Wer die aktuelle Wechselsaison in der Kfz-Versicherung zum Geldsparen nutzen will, könnte auch über einen alternativen Antrieb seines fahrbaren Untersatzes nachdenken: Die Prämien für die Pflicht-Policen, die für selbst verursachte Personen- und Sachschäden anderer Verkehrsteilnehmer aufkommt, können für viele E-Autos günstiger sein als für vergleichbare Verbrenner. 

Das zeigt eine Untersuchung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Hierfür haben Ingenieure und Statistiker des GDV die sogenannten Typklassen der entsprechenden Modelle in der Kfz-Haftpflichtversicherung miteinander verglichen. Sie bestimmt neben einigen weiteren Tarifmerkmalen die Höhe des insgesamt fälligen Versicherungsbeitrages. 

E-Autofahrer schonen die Batterie 

In der Kfz-Haftpflichtversicherung gibt es die insgesamt 16 Typklassen 10 bis 25. Eine niedrige Typklasse erhält ein Automodell dann, wenn dessen Fahrer im Durchschnitt vergleichsweise wenige Schäden und geringe Schadenkosten verursachen. Bei relativ vielen Schäden und hohen Leistungen der jeweiligen Kfz-Versicherer werden sie hingegen in eine hohe Typklasse eingestuft. 

 

Als Ursache dafür, dass reine Elektroautos häufig in günstigeren Typklassen zu finden sind, könnte die bislang geringe Reichweite dieser Fahrzeuge sein: „Sie könnte E-Autofahrer dazu animieren, möglichst batterieschonend und damit vorausschauend und eher langsam zu fahren“, vermuten die GDV-Experten. Das erkläre die geringeren Kosten für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen. 

Geringere Schäden bei Elektroautos 

„Nach unserer aktuellen Statistik verursachen Modelle mit einem reinen Elektroantrieb in der Kfz-Haftpflichtversicherung im Schnitt rund 10 bis 15 Prozent weniger oder weniger teure Schäden als ihre Zwillinge mit Diesel- oder Benzinmotoren, was sich in einer günstigeren Typklasse widerspiegelt“, berichtet Jörg Asmussen.  

Jörg Asmussen © GDV

Laut dem GDV-Hauptgeschäftsführer sind elektrisch betriebene VW Golfs VII, Smarts, Hyundai Konas und Hyundai Ioniqs in bessere Typklassen eingestuft als baugleiche Modelle mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Ebenso habe der BMW i3 eine bessere Typklasse als ein BMW 220i mit Benzinmotor. 

Da Tesla überhaupt keine Verbrenner herstellt, haben die GDV-Analysten die Modelle 3 und S mit Fahrzeugen anderer Hersteller vergleichen. Dabei ergaben sich sowohl für das Model 3 im Vergleich zum BMW 330i als auch für das Model S im Vergleich zum BMW 540I XDrive jeweils schlechtere Schadenbilanzen und höhere Typklassen. 

Aber es gibt laut dem Branchenverband der deutschen Assekuranz auch Ausnahmen von der Regel: So ergeben sich für den Renault Zoe die gleichen Typklassen wie für einen vergleichbaren Renault Clio. Und der Nissan Leaf weist sogar eine schlechtere Schadenbilanz als der vergleichbare Nissan Pulsar auf. 

Kaum Effekt in Vollkaskoversicherung

Für die Studie hat der GDV insgesamt 18 Modell-Paare gebildet und die Schadenbilanzen der vergangenen drei Jahre ausgewertet. Die aktuellen Ergebnisse sind dem Verband zufolge allerdings noch mit Unsicherheiten behaftet, da es aktuell vergleichsweise wenig Elektroautos gibt und die Fahrzeuge überwiegend jung sind. 

 

Das Angebot an Elektroautos wird ebenso anwachsen wie der Bestand. „Damit erreichen Elektroautos neue Käuferschichten, zudem werden wir mehr Erfahrungen mit älteren Elektroautos sammeln. All das kann und wird die Typklasseneinstufung in den kommenden Jahren beeinflussen“, erklärt Asmussen. 

Vergleich von Elektroautos mit ähnlichen Verbrennern (Auswahl)
Vergleich von Elektroautos mit ähnlichen Verbrennern (Auswahl) © Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)

In der Vollkaskoversicherung unterscheiden die Statistiker des GDV die insgesamt 25 Typklassen 10 bis 34. In deren Kalkulation fließen außerdem die Schäden am eigenen Auto nach selbstverschuldeten Unfällen ein. Hinzu kommen Teilkaskoschäden durch Autodiebstahl, Wildunfälle oder Naturereignisse. Im Durchschnitt ergeben sich bei E-Autos hier ähnliche Schäden wie bei Verbrennern.