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Sozialpakte, Umweltschutz und eine neue Anlagekultur Fünf Lehren aus der Pandemie

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In der EU macht die Krise erfinderisch

Wieder einmal haben sich diejenigen geirrt, die der EU den Untergang prophezeiten. Auch mit diesem Schock wird der Staatenverbund fertig. Im Gegensatz zu früheren Krisen hat jedoch nicht nur die EZB ihren verfassungsrechtlichen Spielraum maximal ausgenutzt, um die Staaten zu unterstützen. Diesmal schuf Brüssel einen Präzedenzfall und ergriff fiskalpolitische Maßnahmen, die auf eine stärkere Integration abzielen.

Die Lage war im Frühjahr sehr schlimm. Die Pandemie hatte dazu geführt, dass sich die nationalen EU-Regierungen auf sich selbst konzentrierten. Die Grenzen wurden dichtgemacht. Es wurde um persönliche Schutzausrüstung konkurriert und eine Zeit lang sah es so aus, als würde Italien, eine der größten Volkswirtschaften der EU, nach dem Zusammenbruch seiner Wirtschaft fallen. Währenddessen stellte sich angesichts der zähen Brexit-Verhandlungen die Frage, welcher Mitgliedstaat wohl als nächstes das Handtuch werfen könnte.

Trotz allem schafften es die Politiker und Technokraten in Europa, Lösungen zu finden. Es wurde ein EU-weites Kurzarbeitsprogramm – SURE – auf den Weg gebracht. Aber richtig revolutionär ist NextGenerationEU, der 750 Milliarden Euro schwere Europäische Aufbauplan, der Finanzhilfen und subventionierte Darlehen an EU-Staaten vorsieht und auf den Aufbau eines grüneren Europa ausgerichtet ist. Entscheidend ist, dass sowohl SURE als auch NGEU durch Anleihen finanziert werden, die von der EU emittiert werden. Dadurch wird der Staatenverband zu einem der größten Anleiheemittenten in Europa und steht den großen staatlichen Emittenten in nichts nach. Diese Anleihen werden noch nicht die deutschen Bundesanleihen als Benchmark ablösen, aber es ist ein erster Schritt.

Abb. 3 – Im Emissionsrausch

Quelle: Refinitiv, Nationale DMOs, UBS, JP Morgan, Pictet Asset Management. Daten vom 04.01.2021. Nicht auf Euro lautende Emissionen werden zum Kassakurs in Euro umgerechnet.

Die EZB hat natürlich auch ihren Teil dazu beigetragen. Sie brachte die Falken in ihrem Rat zum Schweigen und brachte ein Notfall-Anleihenkaufprogramm auf den Weg. Außerdem pumpte sie Liquidität in Form von subventionierten Krediten in den Bankensektor.

Die Wirtschaft und der Aktienmarkt der EU lag im letzten Jahr hinter dem Rest der Welt zurück. Und weitere Krisen sind trotz der 2020 entwickelten Lösungen nicht auszuschließen. Aber kein anderes Mitglied hat vor, wie Großbritannien aus der EU auszusteigen. Es wird zunehmend deutlich, dass die EU robuster ist als von den Skeptikern vermutet. Tatsächlich hat der europäische Aktienmarkt angesichts seiner attraktiven Bewertung und des starken Anteils zyklischer Branchen in seinen Aktienindizes das Potenzial, in diesem Jahr positiv zu überraschen. 

ESG weiter auf dem Vormarsch

Als die Pandemie die globale Wirtschaft und die Finanzmärkte heimsuchte, erwies sich ein Trend als stabil – die zunehmende Beliebtheit von verantwortungsbewusstem Investieren.

Nach Angaben des Institute of International Finance zogen Investoren auf dem Höhepunkt der Krise beträchtliche Summen aus traditionellen Aktienanlagen ab, während ETFs mit ESG-Profil (Umwelt, soziale Belange und Unternehmensführung) weltweit mehr als 265 Milliarden US-Dollar an Nettozuflüssen verzeichneten – das ist mehr als das Fünffache gegenüber 2019. Zum Jahresende belief sich das von globalen ESG-Fonds gehaltene Vermögen in allen Anlageformen auf 1,3 Billionen US-Dollar.

Abb. 4 – ESG zahlt sich aus

* RI steht für Responsible Investment, also Strategien, die ein ESG-Label tragen und/oder durch aktive Mitwirkung gekennzeichnet sind; Quelle: Broadridge, Pictet Asset Management; Daten beziehen sich auf den Zeitraum 31.12.2013–30.11.2020.

Covid-19 hat nicht nur das Ausmaß der sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit aufgedeckt, sondern die Regierungen auch daran erinnert, dass globale koordinierte Anstrengungen nötig sind, um existenzielle Bedrohungen wie den Klimawandel zu bekämpfen. Europa, die USA (unter der neuen Biden-Regierung) und China haben sich alle zu ehrgeizigeren Zielen für die CO2-Reduktion verpflichtet. Das ist ein wichtiger Aspekt des allgemeinen Kurswechsels in Richtung einer verantwortungsvollen Marktwirtschaft, in der die Stakeholder Vorrang gegenüber den Aktionären haben und ESG gegenüber dem EPS (Gewinn je Aktie) gewinnt. Investoren können es sich nicht leisten, vor diesem Trend die Augen zu verschließen.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.