Expedition Investment Podcast | Folge 9 Taschengeld war gestern – so gelingt der Vermögensaufbau für Kinder
Hand aufs Herz: Mit Kindern über Geld, geschweige denn Geldanlage reden? Damit tun sich wahrscheinlich die meisten Eltern in Deutschland aktuell noch sehr schwer. Studien belegen zwar, dass ein Großteil einen monatlichen Betrag seit Geburt für den Nachwuchs zurücklegt – oft aber noch nach klassischem Vorbild wie Sparbüchern mit geringen Zinsen. Laut einem YouGov-Report von 2023 spricht sich eine Mehrheit der Eltern für einen frühen Austausch über Geld mit Kindern aus. 80 Prozent wünschen sich sogar, dass Finanzthemen auch im Schulunterricht behandelt werden.
In der neuen Folge von „Expedition Investment" gehen die beiden Hosts Birte und Martin auf Ursachenforschung: Wie kann man Kindern einen entspannten und stressfreien Umgang mit Geld als Zahlungsmittel vermitteln und welche unterschiedliche Arten gibt es, um für den Nachwuchs Geld sinnvoll anzusparen? Gemeinsam mit den Gesprächsgästen Claudia Müller (Autorin von „Über Geld spricht man doch!") und Christian Binder (Gründer der Finanz-App Finstep) werden diese Fragen beantwortet und praktische Lösungsansätze für Eltern aufgezeigt.
Hier geht es zur neunten Folge von „Expedition Investment: Taschengeld war gestern – so gelingt der Vermögensaufbau für Kinder:
Das Sparbuch: Der Klassiker im Wandel der Zeit
Das Sparbuch galt jahrzehntelang als die bevorzugte Methode, um Geld für Kinder anzulegen. Es ist sicher und einfach zu handhaben. Eltern oder Großeltern zahlen regelmäßig Beträge ein, die über die Jahre wachsen. Doch in Zeiten niedriger Zinsen hat das Sparbuch stark an Attraktivität verloren. Die Verzinsung liegt oft deutlich unter der Inflationsrate, was bedeutet, dass das Geld real an Wert verliert.
Vorteile:
- Höchste Sicherheit
- Einfaches Handling und keine Mindesteinlage
- Jederzeit verfügbar
Nachteile:
- Niedrige oder gar keine Zinsen
- Realer Wertverlust durch Inflation
Fazit: Für kurzfristige Rücklagen geeignet, jedoch für langfristige Vermögensbildung nicht empfehlenswert.
Festgeld: Sicherheit mit einem Haken
Festgeldkonten bieten im Vergleich zum Sparbuch etwas höhere Zinsen, da das Geld für eine bestimmte Laufzeit fest angelegt wird. Die Laufzeiten können von einem Jahr bis zu mehreren Jahren reichen. Während dieser Zeit ist das Geld nicht verfügbar. Festgeld bietet eine höhere Sicherheit und eine feste Verzinsung, allerdings sind auch hier die Zinsen oft nicht hoch genug, um die Inflation auszugleichen.
Vorteile:
- Feste Zinsen über die Laufzeit
- Höhere Sicherheit als bei anderen Anlageformen
- Keine Kursschwankungen
Nachteile:
- Geld ist für die Laufzeit gebunden
- Zinsen oft unter der Inflationsrate
- Keine Flexibilität bei vorzeitiger Verfügung
Fazit: Geeignet für sicherheitsorientierte Anleger, jedoch langfristig nicht die beste Wahl für die Vermögensbildung.
ETFs: Diversifikation und Rendite
ETFs sind Fonds, die einen Index wie den DAX oder den MSCI World abbilden. Sie ermöglichen eine breite Streuung über verschiedene Unternehmen und Branchen hinweg, was das Risiko reduziert. Besonders über lange Zeiträume haben ETFs historisch gesehen attraktive Renditen erzielt, auch wenn es zwischendurch zu Schwankungen kommt.
Vorteile:
- Breite Diversifikation
- Geringe Kosten im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds
- Attraktive Renditen bei langfristiger Anlage
- Flexibilität bei der Verfügung
Nachteile:
- Kursrisiken durch Marktschwankungen
- Rendite nicht garantiert
Fazit: Eine hervorragende Option für langfristig orientierte Anleger, die von der Entwicklung der Märkte profitieren wollen.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Aktien: Hohe Renditen mit Risiko
Aktien bieten die Möglichkeit, direkt in Unternehmen zu investieren und von deren Erfolg zu profitieren. Die Renditechancen sind hoch, aber ebenso das Risiko. Gerade über einen langen Anlagezeitraum können Aktien erhebliche Wertsteigerungen erfahren, doch es kann auch zu signifikanten Kursverlusten kommen. Wer breit streut oder auf solide, dividendenstarke Unternehmen setzt, kann das Risiko minimieren.
Vorteile:
- Hohe Renditechancen
- Möglichkeit, Dividenden zu erhalten
- Direkte Beteiligung an Unternehmen
Nachteile:
- Hohe Volatilität und Kursrisiken
- Marktkenntnis erforderlich
- Mögliche Verluste bei Unternehmenskrisen
Fazit: Geeignet für risikobereite Anleger, die langfristig von Unternehmensgewinnen profitieren möchten.
Anleihen: Sicherheit mit festen Erträgen
Anleihen sind Schuldverschreibungen, bei denen der Anleger einem Staat oder einem Unternehmen Geld leiht und dafür Zinsen erhält. Staatsanleihen gelten als besonders sicher, Unternehmensanleihen bieten oft höhere Zinsen, gehen aber auch mit höheren Risiken einher, etwa wenn ein Unternehmen von der Insolvenz bedroht ist. Anleihen bieten eine gewisse Planungssicherheit, da die Zinsen und Rückzahlungsbeträge festgelegt sind.
Vorteile:
- Regelmäßige Zinszahlungen
- Höhere Sicherheit als Aktien (bei Staatsanleihen)
- Planungssicherheit durch feste Laufzeiten und Zinsen
Nachteile:
- Niedrigere Renditen als bei Aktien oder ETFs
- Inflationsrisiko
- Ausfallrisiko bei Unternehmensanleihen
Fazit: Eine solide Ergänzung zu einem diversifizierten Portfolio, jedoch allein keine Lösung für langfristige Vermögensbildung.
Sparbuch, Festgeld, ETFs? Die Mischung macht’s
Für die Vermögensbildung des Nachwuchses gibt es keine „One-Size-Fits-All“-Lösung. Eine ausgewogene Mischung aus verschiedenen Anlageklassen ist oft der beste Weg, um Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren. Während das Sparbuch und Festgeld eher für kurzfristige und sichere Anlagen dienen, bieten ETFs und Aktien langfristig höhere Renditen, allerdings mit mehr Risiko. Anleihen können das Portfolio zusätzlich absichern und regelmäßige Einkünfte bieten.
Eltern sollten sich gut informieren, gegebenenfalls einen Finanzberater hinzuziehen und die individuellen Bedürfnisse und Ziele ihrer Kinder berücksichtigen. So kann ein solides Fundament gelegt werden, das den Nachwuchs finanziell stark in die Zukunft starten lässt.
Auf der Sucher nach Antworten, bekommen die Podcasts-Hosts Birte und Martin in dieser Folge wieder kompetente Unterstützung von:
Claudia Müller: Die Ökonomin gründete und leitet seit 2017 das Female Finance Forum, das Frauen im Umgang mit Geld und nachhaltigen Investitionen weiterbildet. Zuvor studierte sie internationale VWL und Public Policy im In- und Ausland und arbeitete mehrere Jahre u.a. bei der Deutschen Bundesbank. Dort war sie für das Thema „Green Finance„ verantwortlich. Im Frühjahr 2024 veröffentlichte sie gemeinsam mit Isabel Sorg das Buch „Über Geld spricht man doch!" Darin wird beschrieben, wie Kinder spielerisch einen Umgang mit Geld lernen können.
Christian Binder: Der Hamburger ist Gründer des Startups Finstep, das eine Financial-Companion-App entwickelt hat, die Teenagern auf unterhaltsame Weise finanzielles Wissen vermittelt und gleichzeitig praktische Werkzeuge für den alltäglichen Umgang mit Geld an die Hand gibt. Die App kombiniert dabei Lernvideos mit ausgewählten Gamification-Elementen, unterstützt von eigens konzipierten Tools, die der jugendlichen Nutzerschaft helfen, ihre finanziellen Ziele zu verwirklichen. Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren sollen somit auf das Leben als finanziell selbstbestimmte Erwachsene vorbereitet werden.
Die zweite Staffel von „Expedition Investment" wird gesponsert von Xtrackers by DWS und MorgenFund.