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Wie Demografie Nachfrage nach Versicherungen beeinflusst

Auf etwa 84,4 Millionen beziffert das Statistische Bundesamt die Zahl aller Menschen, die zum Jahreswechsel in Deutschland lebten. Bis 2040 erwarten Wissenschaftler einen Rückgang der Bevölkerung auf 80 Millionen. Das hohe Defizit an Geburten wird demnach zwar teilweise durch mehr Zuwanderer ausgeglichen. Dennoch sinke der Anteil der Erwerbstätigen von 60 auf 53 Prozent, die immer höhere Beiträge zu den Sozialversicherungen leisten müssten. In der Summe schrumpft das verfügbare Einkommen aller Haushalte, auch weil die zunehmende Zahl der Rentner ein relativ geringes Einkommen hat.
Diese Entwicklung lässt den deutschen Versicherungsmarkt in den nächsten Jahrzehnten wachsen. Das prognostizieren zumindest Studienautoren des International Center for Insurance Regulation (ICIR). Im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben sie jetzt errechnet, dass die Prämieneinnahmen bis 2040 inflationsbereinigt um 10 Prozent auf 140 Milliarden Euro zulegen dürften – allein wegen des demografischen Wandels. In einem besonders optimistischen Szenario mit etwas mehr Zuwanderung oder höheren Geburtenzahlen könnten sie sogar um 15 Prozent steigen.
Deutsche Bevölkerung sinkt auf 80 Millionen
„Die Werte sind keine Prognose für das Versicherungsgeschäft insgesamt. Sie beziffern nur den Effekt, den die demografische Entwicklung darauf haben könnte“, sagt Alexander Ludwig, Leiter des ICIR und Mitautor der Studie. Dafür haben er und sein Team ein Prognosemodell entwickelt. Es berücksichtigt, wie sich die Bevölkerung und ihr Gesamteinkommen entwickelt und wie sich ihr Nachfrageverhalten verändert. Die Datenbasis hierfür ist jeweils die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamtes. Sie wurde zuletzt 2018 erhoben, weshalb dieses Jahr auch als Basis für die Studie dient.
Pflege- und Krankenversicherungen wachsen
Zugewinne verzeichnen demnach zukünftig insbesondere Kranken- und Pflegeversicherungen, die in der Statistik mit Unfall- und Berufsunfähigkeits-Policen zusammengefasst sind. Für diese Gruppe mit einem Beitragsvolumen von etwa 50 Milliarden Euro erwarten die Wissenschaftler bis 2040 ein Wachstum um knapp 60 Prozent – nur aufgrund des demografischen Effekts. „Die Zahl der älteren Menschen steigt. Und sie leben auch immer länger. Damit wächst der Bedarf an Pflege und medizinischer Betreuung und den entsprechenden Absicherungslösungen“, erklärt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Lebensversicherungen verlieren Einnahmen
Einbußen dürften hingegen die Anbieter von privaten Rentenversicherungen sowie kapitalbildenden Lebensversicherungen und Risikolebensversicherungen verzeichnen. Diese Gruppe der Produkte zur finanziellen Vorsorge für den Ruhestand kam 2018 noch auf Prämien von insgesamt 48,5 Milliarden Euro. Doch bis 2040 sagen die Studienautoren allerdings einen demografiebedingten Rückgang um rund 5 Prozent voraus. Denn: „Weniger Beschäftigte bedeuten auch, dass weniger Menschen privat vorsorgen“, begründet Asmussen.
Doch wenn sich die politischen Rahmenbedingungen ändern, könnten auch die Beiträge etwas weniger stark sinken: „Sollte das Renteneintrittsalter beispielsweise an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden, würde sich der alterungsbedingte Prämienrückgang im Lebensbereich auf circa 3 Prozent abschwächen”, betont ICIR-Leiter Ludwig. Die Menschen würden dann länger Einkommen beziehen und könnten so auch mehr für ihre private Altersvorsorge tun, so der Studienautor.