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Gané-Manager-Duo Henrik Muhle und Uwe Rathausky „Fehler bekommen bei uns ein würdiges Andenken“

Uwe Rathausky (links) und Henrik Muhle sind die Vorstände des Value-Investors Gané und managen gemeinsam den Mischfonds Acatis Gané Value Event.
Uwe Rathausky (links) und Henrik Muhle sind die Vorstände des Value-Investors Gané und managen gemeinsam den Mischfonds Acatis Gané Value Event. | Foto: Gané Aktiengesellschaft

DAS INVESTMENT: Ihr Fondsstart Ende 2008 war nahezu perfekt gewählt. Viele Value-Konkurrenten haben sich in der Finanzkrise selbst in Not gebracht. Dann folgten zehn Jahre Bullenmarkt mit immer weiter sinkenden Zinsen. War der Erfolg so leicht, wie das klingt?

Uwe Rathausky: Keineswegs. Im Jahr 2008 einen Fonds aufzulegen, das kam einem Himmelfahrtskommando gleich. Das Finanzsystem wankte, die Anleger hatten die Hosen voll und für ein neues Konzept gab es zunächst null Interesse. Bei einem Vortrag vor Vermögensverwaltern wurden wir nach wenigen Minuten unterbrochen und gefragt, ob wir nicht besser in Konserven und Zigaretten investieren sollten, weil ja bald eh keine Sparer mehr da wären. Heute ist es umgekehrt. Jeder möchte einen Fonds auflegen, fast alles wird mit Kapital ausgestattet, also geseedet und finanziert. Wir wollten damals einfach nur unser eigenes Ding machen. Ob es dem Zeitgeist entsprach oder nicht, das war uns egal. Das Geldeinsammeln stand dabei nie im Vordergrund. Wir wollten etwas von bleibendem Wert schaffen und jedes Jahr eine gute Performance hinlegen. Dafür arbeiten wir fokussiert, handeln verbindlich und berichten transparent. Stressfrei anlegen ist unser Credo. Wem das gefällt, der ist herzlich eingeladen.

Welche Investments waren Ihre geschicktesten Schachzüge?

Henrik Muhle: Wir haben glücklicherweise viele Fehler vermieden und gute Ideen hoch gewichtet. Apple, Berkshire Hathaway, Grenke, McDonald’s und Nemetschek waren tolle Investments auf der Aktienseite, bei Anleihen konnten wir mit Hybridanleihen von Banken viel Geld verdienen.

Und welche Vorhaben gingen am stärksten nach hinten los?

Muhle: Wir haben zum Beispiel bei Kraft Heinz unmittelbar vor einer Gewinnwarnung investiert oder mit einer Anleihe der bankrotten Immobiliengesellschaft IVG ordentlich Geld in den Sand gesetzt. Solche Sachen schmerzen uns. Viele neigen ja dazu, Investmentfehler zu verdrängen. Bei uns bekommen sie dagegen ein würdiges Andenken.

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Was qualifiziert Titel als Value-Aktien und Value-Anleihen für Ihr Portfolio?

Rathausky: Value bedeutet für uns entsprechend der Philosophie von Warren Buffett, dass wir in wunderbare Geschäftsmodelle mit einem guten Management zu einem günstigen Preis investieren. Das ist aber nur der eine Teil der Philosophie. Hinzu kommt die Event-Komponente. Mit der Kombination aus beidem versuchen wir, sowohl das fundamentale als auch das marktpreisbedingte Risiko einer Investition zu reduzieren. So können wir auf Fondsebene das Abwärtsrisiko, die Maximum Drawdowns, die wir als Stress bezeichnen, im Vergleich zum Gesamtmarkt deutlich und systematisch reduzieren, ohne dass wir dabei auf eine ansprechende Rendite verzichten müssen.

Die soll jährlich bei Anleihen 6 Prozent und bei Aktien mittelfristig 10 Prozent betragen. Wie gehen Sie bei der Suche konkret vor?

Rathausky: Aktien sind für uns Eigenkapitalanleihen, deren Renditen wir mit klassischen Fremdkapitalanleihen vergleichen. Also quasi zwei Seiten der gleichen Medaille. Durch eine zahlungsstrom-orientierte Betrachtungsweise und die Ermittlung einer zeitgewichteten Rendite können wir die Investments beider Asset-Klassen miteinander vergleichen. Dafür ist es aber notwendig, dass wir ein hohes Maß an Planbarkeit und Sicherheit der Zahlungsströme haben. Deswegen investieren wir im Aktienbereich in „Gewinnerunternehmen“ und bei Anleihen in die „finanzielle Stabilität“ eines Unternehmens.

                                 Quelle: Morningstar

Warum vertrauen Sie auf lediglich 17 Aktien und 10 Anleihen im Portfolio?

Muhle: Weil wir Konzentration mögen und nicht mit Diversifizierung den Markt abbilden möchten. Warren Buffett beispielsweise investierte in den 1960er Jahren nach dem sogenannten Salad-Oil-Skandal den Großteil seines Vermögens in den Kreditkartenanbieter American Express und er fühlte sich trotzdem noch übermäßig diversifiziert. Was nützt uns das beste Investment, wenn wir es mit nur einem Prozent gewichten? Gar nichts. Wir trauen uns zu, richtig zu liegen. Und wenn wir tatsächlich richtig liegen, dann soll es sich auch lohnen.

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