LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in AnalysenLesedauer: 5 Minuten

Vermögensverwalter warnt Gefährliches Wunschdenken bei Anlageprofis

Seite 3 / 3

Fall 4.)

Von Fachleuten leider viel zu oft unwidersprochen hingenommen und sogar als Investitionsargument gebraucht hören wir in diesen Tagen folgenden Spruch immer häufiger: „Nach derartigen Kursrückgängen sind Aktien, insbesondere Substanzwerte, heute auf einem deutlich attraktiveren Niveau. Ein Einstieg macht jetzt durchaus Sinn.“

Hier begegnen uns gleich fünf Fallen:

  1. Die gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftserwartungen sind aktuell nicht seriös einzuschätzen.
  2. Wären sie das ansatzweise, dürften die diskontierten Ergebniserwartungen der Zukunft in vielen Fällen stärker gefallen sein als die aktuellen Kurse. Eine relative Verteuerung trotz Kurssturz ist somit nicht ausgeschlossen.
  3. Substanz- und Dividendenargumentation haben in der aktuellen Krise wieder einmal einen herben Dämpfer erhalten. Zum einen wurde wie auch in vergangenen, weniger schweren globalen Krisen, ein großer Teil der vorher erhaltenen Dividenden durch Kursrückgänge wieder ausgelöscht. Zum anderen gelingt es den sogenannten Value-Titeln bis zum heutigen Tag nicht, den Wachstumsunternehmen den Rang abzulaufen - im Gegenteil.
  4. Statistisch beziehungsweise historisch betrachtet kommt die Ermunterung zur Unzeit (siehe Fall 3) und setzt den Investor einem unnötigen Risiko aus.
  5. Das aktuelle Massaker bei den Dividenden-Futures, die Einmischung der Politik in die Dividendenpolitik von Unternehmen sowie die wieder beginnenden Verstaatlichungsdiskussionen mahnen zu höchster Vorsicht. Die Dividende war, ist und wird nie der „Neue Zins“ sein.     

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Ganz klar: Wer, aus welchen Gründen auch immer, nicht optimal investiert in die gerade beginnende Weltkrise gestartet ist, sollte den gefühlten Schmerz nicht durch trotzige übereilte Aktivität à la „Ich kaufe jetzt!“ betäuben und historische Kenntnisse sträflich außer Acht lassen. Noch fataler wäre es, sich den globalen Veränderungen zu verschließen und das begonnene Drama sträflich zu unterschätzen.

Die Welt wird nie wieder wie vorher sein - nicht nur wegen Corona, denn ein nächster Virus oder externer Schock wird kommen. Corona war der Brandbeschleuniger, der in kürzester Zeit politische, soziale und wirtschaftliche Spannungen zur Entladung brachte und damit gerade ein in Teilen irreversibles globales Beben auslöst.

Heute geht es um mehr als darum, das hoffentlich richtige Finanzprodukt und den richtigen Investor zusammen zu bringen. Es geht um nichts weniger als um die ganz zügige fachliche und mentale Vorbereitung im langfristigen Interesse der Mandanten auf deutlich komplexere Herausforderungen und noch unbekannte Veränderungen in den kommenden Quartalen und Jahren.   


Über den Autor:
Uwe Günther ist Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer von BPM - Berlin Portfolio Management.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion