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Gané-Manager-Duo Henrik Muhle und Uwe Rathausky „Fehler bekommen bei uns ein würdiges Andenken“

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Wächst nach so langer Zeit im Fondsgeschäft die Gefahr, sich von Trends und Korrelationen leiten zu lassen?

Muhle: Nein, gar nicht. Uns interessieren weder Trends noch Benchmarks oder vergangenheitsbezogene Korrelationen. Das hat meines Erachtens weniger etwas mit Zeit im Fondsgeschäft, sondern mit Charakter und Persönlichkeit zu tun.

Sie haben in den herbstlichen Turbulenzen 2018 Ihre ohnehin hohe Cash-Quote auf 35 Prozent angehoben. Warum?

Rathausky: Unsere Cash-Quote steigt immer mal wieder so hoch, weil wir in absolute und nicht in relative Attraktivität investieren. Daher auch die angesprochenen Renditekriterien von 6 beziehungsweise 10 Prozent pro Jahr. Wenn uns also Aktien oder Anleihen, für die wir uns interessieren, nicht attraktiv genug erscheinen, dann halten wir so lange Cash, bis unsere Kriterien erfüllt sind. Charlie Munger kommentierte das Vorgehen vor ein paar Tagen rund um die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway übrigens mit den Worten „What the hell is wrong with that“. Herrlich, wie er das auf den Punkt bringt, um Berkshires Liquidität von 110 Milliarden US-Dollar zu verteidigen.

Im vergangenen Jahr haben Sie unter anderem von Ihrem US-Dollar-Exposure profitiert. Sichern Sie Währungen grundsätzlich nicht ab, oder folgen Sie Ihrem Näschen?

Muhle: Wir waren bisher immer überwiegend in Euro denominiert und haben unsere Fremdwährungen nicht abgesichert. In manchen Jahren, wie 2017, verlieren wir auf der Währungsseite und in anderen Jahren, wie 2018, gewinnen wir. Wir kümmern uns darum nicht, weil niemand Währungsentwicklungen vorhersagen kann. Währungsabsicherungen kosten außerdem Geld und sie würden uns nur vom Wesentlichen ablenken. Das Einzige, was wir machen, ist, dass wir bei einem vermeintlichen Überschießen einer Währung naiv antizyklisch reagieren. Als die Welt wegen der US-Haushaltssperre Angst vor einem Fiscal Cliff in den USA hatte und der Dollar bei 1,40 stand, sind wir eher in den Dollar gegangen, und als alle von Parität sprachen, weil die Euro-Zone auseinanderfallen würde, haben wir uns eher dem Euro zugewandt.

Als Ausgleich zum Job treiben Sie beide Sport. Bringt Ihnen das auch Fähigkeiten, die Sie für Ihre Arbeit als Fondsmanager nutzen können?

Rathausky: André Kostolany sagte einmal, dass man an der Börse die Augen schließen muss, damit man besser sehen kann. Wenn man Dinge klar sehen möchte, hilft es manchmal, sich von ihnen zu lösen und einen übergeordneten Blick einzunehmen. Mein Kollege Henrik Muhle und ich machen das, indem wir Sport treiben. Er läuft manchmal einen Marathon, ich kann mich als früherer Leistungssportler so ausgiebig leider nicht mehr bewegen. Der Sport lehrt einen, für Dinge zu kämpfen, die man unbedingt möchte. Man wird dadurch aber kein besserer Anleger, egal ob man Sport treibt, Schach spielt, Literatur verschlingt oder sonstigen Hobbys nachgeht.

Erscheint Ihnen das Fondsmanagement leichter oder schwerer als noch vor zehn Jahren?

Rathausky: Es ist schwerer geworden. Aber nicht wegen der Notenbanken oder der Unverbindlichkeit der Politik, sondern weil die Wucht der Digitalisierung ganze Branchen umwälzt und einst etablierte Unternehmen verschwinden lässt. Die alten Kochrezepte, dass man als Value Investor am besten in Automobile, Banken, Versorger, Pharma- und Konsumgüterunternehmen mit niedrigen KGVs und hohen Dividendenrenditen investiert, funktionieren nicht mehr. Viele Unternehmen kämpfen um den Fortbestand ihres Geschäftsmodells. Die Halbwertszeit einst erfolgreicher Unternehmen sinkt gewaltig. Diversifikation als Anlagestrategie ist nicht mehr ausreichend. Was mittlerweile gefragt ist, ist Selektion.

Und was erwarten Sie in den nächsten zehn Jahren?

Muhle: Wir haben in zehn Jahren nie irgendwelche Rendite- oder Volatilitätsversprechen abgegeben – nur, dass wir uns jederzeit anstrengen werden. Wer uns kennt, der weiß, dass wir weiter Gas geben werden. Und dann schauen wir mal, was dabei rauskommt. Lassen Sie uns in zehn Jahren wieder ein Interview führen. Wenn Sie möchten, gern auch schon früher.

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