FvS-Stratege Philipp Vorndran
Die betrogene Generation
Aktualisiert am 14.09.2021 - 12:21 Uhr
Demonstrantin in Berlin: Die Fridays-for-Future-Bewegung setzt sich für Klimaschutz ein und schwänzt dafür freitags die Schule.
Bei den Fridays-for-Future-Demos setzen sich junge Menschen vehement für den Klimaschutz ein, vergessen dabei aber ein Thema, das mindestens genauso viel Sprengkraft hat. Welches es ist, erklärt FvS-Stratege Philipp Vorndran.
Junge Menschen müssen beim Vermögensaufbau daher neue Wege gehen. Für den langfristigen Vermögensaufbau, etwa für die Altersvorsorge, eigen sich Aktien besser. So liegt seit 2011 allein die Dividendenrendite im MSCI World höher als der „Weltzins“, dem Mittelwert der Renditen von zehnjährigen Bundesanleihen und US-Staatsanleihen (vgl. Grafik).
Wer mit jährlich durchschnittlich 3 Prozent Dividende kalkuliert, käme in zehn Jahren auf eine Rendite von 34 Prozent und in 25 Jahren auf Plus 109 Prozent; mögliche Kurszuwächse und Dividendensteigerungen nicht eingerechnet.
Bestandsschutz statt Investitionen
Dass die Zinsen bald wieder steigen, damit rechnen wir nicht....
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Junge Menschen müssen beim Vermögensaufbau daher neue Wege gehen. Für den langfristigen Vermögensaufbau, etwa für die Altersvorsorge, eigen sich Aktien besser. So liegt seit 2011 allein die Dividendenrendite im MSCI World höher als der „Weltzins“, dem Mittelwert der Renditen von zehnjährigen Bundesanleihen und US-Staatsanleihen (vgl. Grafik).
Wer mit jährlich durchschnittlich 3 Prozent Dividende kalkuliert, käme in zehn Jahren auf eine Rendite von 34 Prozent und in 25 Jahren auf Plus 109 Prozent; mögliche Kurszuwächse und Dividendensteigerungen nicht eingerechnet.
Bestandsschutz statt Investitionen
Dass die Zinsen bald wieder steigen, damit rechnen wir nicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) muss an der Nullzinspolitik festhalten. Nur wenn Kredite kaum etwas kosten, bleiben die hochverschuldeten Euroländer zahlungsfähig. Nur dann gibt es keine neue Schuldenkrise, wie zuletzt in Griechenland.
Die Finanzminister der solventeren Euroländer profitieren ebenfalls vom Nullzins. Deutschland zahlte 2008 noch gut 40 Milliarden Euro an Zinsen für Staatsanleihen, was damals rund 14 Prozent des Bundeshaushalts entsprach. Vergangenes Jahr werden die Zinsausgaben 2019 voraussichtlich nur noch rund 11 Milliarden Euro betragen. Zu der Zinsersparnis von 29 Milliarden Euro kommen Mehreinnahmen durch die vergangenen Wachstumsjahre, unter anderem wegen der kalten Steuerprogression bei steigenden Einkommen.
Die junge Generation dürfte (und das wohl mit Recht) fragen: Was ist mit dem ganzen Geld eigentlich passiert? Nur 4 Prozent dieser zusätzlichen Einnahmen sind in Deutschland in Zukunftsprojekte investiert worden, also beispielsweise in die Digitalisierung oder in die Infrastruktur. Der Löwenanteil wurde für „soziale Gerechtigkeit“ ausgegeben, von denen die Jungen wenig profitieren.
Viele hochverschuldete Euro-Länder wie Italien, Frankreich und Spanien haben das Zinstief genutzt, um zu investieren. Deutschland führte 1999 eine Schuldenbremse ein, um die Maastricht-Kriterien zu erfüllen. Die Deutschen helfen so dabei, die Bonität der Staaten im Euroraum zu sichern, sind dafür aber auf maroden Straßen, Schienen und Datenautobahnen unterwegs, die eine nachfolgende Generation sanieren muss.
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