FvS-Stratege Philipp Vorndran
Die betrogene Generation
Aktualisiert am 14.09.2021 - 12:21 Uhr
Demonstrantin in Berlin: Die Fridays-for-Future-Bewegung setzt sich für Klimaschutz ein und schwänzt dafür freitags die Schule.
Bei den Fridays-for-Future-Demos setzen sich junge Menschen vehement für den Klimaschutz ein, vergessen dabei aber ein Thema, das mindestens genauso viel Sprengkraft hat. Welches es ist, erklärt FvS-Stratege Philipp Vorndran.
Zugegeben: Es war ernst, als die Notenbanken der USA und Europa nach der Finanzkrise 2009 die Leitzinsen senkten. Als Mario Draghi 2011 die Präsidentschaft der Europäischen Zentralbank (EZB) übernahm, hatte die Eurokrise die Märkte fest im Griff.
Mit seinem legendären Ausspruch „whatever it takes“ sorgte er neun Monate später für Beruhigung. Er senkte die Zinsen und die Wirtschaft nahm wieder an Fahrt auf. Doch auch danach behielt die EZB die lockere Geldpolitik bei. Noch kurz vor seiner Amtsübergabe an Christine Lagarde kündigte Draghi sogar die Wiederaufnahme von Anleihekäufen an.
Vor allem seine letzte Maßnahme stieß auf heftige Kritik einiger früherer Notenbanker. In einem...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Zugegeben: Es war ernst, als die Notenbanken der USA und Europa nach der Finanzkrise 2009 die Leitzinsen senkten. Als Mario Draghi 2011 die Präsidentschaft der Europäischen Zentralbank (EZB) übernahm, hatte die Eurokrise die Märkte fest im Griff.
Mit seinem legendären Ausspruch „whatever it takes“ sorgte er neun Monate später für Beruhigung. Er senkte die Zinsen und die Wirtschaft nahm wieder an Fahrt auf. Doch auch danach behielt die EZB die lockere Geldpolitik bei. Noch kurz vor seiner Amtsübergabe an Christine Lagarde kündigte Draghi sogar die Wiederaufnahme von Anleihekäufen an.
Vor allem seine letzte Maßnahme stieß auf heftige Kritik einiger früherer Notenbanker. In einem Memorandum warnten sie, dass die geplanten Anleihekäufe kaum noch Wirkung zeigten und ein Indiz für die Absicht seien, hochverschuldete Staaten vor einem Zinsanstieg zu schützen. Die künstlich tiefen Zinsen würden zudem Vermögenspreisblasen entstehen lassen, die die Stabilität des Finanzsystems gefährden.
Tatsache ist: Die expansive Geldpolitik nützt vor allem denen, die bereit sind, Risiken einzugehen und ihr Vermögen breit streuen. So stiegen die Preise von Sachvermögen, darunter Immobilien, Betriebsvermögen oder Aktien, in den vergangenen Jahren massiv an. Sehr viel schneller als die Verbraucherpreise, wie der Vermögenspreisindex des Flossbach von Storch Research Institutes zeigt.
Wer noch jung ist, also sein Vermögen noch aufbauen muss, kann zwar von günstigen Krediten profitieren, muss aber auch deutlich mehr ausgeben. Die Kaufpreise für Immobilien in den deutschen Metropolen schnellen seit Jahren in die Höhe. Eigenheime sind für viele junge Familien dort unbezahlbar – zumindest wenn die Verwandten nicht einspringen.
Wer bei der privaten Vermögensplanung versagt und wie die Eltern und Großeltern auf nahezu unverzinste Sparbücher setzt, kann dabei zusehen, wie das Vermögen an Wert verliert. Bei einer Inflation von durchschnittlich 2 Prozent sinkt die Kaufkraft von 10.000 Euro in zehn Jahren auf real 8.200 Euro. In 25 Jahren sinkt die Kaufkraft auf 6.095 Euro.
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