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„Wenn man 8 Milliarden hatte, sollte das wieder der Anspruch sein“

In den Karnevalshochburgen des Landes ist der Rosenmontag ein Anlass zum Feiern – Henrik Muhle und Uwe Rathausky von Gané denken jedoch mit Schrecken an diesen Tag im Jahr 2024 zurück. Für sie war der 12. Februar 2024 der Tag, an dem aus ihrer Sicht völlig überraschend die Kapitalverwaltungsgesellschaft Acatis die Zusammenarbeit mit ihnen beendete – nach 15 erfolgreichen Jahren. Wodurch sie plötzlich auch nicht mehr als Berater für den Acatis Value Event laufenden Fonds zuständig waren, der lange Zeit unter dem Namen Acatis Gané Value Event lief und zum 1. Oktober 2022 umbenannt wurde.
Es folgte ein Drama in mehreren Akten, das formal noch nicht beendet ist. Der juristische Streit zwischen beiden Häusern dauert an – Muhle und Rathausky hatten im Juni 2024 rechtliche Schritte eingeleitet. Doch mittlerweile ist wieder ihre eigentliche Arbeit in den Vordergrund gerückt.
Diese wurde unter anderem auch auf der Investment-Summit-Tour präsentiert, die sie im Februar in mehrere deutsche Städte führte. Unser Gespräch fand im Anschluss an die Veranstaltung in Hamburg statt. Muhle ist vor Ort, Rathausky per Telefon zugeschaltet. Beide wirken entspannt – der Erfolg gibt ihnen Recht. Mittlerweile hat ihr neuer Value-Event-Fonds die Marke von 1 Milliarde Euro geknackt. Und das nach gerade einmal etwas mehr als einem Jahr.
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In den Karnevalshochburgen des Landes ist der Rosenmontag ein Anlass zum Feiern – Henrik Muhle und Uwe Rathausky von Gané denken jedoch mit Schrecken an diesen Tag im Jahr 2024 zurück. Für sie war der 12. Februar 2024 der Tag, an dem aus ihrer Sicht völlig überraschend die Kapitalverwaltungsgesellschaft Acatis die Zusammenarbeit mit ihnen beendete – nach 15 erfolgreichen Jahren. Wodurch sie plötzlich auch nicht mehr als Berater für den Acatis Value Event laufenden Fonds zuständig waren, der lange Zeit unter dem Namen Acatis Gané Value Event lief und zum 1. Oktober 2022 umbenannt wurde.
Es folgte ein Drama in mehreren Akten, das formal noch nicht beendet ist. Der juristische Streit zwischen beiden Häusern dauert an – Muhle und Rathausky hatten im Juni 2024 rechtliche Schritte eingeleitet. Doch mittlerweile ist wieder ihre eigentliche Arbeit in den Vordergrund gerückt.
Diese wurde unter anderem auch auf der Investment-Summit-Tour präsentiert, die sie im Februar in mehrere deutsche Städte führte. Unser Gespräch fand im Anschluss an die Veranstaltung in Hamburg statt. Muhle ist vor Ort, Rathausky per Telefon zugeschaltet. Beide wirken entspannt – der Erfolg gibt ihnen Recht. Mittlerweile hat ihr neuer Value-Event-Fonds die Marke von 1 Milliarde Euro geknackt. Und das nach gerade einmal etwas mehr als einem Jahr.
DAS INVESTMENT: Sie konnten 2024 mit ihrem Value Event Fonds (ISIN: DE000A3ERNQ7) als absatzstärkste Boutique rund 853,5 Millionen Euro einsammeln. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?
Uwe Rathausky: Natürlich sind wir zufrieden, aber unser Anspruch ist es immer, uns weiter zu verbessern. Vom Charakter her sind wir sehr ambitioniert. Deswegen schauen wir weniger darauf, womit wir zufrieden sind, sondern eher auf die Dinge, wo wir noch besser sein könnten. Man sollte sich nie in Zufriedenheit zurücklehnen.
Henrik Muhle: Unsere beiden Publikumsfonds haben sich gut entwickelt. Der Aktienfonds (ISIN: DE000A3DQ3A3) konnte nach 34 Prozent im Vorjahr immerhin 12 Prozent im Jahr 2024 zulegen. Auf der Gewinnerseite waren Technologieunternehmen, vor allem aus den USA. Dagegen blieben einige Titel aus der Schweiz und Deutschland zurück, weswegen wir die Benchmark im letzten Jahr nicht schlagen konnten. Dazu fehlte uns auch eine Nvidia im Portfolio.
In unserem Mischfonds konnten wir das Jahr mit 11 Prozent abschließen. Damit sind wir sehr zufrieden. Schließlich mussten wir den defensiven Mischfonds nach dem schockierenden Rosenmontagsereignis erst einmal umstellen auf einen flexiblen offensiven Mischfonds, was bis zum Namenswechsel und neuen Anteilsklassen bis Anfang April dauerte. Und dann einiges an Rendite aufholen, was uns sehr gut gelungen ist. 2024 war also ein ordentlicher Jahrgang, aber wie Uwe schon sagt: Es gibt immer Verbesserungspotenzial.
Wie positionieren Sie aktuell den Value Event Fonds angesichts der Marktbedingungen?
Muhle: Wir agieren da sehr prognosefrei. Unsere Grundidee ist: Wenn wir viele Titel finden, die uns mehr als 6 Prozent Erwartungsrendite bei Anleihen und mehr als 10 Prozent Erwartungsrendite bei Aktien bringen – das ist unser Anspruchsniveau –, dann investieren wir. Die Anzahl der Titel und die erwartbare Rendite bestimmen unsere Investitionsquote. Im letzten Jahr, als wir das Fondskonzept umstellten, waren die Anleihenrenditen noch deutlich üppiger. Mit dem kurzzeitigen Börseneinbruch Anfang August haben wir dann die Aktienquote deutlich erhöht, auf rund 67 Prozent. Heute beträgt sie 65 Prozent.
Rathausky: Interessanterweise sehen wir bei einigen Aktien höhere Ausschüttungsrenditen aus Aktienrückkäufen und Dividenden, als wir Zinseinnahmen bei Anleihen vorfinden. Unsere größte Position Prosus zum Beispiel kauft seit nunmehr fast drei Jahren etwa 10 Prozent der eigenen Aktien pro Jahr zurück. Laufende Ausschüttungsrenditen bei Aktien von mehr als 5 Prozent sind keine Seltenheit bei uns im Portfolio.
Auf der anderen Seite sind wir bei Anleihen im „Risk-off-Modus“ – die Risikoaufschläge im High-Yield-Bereich sind mit 200 Basispunkten derzeit historisch niedrig, so niedrig wie zuletzt vor der Finanzkrise 2008 und dem Platzen der Technologieblase 2000. Das heißt nicht, dass unmittelbar eine Krise bei Anleihen bevorsteht, aber man bekommt derzeit relativ wenig Kompensation dafür, dass man Risiken eingeht.
Wie gehen Sie mit dem Wettbewerb um, besonders mit Fonds, die eine ähnliche Strategie verfolgen?
Rathausky: Wir schauen komplett auf uns. Mit unserer Value-Event-Philosophie sind wir seit mehr als 16 Jahren sehr erfolgreich. Für uns ist wichtig, dass wir uns auf unsere Strategie konzentrieren, unser Gané-Scoring-Modell und unser Equity-Bond-Konzept.
Muhle: Dem Wettbewerb muss man sich natürlich immer stellen – aber am Ende steht man mit Tausenden von Fonds im Wettbewerb. Neben dem, was wir inhaltlich in den Fonds machen, punkten wir mit Transparenz, unserer Eigentümer-Struktur und Verbindlichkeit. Das sind Werte, die wir neben der Performance hochhalten wollen.
Und solange wir merken, dass der Zuspruch sehr groß ist und wird ordentliche Zuflüsse haben, sind wir auf einem guten Weg.
Wie unterscheiden sich die Aktienauswahl im Mischfonds und im reinen Aktienfonds?
Muhle: Wir unterscheiden ja drei Arten von unternehmensspezifischen Events. Veränderungen in der Kapitalstruktur, in der Aktionärsstruktur und operative Katalysatoren. Im Mischfonds sind wir diversifiziert über verschiedene Arten von Events, um sowohl Rendite- wie auch Volatilitätsziele zu berücksichtigen. Im Aktienfonds konzentrieren wir uns dagegen auf die dritte Event-Kategorie.
Rathausky: So ist die niederländische Beteiligungsholding Prosus beispielsweise ausschließlich im Mischfonds vertreten, aufgrund des großen Abschlags zum Net-Asset-Value, der enormen Aktienrückkäufe und der bevorstehenden Börsengänge aus dem Beteiligungsportfolio. Es fehlen aber eine langfristige Margendynamik und hohe Kapitalrentabilität, worauf wir den Fokus im Aktienfonds richten.
Im Aktienfonds dagegen ist unsere zweitgrößte Position Belimo, Weltmarktführer für Lüftungstechnik. Das Unternehmen wächst organisch wie an der Schnur gezogen mit einer Kapitalrentabilität von 30 Prozent. Für diese Güte muss man eine etwas höhere Bewertung und mehr Volatilität tolerieren. Im Mischfonds achten wir bewusst auf eine niedrigere Volatilität.
Wie stellen Sie sich angesichts der aktuellen Marktvolatilität auf? Welche Sektoren oder Regionen finden Sie besonders attraktiv?
Muhle: Bei den Regionen sind wir relativ gleich verteilt zwischen den USA und Europa. In den Emerging Markets sind wir nicht investiert, mit Ausnahme von Prosus und deren wichtigster Beteiligung Tencent. Im Aktienfonds ist die Schweizer Industrie etwas stärker gewichtet. Was bei den Branchen auffällt: IT ist traditionell eine unserer größten Bausteine, aber deutlich unter den 35 Prozent, die sie in den Indizes ausmacht.
Rathausky: Wir entfernen uns etwas von den „Magnificent Seven“ und dem KI-Hype. Die größten Tech-Unternehmen in den USA machen mittlerweile 35 Prozent des Index aus. Da gibt es gewisse Klumpenrisiken. Bei Konsumgütern sehen wir dagegen manche antizyklische Chance, etwa bei Boss, Nike und Ulta Beauty –Werte, die stark zurückgeblieben sind. Auch Unternehmen mit einem Bezug zum Immobiliensektor finden wir interessant. Zum Beispiel Sika, Geberit und Ferguson. In einem schwierigen Marktumfeld gewinnen sie allesamt Marktanteile.
Welche Rolle spielen ESG-Kriterien in Ihrem Investmentprozess?
Muhle: Beide Fonds sind als Artikel-8-Fonds klassifiziert. Über das hinaus, was der Gesetzgeber fordert, haben wir gewisse Ausschlusskriterien und Nachhaltigkeitsziele definiert. Governance hat für uns immer schon eine wichtige Rolle gespielt. Beim Environmental-Aspekt haben wir ohnehin viele Asset-Light-Geschäftsmodelle, die keinen starken CO2-Fußabdruck haben. Wir haben aber nie den Anspruch gehabt, ein Artikel-9-Fonds zu sein oder der größte ESG-Vorreiter. Wir haben einen robusten Prozess, der zu uns passt.
Rathausky: Interessant ist, dass wir 2021 einige Nachhaltigkeitspreise gewinnen konnten, ohne darauf abzuzielen. Das lag an unserer Performance einerseits, aber auch am niedrigen ökologischen Fußabdruck unseres Portfolios. Wir sind traditionell eher in den Bereichen Software, IT, Konsum, Pharma und Finanzen investiert, weniger in der Schwerindustrie oder im Bereich Chemie und Automotive.
Für uns gehen Investitionserfolg und Nachhaltigkeit Hand in Hand. Nur langfristig erfolgreiche Unternehmen können nachhaltig sein.
Sie verbessern ihre Profitabilität unter anderem durch einen auf Langfristigkeit ausgerichteten, schonenden und verantwortungsbewussten Einsatz ihrer Ressourcen und Produktionsfaktoren. Das sieht man im Zeitablauf teilweise sehr schön.
Wie bereiten Sie sich auf mögliche zukünftige Herausforderungen vor, etwa bei Zinsänderungen oder geopolitischen Risiken?
Muhle: Das ist unser Kerngeschäft. Bei den Anleihen haben wir mit 1,5 Jahren eine kurze Duration und mit AA- ein starkes durchschnittliches Rating und ein nur geringes Ausfallrisiko - also praktisch Geldmarktersatz plus. Im Aktienfonds tolerieren wir höhere Volatilität und Bewertungen, im Mischfonds haben wir teurere Werte wie die „Magnificent Seven“ reduziert. Politische Risiken versuchen wir durch die Auswahl der richtigen Geschäftsmodelle zu minimieren. Eine Ulta Beauty etwa ist nicht immun gegen solche Risiken, aber weniger betroffen als ein deutscher Autohersteller, der seine Waren nach China und in die USA verkauft und vielleicht in Mexiko produziert.
Rathausky: Genau deshalb haben wir heute auch zwei US-Unternehmen vorgestellt, die hauptsächlich nationalen Umsatz machen und erst im Expansionsmodus sind. Da liegen die Chancen vor den Unternehmen und nicht die Risiken. Das Portfolio kann man entsprechend ausrichten, genauso wie wir es auf der Anleiheseite an das niedrige Zinsniveau in Europa angepasst haben.
Welche langfristigen Ziele haben Sie für die beiden Publikumsfonds? Früher verwalteten Sie ja allein im Value Event Fonds rund 8 Milliarden Euro.
Muhle: Wir haben kein explizites Ziel, sondern sagen: eines nach dem anderen.
Wir wollen wie in der Vergangenheit über die Leistung wahrgenommen werden. Das heißt, wir wollen gute Arbeit machen.
Was dann an Volumen reinfließt, ist die Reflektion dieser Arbeit. Wenn man vorher 8 Milliarden hatte, sollte das natürlich auch wieder der Anspruch sein. Aber es gibt keine Unternehmens-Blaupause, wann das erreicht sein sollte. Wichtig ist, dass wir die Firma und die Fonds behutsam weiterentwickeln.
Rathausky: Für uns stehen seit vielen Jahren zwei Dinge im Vordergrund: Performance und Kundenbetreuung. Wir betrachten dabei die risikoadjustierte Ex-post-Rendite – also immer die Rendite im Verhältnis zum eingegangenen Risiko. Unser Bestreben ist es, die Gunst der Investoren zu gewinnen und die Gané-Familie größer zu machen.



