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„Garantieprodukte sind unverhältnismäßig teuer“

Jürgen Horstmann, Vorstand der Helvetia Leben
Jürgen Horstmann, Vorstand der Helvetia Leben
DAS INVESTMENT: Sie haben vor zehn Jahren die Fondspolice Clevesto Allcase auf den Markt gebracht. Inwiefern unterscheiden sich Fondspolicen von damals von denen heute?

Jürgen Horstmann: Damals waren überwiegend Fondspolicen mit einer festen Laufzeit, einer geringen Flexibilität und einem eingeschränkten Fondsuniversum im Angebot. Als wir vor zehn Jahren die Helvetia Clevesto Produktlinie einführten, gingen wir mit vier Tarifen an den Markt: Life, Retire, Allcase und Trio.

Clevesto Allcase war von allen der Flexibelste, da wir ihn als Whole-Life-Tarif aufgebaut haben – also als Produkt, das den Kunden sein ganzes Leben begleiten soll. Wegen dieser Flexibilität und der diversen Anlagemöglichkeiten hat sich der Tarif bei unseren Vermittlern und Kunden durchgesetzt.

Wie viele Clevesto-Policen haben Sie in  diesen zehn Jahren verkauft?  

Horstmann:
Als wir vor zehn Jahren die Clevesto-Linie einführten, konnten wir nicht erwarten, dass unser Whole-Life- Tarif Clevesto Allcase zum absoluten Flaggschiff werden würde. Er trägt zu mehr als 90 Prozent zum fondsgebundenen Neugeschäft bei. Insgesamt liegt der Anteil der fondsgebundenen Policen am Neugeschäft deutlich über 50 Prozent.  

Deutsche Anleger sind noch immer recht aktienscheu. Ist das nicht ein Bremsklotz?

Horstmann: In Folge der Finanzkrise ist das Garantiebedürfnis deutlich gestiegen. Reine fondsgebundene Produkte fragen Kunden immer weniger nach. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, auch bei Fondspolicen Sicherheitskonzepte anzubieten, etwa das Sicherungsguthaben.

Hier hat der Kunde die Möglichkeit, dauerhaft oder nur für eine gewisse Zeit auf den Deckungsstock auszuweichen. Meiner Meinung nach kann ein Versicherer nur Erfolg haben, wenn er dem Kunden während der gesamten Laufzeit ermöglicht, ohne Tarifwechsel auf verschiedene Marktsituationen zu reagieren.

Eine Feri-Studie hat gezeigt, dass viele Versicherer keinen Fonds-Prüfprozess haben und es deshalb viele schwächelnde Fonds in Fondspolicen gibt. Beispiel ist der Fidelity European Growth, den Sie auch im Angebot haben.  

Horstmann:
Wir achten darauf, dass wir unser Fondsangebot regelmäßig, mindestens  zweimal im Jahr, überprüfen und überarbeiten. Einerseits haben wir interne Kriterien, was Größe, Performance und  Fondsmanagement angeht. Gleichzeitig müssen wir aber auch schauen, welche Fonds am Markt nachgefragt werden.

Das ist auch der Grund, warum  wir den Fidelity European Growth in unserer Fondspalette haben. Er war einer der  Superstars in den vergangenen Jahren. Vorübergehende Schwächen eines Fonds  bedeuten auch nicht zwangsläufig, dass ein Fonds schlecht ist.  

Welche Trends erwarten Sie?  

Horstmann: Vermögensverwaltungskonzepte, die neben guten Anlagemöglichkeiten auch Garantien bieten, sind meiner Einschätzung nach die Zukunft. Gerade Fondspolicen, die lange investiert sind, müssen so flexibel sein wie möglich. Das Grundproblem ist, dass wir langfristige Garantien aussprechen, der Markt für diese Garantien aber illiquide ist. Deshalb sind die vom Markt angebotenen Garantieprodukte unverhältnismäßig teuer. Hier erwarte ich noch einige Produktideen.  


Über den Interviewten:
Jürgen Horstmann ist Vorstandsmitglied und Leiter  des Lebensversicherungsgeschäfts  der Helvetia Deutschland und Österreich. Seit 2002 ist Horstmann bei dem Schweizer Versicherer Helvetia tätig. Horstmann studierte Mathematik und Versicherungswesen und startete seine Karriere in der Produktentwicklung des englischen Lebensversicherers Equity  & Law, der später im HDI-Gerling- Konzern aufging.

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