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Geizige Banken: Private-Equity-Boutiquen lassen Anleger über geschlossene Fonds profitieren

Quelle: Fotolia
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Kai-Uwe Ricke ist gescheitert. Statt um ein Dax-Schwergewicht wollte sich der Ex-Telekom-Boss um den deutschen Mittelstand kümmern – oder um das, was er dafür hält. Eine „große Adresse“ für Mittelständler sollte sein Fonds German Private Equity Partners werden, finanzieren wollte Ricke vor allem Unternehmen mit 50 bis 500 Millionen Euro Umsatz und kapitalintensiven Wachstumsplänen. Doch niemand gab ihm Geld. Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe von DAS INVESTMENT (November 2009). 
 
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Das ist auch für viele der echten Mittelständler ein Problem. Die Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern und einem maximalen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro sind notorisch knapp bei Kasse; sie sind meist nicht großzügig mit Eigenkapital ausgestattet.

Seit den strengeren Kreditvergabevorschriften namens Basel II leihen ihnen die Banken noch weniger gern Geld als ohnehin. Erst recht, seit Konjunktur-und Finanzkrise die knappe Eigenkapitaldecke zusätzlich angreifen.

„Eigenkapital erhalten Unternehmen nicht nur von der Kreditwirtschaft“, kommentiert Arno Fuchs vom Münchner Finanzberater Fox Finance. Sondern zumindest theoretisch auch von Männern wie Ricke. Fuchs: „Rund 150 Private-Equity-Firmen, bis zu 100 aktive Family Offices und mehr als 25 Mezzanine-Investoren sitzen auf riesigen Reserven.“ Die werden sie vor allem im kommenden Jahr einsetzen können, berichtet das „Wall Street Journal“: „Im nächsten Jahr werden in Deutschland noch mehr Gelegenheiten für Private-Equity-Boutiquen entstehen. Wenn die Rezession ausläuft und die Aufträge anziehen, wird der Mittelstand nach Kapital suchen.“

Externe Kapitalgeber am Unternehmen zu beteiligen erscheint manchem Unternehmer zwar als gefährlicher Schritt. „Bei Finanzinvestoren und Beteiligungsgesellschaften denken viele Unternehmer zuerst an die viel zitierte Heuschrecke, die über Unternehmen in Not herfällt und sie dann ausbluten lässt“, sagt Peter Terhart, Vorstand des Bundesverbands deutscher Kapitalgesellschaften (BVK). Doch Beteiligungsprofis ins Unternehmen zu lassen hat auch Vorteile. Terhart: „Beteiligungsgesellschaften denken unternehmerisch, sind nicht nur Kapitalgeber, sondern auch strategische Berater.“

„Keine Beratung – keine Beteiligung. Nur so können wir sichergehen, dass wir gut investieren“, sagt Franco Mathias. Der Chef der Beteiligungsfirma HCM Handwerk Consult Mittelstandsberatung führt vor, dass selbst kleine Summen viel bewirken können. Zwischen 10.000 und 100.000 Euro steckt er in Tischlereien, Motorradläden oder Bäckereien. Häufig gehe es dabei um ein „Signal, dass andere bereit sind, ein Risiko einzugehen, bevor sie sich beteiligen.“ Dafür bekommt Mathias einen Zins, derzeit rund 12 Prozent, plus Gewinnbeteiligung. Zwischen 9 und 12 Prozent Basisverzinsung plus Gewinnbeteiligung kassieren auch die für Privatanleger konzipierten Mittelstandsfonds des Kölner Emissionshauses Midas. Sie stellen Unternehmen zwischen 500.000 und 2 Millionen Euro zur Verfügung – wie HCM-Chef Mathias geht es auch Midas-Chef Axel Bauer nicht wie klassischen Private-Equity-Häusern darum, Firmen komplett zu übernehmen.

Stattdessen bietet er etablierten Mittelständlern mit solidem Geschäftsmodell Mezzanine-Kapital: eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital, das über eine feste Laufzeit relativ hoch verzinst wird. Weitere Besonderheit des Konzepts der Midas-Fonds, von denen aktuell die Nummern 4 und 5 – Letzterer als Sparplan – in der Zeichnung sind: Mindestens 50 Prozent der Investitionen sind über öffentliche Beteiligungsgarantien der Bundesländer oder der Kreditanstalt für Wiederaufbau abgesichert. Die Fonds haben keine feste Laufzeit, Anleger können aber nach einer Mindestlaufzeit von fünf Jahren einen Teil oder gleich die gesamte Beteiligung zurückfordern.

Neben den Midas-Fonds gibt es derzeit nur zwei weitere geschlossene Fonds in der Zeichnung, die explizit auf den Mittelstand setzen. Anders als die Midas-Produkte sind dies aber klassische Private-Equity-Fonds, die zudem europaweit investieren. Ihr Fokus liegt darauf, Mittelständler komplett zu übernehmen, im Falle des Vengrow Mittelstandsfonds 2 vorwiegend solche, bei denen es ein Nachfolgeproblem in der Chefetage gibt. Der Fonds ist ein Dachfonds, ein Teil der Zielfonds kann auch Mezzanine-Kapital anbieten. Den Fonds gibt es wie bei Midas auch als Ratenzahlungsvariante.

Der ebenfalls als Dachfonds konzipierte LHI Private Equity II Europäischer Mittelstand dagegen hat bereits in 18 Zielfonds mit 61 Unternehmensbeteiligungen investiert. Der Fonds hatte allerdings ähnliche Probleme wie Kai-Uwe Ricke: Anleger steckten nur zögerlich Geld in das Produkt, dessen Zeichnungsperiode prospektgemäß Ende 2008 auslief. Jetzt will das Emissionshaus über eine „Tranche 2009“ weiteres Kapital einsammeln.

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