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Gastbeitrag zu Verhaltensökonomie Was Anleger von Wirtschaftsnobelpreisträger Richard Thaler lernen können

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Richard Thaler: Dem US-Ökonom erhielt 2014 auch den „Weltwirtschaftlichen Preis“, den das Institut für Weltwirtschaft zusammen mit der Stadt sowie der Industrie- und Handelskammer Kiel verleiht; Foto: Getty Images

Verluste deutlich höher gewichtet

Zugleich hat Thaler in zahlreichen Studien gezeigt, dass die meisten Menschen Verluste deutlich höher gewichten als gleich hohe Gewinne – Verluste schmerzen im Durchschnitt sogar rund zwei Mal mehr als Gewinne erfreuen. Das hat wichtige Konsequenzen für das Anlageverhalten. So fällt es den meisten Investoren schwer, Verluste zu realisieren und das Geld in aussichtsreichere Anlagen zu stecken.

Sie lassen die Verluste laufen, während sie Gewinne oft zu früh realisieren. Richtig wäre, bei Investments einzig die erwarteten Renditen zu berücksichtigen, so wie man sie jeweils bestmöglich abschätzen kann.

So fällen Value-Investoren Kauf- und Verkaufsentscheide auf Basis des inneren Werts eines Unternehmens: Notieren Aktien mit einem großen Abschlag, kaufen sie; ist dieser Abschlag aufgeholt, wird verkauft.

Oft viel zu wenige Aktien

Die Risiko-Aversion hat auch einen nachteiligen Effekt auf die Zusammensetzung von Langzeit-Investments. Da Aktien kurzfristig stärker schwanken als andere Anlagen, haben sie kurzfristig ein höheres Verlustrisiko. Das schreckt den kurzfristig orientierten „Macher“ ab.

Da wir zudem in unserer mentalen Buchhaltung das Konto häufig zum Jahresende schließen, nehmen wir einen Jahresverlust stärker wahr, als es aufgrund des langjährigen Anlagehorizonts gerechtfertigt wäre.

Beides führt dazu, dass wir oft viel zu wenig Aktien halten, um langfristig Vermögen zu bilden. Unser effektiver Anlagehorizont beträgt jedoch im Gegensatz zu unserer mentalen Buchhaltung meist Jahrzehnte, sodass die kurzfristigen Kursschwankungen unerheblich sind und wir als rationale „Planer“ aufgrund der höheren Renditechancen deutlich stärker in Aktien investieren sollten.

Aktien reagieren systematisch über

In einer gemeinsamen Studie mit Werner De Bondt zeigt Thaler auch, dass Aktien systematisch überreagieren. Konkret haben „Verliereraktien“, die drei Jahre unterdurchschnittlich rentiert haben, anschließend im Durchschnitt höhere Renditen gebracht als die vorherigen Gewinneraktien.

Dieses Überschießen der Kurse gibt uns Value-Investoren die Gelegenheit, Aktien unter ihrem fairen Wert zu erwerben und langfristig eine Zusatzrendite zum Gesamtmarkt, die sogenannte Value-Prämie, zu erzielen. Dies ist wahrlich einen Nobelpreis wert!

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