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Für und Wider in China Welche fünf Punkte bei Staatsunternehmen zu beachten sind

Wie groß ist der SOE-Sektor in China (SOE = State-owned Enterprises)?

Staatsunternehmen sind kein rein chinesisches Phänomen. In vielen Schwellenländern kontrollieren Staatsunternehmen weiterhin Schlüsselindustrien. Die Globalisierung und die Öffnung der Märkte haben jedoch einen Wandel herbeigeführt. Mit dem Fortschreiten von Reformen und der zunehmenden Diversifizierung der chinesischen Wirtschaft ist die gesamtwirtschaftliche Dominanz der Staatsunternehmen und ihr Anteil an den börsennotierten Unternehmen zurückgegangen

Trotz der Umstrukturierung der chinesischen Wirtschaft weist China unter den Schwellenländern weiterhin den höchsten Anteil von Staatsunternehmen auf, gefolgt von Indien, Brasilien und den Volkswirtschaften Osteuropas. Der SOE-Anteil des MSCI-China-Index ist mit 37 Prozent wesentlich größer als der des MSCI-Emerging-Market-Index mit 22 Prozent (Quelle: BofA Merrill Lynch Global Research, Januar 2019). Mit 49 Prozent ist die SOE-Gewichtung des MSCI-All-China-Index, der einen höheren Anteil an chinesischen Onshore-A-Aktien aufweist, sogar noch größer. Käufer chinesischer Aktien sollten daher die Besonderheiten chinesischer Staatsunternehmen kennen.

Wie sehen die Eigentümerstrukturen von chinesischen Staatsunternehmen aus?

Die Geschäftsaktivitäten eines Staatsunternehmens erfolgen im Auftrag eines staatlichen Eigentümers. Sie sind also gleichzeitig staatliche Einrichtungen sowie gewinnorientierte Unternehmen. In China können Staatsunternehmen der Zentralregierung beziehungsweise einer Provinz- und Kommunalregierung unterstehen. Staatsunternehmen, die sich im Eigentum der Zentralregierung befinden, sind in strategisch wichtigen Sektoren wie Energie, Transport, Banken, Versorgung, Luft- und Raumfahrt sowie Telekommunikation tätig. Der Regierung unterstehende Staatsunternehmen haben in diesen Sektoren, die eine politische und strategische Bedeutung für die sie haben, oft eine marktbeherrschende Stellung inne. Mit Ausnahme von Finanzinstituten werden diese Staatsunternehmen von der SASAC (Kommission zur Kontrolle und Verwaltung von Staatsvermögen) kontrolliert, die im Jahr 2003 aus der Konsolidierung mehrerer branchenspezifischer Ministerien hervorgegangen ist. Finanzinstitute werden von der Investmentgesellschaft Central Huijin Investment Co. kontrolliert, die sich wiederum im Besitz der chinesischen Regierung befindet.

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Von Provinz- oder Kommunalregierungen kontrollierte Staatsunternehmen sind üblicherweise in einer Vielzahl von strategisch weniger relevanten Sektoren tätig, wie Konsumgüter, Gesundheitswesen und Investitionsgüter. Staatsunternehmen, die lokalen SASACs unterstehen, agieren eher marktorientiert und stehen in direktem Wettbewerb um Marktanteile mit Privatunternehmen. Zudem weisen diese Unternehmen eine stärkere Dezentralisierung von Entscheidungskompetenzen auf.

Häufig verschwimmt die Trennlinie zwischen Staatsunternehmen und börsennotierten Unternehmen, was unter anderem auf die Mischbesitz-Reform der chinesischen Regierung zurückzuführen ist. Privatunternehmen halten oft wesentliche Anteile an Staatsunternehmen. Zahlreiche Staatsunternehmen zählen private Einrichtungen zu ihren zehn größten Aktionären. Die Einführung des öffentlich-privaten Mischbesitzes gilt als entscheidend für die weitere Reform der staatlich geführten Unternehmen. Eines der Hauptziele der Mischbesitz-Reform ist es, den Wert von staatlichen Vermögenswerten zu erhalten beziehungsweise zu steigern. Es fehlen jedoch institutionelle Garantien für die Rechte privater Investoren. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass die staatlichen Eigentümer, trotz der Privatisierung vieler staatseigener Unternehmen, letztendlich ihre Kontrollrechte behalten.

In welche Richtung entwickeln sich chinesische Staatsunternehmen?

Reformen der Staatsunternehmen waren ein entscheidender Faktor für Chinas Wachstum und Transformation in den vergangenen 30 Jahren. Mitte der neunziger Jahre begann China mit der Umsetzung eines Reformprogramms, das eine Verkleinerung des Staatssektors durch die Privatisierung kleinerer Staatsunternehmen vorsah. Dies hatte umfassende Unternehmensschließungen, -konsolidierungen und -privatisierungen zur Folge. Dieser Reformprozess wurde mit wechselnder Intensität vorangetrieben. So gab es in den 2000er Jahren keine wesentlichen Änderungen. Präsident Xi hat das Reformtempo jedoch deutlich erhöht und Veränderungen der offiziellen Regierungslinie zur Art und Weise der Umsetzung veranlasst.