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Aktualisiert am 29.01.2020 - 17:51 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Gehandelte Risiken – alles über Credit Default Swaps (CDS)

Anleiheexperte Jochen
Anleiheexperte Jochen Felsenheimer von der
Münchener Rentenfonds-Boutique Assenagon

1. Was sind CDS?

CDS sind derivative Kontrakte, mit denen man sich gegen das Kreditrisiko eines Emittenten absichern kann. Im Grunde sind es Tauschgeschäfte (siehe Info-Grafik; draufklicken zum Vergrößern): Derjenige, der das Risiko übernimmt, bekommt dafür jährlich eine Art Versicherungsprämie, gemessen an dem versicherten Volumen. Bezahlt wird in Basispunkten, die auch im Börsenticker als CDS-Preis genannt werden. 100 Basispunkte sind ein Prozentpunkt. Derjenige, der das Risiko abgibt, bekommt den Schaden ersetzt, falls die abgesicherte Schuld ausfällt.

2. Wofür nutzt man CDS?

CDS wurden entwickelt, damit Marktteilnehmer Ausfallrisiken absichern können, ohne den Kredit oder die Anleihe selbst verkaufen zu müssen.

3. Wer handelt mit CDS?

Hauptsächlich Versicherungen und Banken. Wobei Versicherungen aggregiert als Risikokäufer auftreten, während Banken Risiken abgeben.

4. Warum kaufen Risikonehmer nicht einfach eine Anleihe? Da gibt es immerhin zusätzliche Zinsen.

Für einen CDS brauchen sie kein Anlagekapital. Das Risiko kommt in die Bücher, Geld wird nicht direkt gebunden, und trotzdem gibt es die Prämie. Dadurch entsteht eine Hebelwirkung, wie man sie auch von Aktien-Futures kennt.

5. Wo werden CDS gehandelt?

CDS sind klassische OTC-Geschäfte. Die Vertragspartner schließen sie also abseits der Börse direkt miteinander ab. Seitdem aber mit Lehman Brothers im September 2008 ein CDS-Kontrahent plötzlich ausgefallen ist, gibt es auch zentrale Abrechnungsstellen, so genannte Clearing-Häuser. Das größte von ihnen ist die Intercontinental Exchange (ICE). Die Eurex bietet auch CDS-Handel an. Das Volumen ist aber noch stark begrenzt.

6. Wie groß ist der CDS-Markt?

Ende 2007 lag das derivativ gehandelte Kreditvolumen weltweit bei rund 50 Billionen Dollar. Das war nur 10 Prozent weniger als das damalige weltweite Bruttoinlandsprodukt. Heute liegt das Kreditvolumen nur noch bei etwa 25 Billionen Dollar. Viele Positionen wurden zurückgeführt – deleveraged -, sind ausgefallen oder wurden gegeneinander aufgerechnet.

7. Könnte man durch CDS-Preis-Treiberei eine Krise herbeiführen?

Das glaube ich nicht. Bei klassischen Krisenspekulationen greifen die Spekulanten jemanden direkt an, beispielsweise eine Zentralbank. Bei CDS handeln aber die Marktteilnehmer untereinander ein Risiko. Wollen sich Kreditgeber verstärkt absichern, weil sie eine Krise befürchten, steigt der Preis für den CDS.

Für den Schuldner, beispielsweise Griechenland, ändert sich in diesem Augenblick aber nichts, weil seine Zinslast konstant bleibt. Der Schuldner bekommt erst Probleme, wenn er neue Schulden aufnehmen will. Die Zinssätze könnten dann deutlich höher sein, denn sie orientieren sich auch am Derivatemarkt, also an den gehandelten Kreditrisiken, den CDS.

Ich sehe CDS nicht als reine Spekulationsobjekte an. Sie transportieren vielmehr Informationen, wie Marktteilnehmer einen Schuldner betrachten. Wobei die zentrale Motivation in der Absicherung von Kreditrisiken zu sehen ist.

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