Mehrgefahrenversicherung Zuschüsse sollen Policen für Landwirte erschwinglich machen
Auf etwa 43 Millionen Tonnen beläuft sich die Getreideernte in diesem Jahr, schätzen die Experten des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Damit wurden knapp 2 Prozent mehr geerntet als im vergangenen Jahr (42,0 Millionen Tonnen). Die aktuell prognostizierte Erntemenge liege allerdings immer noch sehr deutlich unter dem Durchschnittswert der Jahre 2014 bis 2021: Ohne das extreme Trockenjahr 2018 beträgt er 45,6 Millionen Tonnen.
„Die diesjährige Getreideernte fällt quantitativ gesehen im Gegensatz zum letzten Jahr etwas besser aus, die Qualitäten speziell beim Weizen lassen aber vielfach zu wünschen übrig. Die regionalen Unterschiede sind dabei noch stärker ausgeprägt als in den Vorjahren. Die in vielen Regionen des Landes lang anhaltende Trockenheit zeigt erneut, dass die Landwirte die Auswirkungen des Klimawandels sehr direkt zu spüren bekommen“, sagt DBV-Präsident Joachim Rukwied.
Bauern rechnen mit erheblichen Ertragseinbußen
Denn bis ins Frühjahr hätten sich die Kulturen in fast allen Landesteilen zufriedenstellend entwickelt. Doch ab März nahm die Niederschlagsmenge in einigen Regionen rapide ab, während andernorts normale Regenmengen zu verzeichnen waren. „Die Erträge und Qualitäten fallen dementsprechend je nach Niederschlagsverteilung sehr unterschiedlich aus“, erläutert Rukwied. So habe Körnermais in vielen Regionen massiv unter der jüngsten Trockenheit gelitten.
Insbesondere Herbstkulturen wie etwa Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben leiden in den Dürregebieten inzwischen massiv, berichtet der DBV: Daher müssten die Landwirte hierbei teils mit erheblichen Ertragseinbußen rechnen. „Für die anstehende Raps- und Zwischenfrucht-Aussaat ist es mancherorts ebenfalls viel zu trocken. Außerdem trifft die Dürre auch die Tierhalter. Zum Teil müssen bereits die Wintervorräte angebrochen werden, um die Futterversorgung sicherzustellen“, erklärt Rukwied.
„Angesichts zunehmender Dürreperioden und sich häufender Wetterextreme fordern wir eine Bezuschussung der landwirtschaftlichen Mehrgefahrenversicherung – als Hilfe für die Bauern“, erklärt jetzt Anja Käfer-Rohrbach. „Diese Policen schließen alle Wetterrisiken ein, also auch Trockenheit“, so die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) aus Anlass der recht mageren DBV-Erntebilanz.
Versicherung für Landwirte dank staatlicher Hilfe
Beispielrechnung¹ für die Gesamtkosten für eine landwirtschaftliche Mehrgefahrenversicherung (Hagel, Sturm, Starkregen, Starkfrost & Dürre), Einsparungspotenzial für zwei Musterbetriebe, jeweils vor und nach Senkung der Versicherungssteuer für den Dürre-Baustein von 19 % auf die Prämie auf einheitliche 0,03% auf die Versicherungssumme und mit Einführung einer staatlichen Unterstützung² in Höhe von 50%.
Hallo, Herr Kaiser!
2: Die Prämienunterstützung bezieht sich auf die Prämie exkl. Versicherung-Steuer Quelle: GDV, Stand Juli 2020
„Nur mit einer entsprechenden staatlichen Unterstützung wären die Versicherer in der Lage, auch eine erhöhte Nachfrage an Mehrgefahrenversicherungen zu bedienen“, sagt Käfer-Rohrbach. Der von ihr mitgeführte GDV hatte bereits in der Vergangenheit öffentlich davor gewarnt, dass erst 0,02 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland gegen Dürre versichert sei. Der GDV zählt sie zu den so genannten Kumulrisiken, die zu hohen Massenschäden führen.
Die Prämien und Selbstbehalte für den Versicherungsschutz seien dementsprechend hoch und für so manche Landwirte kaum erschwinglich, begründet der GDV die geringe Verbreitung dieser Policen. Der Lobbyverband verweist daher auf andere EU-Länder wie Frankreich, Italien, Spanien, Polen oder die Niederlande: Dort übernimmt der Staat bis zu 70 Prozent der Versicherungsprämien. Mit zwei Beispielrechnungen zeigt der GDV, was ein landwirtschaftlicher Betrieb bei einem 50-Prozent-Zuschuss sparen würde.