2.350 Unfälle GDV fordert Mofa-Führerschein für E-Scooter
E-Scooter gehören in vielen Städten zum Alltag. Viele Gelegenheitsfahrer verzichten darauf, sich ein eigenes teures Gefährt zu kaufen und greifen auf Leih-Flotten zurück. Doch damit seien sie potenziell eine Gefahr für sich und andere, warnt der Versichererverband GDV. Denn E-Scooter in Leih-Flotten verursachen deutlich mehr Unfälle als privat genutzte Scooter.
Laut einer Analyse des Verbands sind Leih-Scooter für mehr als die Hälfte aller E-Scooter-Unfälle verantwortlich – und das, obwohl nur einer von vier Scootern in Deutschland zu einer Leih-Flotte gehört. So kam es 2022 nach GDV-Angaben bei den rund 571.000 versicherten E-Scootern in privater Hand zu etwa 1.850 Schäden. Die 193.000 Leih-Scooter hingegen waren demnach in rund 2.350 Unfällen beteiligt.
Gelegenheitsnutzen fahren öfter auf dem Gehweg
Nach Auffassung des GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen liegt die hohe Unfallstatistik bei Leih-Scooter-Fahrern daran, dass Gelegenheitsnutzer eher gegen Verkehrsregeln verstoßen und häufiger den Gehweg nutzen. Das bestätigt auch eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Demnach nutzen Vielfahrer Scooter in der Regel für den Arbeitsweg, sind über 30 Jahre alt, fahren auf dem Radweg oder auf der Straße, tragen häufiger einen Helm und besitzen oft einen eigenen Scooter. Gelegenheitsfahrer hingegen sind im Schnitt jünger, nutzen fast ausschließlich Leih-Scooter für Fahrten in ihrer Freizeit und fahren öfter auf dem Gehweg.
Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes stoßen E-Scooter auch häufiger als Fahrradfahrer mit Fußgängern zusammen. Auch dies wertet Asmussen als ein Indiz dafür, dass viele E-Scooter-Fahrer eben nicht den Radweg oder die Straße, sondern den Gehweg nutzen und damit gegen die Verkehrsregeln verstoßen.
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Hohe Kosten bei Personenschäden
Werden andere Menschen von E-Scootern verletzt, entstehen nach GDV-Angaben vergleichsweise hohe Schäden für Behandlungskosten, Arbeitsausfall und Schmerzensgeld. Diese liegen im Schnitt bei über 13.000 Euro. Darüber hinaus gehen die Versicherer von einer hohen Zahl von Unfällen aus, bei denen sich allein die E-Scooter-Fahrer verletzen. Da die Fahrer in solchen Fällen allerdings nicht von der Kfz-Haftpflichtversicherung entschädigt werden, liegen den Versicherern zu solchen Unfällen keine konkreten Zahlen vor. Außerdem enden Unfälle mit E-Bikes und E-Scooter häufiger tödlich.
Um Fußgänger zu schützen und den Gehweg-Fahrern Einhalt zu gebieten, macht der Versichererverband mehrere Vorschläge. Zum einen fordert der GDV, dass E-Scooter-Nutzer einen „grundlegender Kompetenznachweis für die Teilnahme am Straßenverkehr“ erbringen – also einen Führerschein machen – müssen. Einen Extra- E-Scooter-Führerschein fordert der Verband indes nicht. Es würde reichen, wenn E-Scooter-Fahrer künftig „mindestens die Fahrberechtigung für ein Mofa nachweisen müssen, die in Deutschland Jugendliche ab 15 Jahre machen dürfen“, sagt Asmussen.
Apps gegen betrunkene Fahrer
Um Fußgänger auf den Gehwegen besser zu schützen, ruft Asmussen die Ordnungsämter und die Polizei dazu auf, die geltenden Regeln konsequenter durchsetzen. Außerdem fordert er „mehr und bessere Radwege, damit auch die Gelegenheitsnutzer von den Gehwegen herunterkommen“. Darüber hinaus könnten größere Räder und Blinker nach Asmussens Ansicht für mehr Stabilität und Sicherheit sorgen.
„Zudem sehen wir auch die Verleiher in der Pflicht: Sie könnten und sollten mit ihren Apps besser auf das Verhalten ihrer Kunden einwirken und zum Beispiel Reaktionstests einführen, um etwa zu erkennen, wenn Betrunkene einen Leih-Scooter ausleihen wollen“, so der GDV-Chef.