekommen. „Der Großteil der amerikanischen Nebenwerte ist stark von Fremdkapital abhängig“, erklärt Nicolas Glasek, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Hansen & Heinrich in Berlin. Etwa 30 Prozent dieses Fremdkapitals werde auf Indexebene variabel verzinst. „US-amerikanische Nebenwerte wären die großen Gewinner schneller und vieler Zinssenkungen seitens der amerikanischen Notenbank“, so Glasek.
Ob Trump die US-Wahl gewinnt oder nicht, hält Portfoliomanager Brendan Hartman dagegen nicht für entscheidend: „Anleger denken oft, dass Präsidentschaftswahlen einen großen Einfluss auf die Märkte haben - aber die Geschichte zeigt, dass die meisten Wahlen bestenfalls einen kurzfristigen Aufschwung bewirken, der selten die Zeit zwischen dem Wahltag und der Amtseinführung überdauert.“ In Jahren mit Präsidentschaftswahlen hätte der Nebenwerte-Index Russell 2000 allerdings generell stärker abgeschnitten als der Russell 1000, in dem die 1.000 Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert gelistet sind.
Viele Analysten rechnen dagegen damit, dass ein Wahlsieg Donald Trumps positive Auswirkungen auf kleine und mittlere Unternehmen hätte. Sie seien die größeren Nutznießer von Trumps „America first“-Politik, inklusive der von Trump propagierten Zollerhöhungen, so Manfred Schlumberger, Geschäftsführer und Leiter des Portfoliomanagements der Ha-Va Verwaltungsgesellschaft gegenüber dem „Handelsblatt“.
Diese Branchen profitieren vom Nebenwerte-Boom
Mit Blick auf die einzelnen Branchen rechnet Matt Mahon von T. Rowe Price besonders mit drei Gewinnern des Nebenwerte-Booms. Die besten Chancen könnten für kleine Unternehmen langfristige Auswirkungen von KI bieten, so Mahon. Ein Beispiel: Schnelle, neue KI-Apps könnten für ein neues Wachstum auf dem Markt für Mobiltelefone sorgen. Zudem rechnet Mohan bei Wohnimmobilien mit einem Boom. Grund sei der große Mangel an Wohnraum in vielen Teilen der USA. Wichtig sei auch, dass die Energieproduktivität, die misst, wie Energie eingesetzt wird, um wirtschaftlichen Wert zu erzeugen, steige. Kleine und mittelgroße Unternehmen seien in diesem Bereich besonders oft an Innovationen beteiligt.
Aber auch wenn es viele gute Gründe für Optimismus bei Small Caps gebe, rechnet Mohan mit Verlierern. „Herausforderungen, wie die hartnäckige Inflation und höhere Zinssätze, werden einige Unternehmen stärker betreffen als andere.“ Umso wichtiger sei aktives Fondsmanagement, meint der Nebenwerte-Experte.
Auf welche Branchen und Aktien abseits von Nvidia und Co. erfolgreiche Nebenwerte-Manager setzen, zeigt unser Ranking der Top 10 der amerikanischen Small- und Mid-Cap-Fonds. Unter den Performance-Siegern sind auch ETFs. Ausschlaggebend war die Wertentwicklung über einen Zeitraum von fünf Jahren.
Stand der Daten: 5. August 2024