Umfrage unter Verbrauchern Deutsche nehmen Ältere zunehmend als Last wahr
Die Deutschen nehmen ältere Menschen zunehmend als gesellschaftliche Last wahr. Das zeigt ein Langzeitvergleich von Altersbildern im Auftrag der GDV-Initiative „7 Jahre länger“. Demnach sind 30 Prozent der Befragten im Alter ab 45 Jahren der Ansicht, dass Ältere den Staat zu viel Geld kosten. Zum Vergleich: 25 Jahre zuvor waren es nur halb so viele. Und 21,6 Prozent vertreten heute die Meinung, der Staat müsse mehr Geld für Jüngere ausgeben. 1996 sahen das lediglich 11,8 Prozent so.
Verteilungsfragen rücken in den Vordergrund
„Es ist vor allem die Verteilung finanzieller Ressourcen, die die Generationen immer mehr entzweit. Darin schwingt die Sorge mit, dass die Sozialsysteme bald überlastet sein könnten“, sagt Studienleiter Elmar Brähler, emeritierter Professor für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universität Leipzig. Die Ergebnisse seien umso erstaunlicher, als die Bevölkerung in den vergangenen 25 Jahren gealtert sei – und Ältere eher ein besseres Altersbild haben als Jüngere, wie die Studie ebenfalls zeigt. „Im Zeitvergleich macht sich dieser Alterungseffekt nicht bemerkbar“, so Brähler.
Ein Generationenkonflikt deutet sich an
„Wir müssen darauf achten, dass der Zusammenhalt zwischen den Generationen nicht verloren geht“, sagt Peter Schwark. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Versicherungsverbandes GDV, der die Initiative „7 Jahre länger“ trägt, sieht in den Ergebnissen eine Mahnung an die Politik. Jüngere hätten zunehmend das Gefühl, zu kurz zu kommen, etwa bei der Rente. „Die Lasten des demografischen Wandels müssen fair verteilt werden“, fordert Schwark. Der Interessenausgleich zwischen Jung und Alt beschränke sich aber nicht nur auf ökonomische Fragen: „Jüngere wollen auch sozial und ökologisch ähnliche Voraussetzungen im Leben haben.“
Altersbild umfasst drei Dimensionen
Hallo, Herr Kaiser!
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler das Altersbild in drei Dimensionen bewertet: Weisheit, Rigidität und Bürde. Während letztere die Einstellungen der Menschen zu den gesellschaftlichen Folgen der wachsenden Zahl Älterer erfasst, messen Weisheit und Rigidität die individuellen Zuschreibungen an Ältere – als wissend und erfahren beziehungsweise als eingeschränkt und vereinsamt. „Die persönlichen Zuschreibungen an Ältere haben sich seit 1996 kaum verändert und sind weiterhin überwiegend positiv“, so Brähler.
Zuschreibungen an Ältere bleiben positiv
So betrachten insgesamt 87,1 Prozent (1996: 87,9 Prozent) der Befragten Ältere als erfahrene Ratgeber. Demgegenüber beschreiben nur 47 Prozent sie als einsam, depressiv und nicht auf der Höhe der Zeit. 1996 waren 43,7 Prozent dieser Ansicht. Die wesentlichsten Veränderungen betreffen den Bereich Bürde, der die Einzelfragen zur Verteilung finanzieller Mittel beinhaltet. Während 1996 nur 9 Prozent der Deutschen hohe Zustimmungswerte zur Einschätzung Älterer als hohe gesellschaftliche Bürde berichteten, waren es 2021 mit 19,2 Prozent mehr als doppelt so viele.
Altersbilder beeinflussen die Politik
Für Studienleiter Brähler sind die Ergebnisse sowohl von individueller als auch von gesellschaftlicher Bedeutung. „Altersbilder prägen nicht nur das Verhalten gegenüber älteren Menschen. Sie können auch politische Entscheidungen mit beeinflussen“, betont Brähler. Dies zeigte sich beispielsweise in der Debatte darüber, bis zu welchem Alter Menschen noch ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk bekommen sollten. „Auch bei der Energiepauschale ging es um die Frage, ob Rentnern der Zuschuss zustehen soll oder nicht“, so Brähler.