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„Geldfrau“-Initiatorin Dani Parthum „Frauen investieren gern nachhaltig“

Finanzbloggerin Dani Parthum: „Finanzielle Eigenständigkeit ist die radikalste Form des Feminismus.“
Finanzbloggerin Dani Parthum: „Finanzielle Eigenständigkeit ist die radikalste Form des Feminismus.“ | Foto: Tom Salt/Dani Parthum

Frau Parthum, lassen Sie uns das Interview mit einer klischeebelasteten Frage beginnen: Sind Frauen schlechtere Investoren als Männer?

Dani Parthum: Nein, auf keinen Fall. Sie sind sogar besser, weil Frauen nicht so rasant unterwegs sind: Männer gehen – pauschal gesprochen – höhere Risiken ein. Frauen gucken sich das erst mal an, sammeln Wissen und erst dann investieren sie. Dann halten sie in der Regel auch länger an den Investments fest. Deshalb sind die Portfolios von Frauen stabiler und renditeträchtiger.

Warum ist der Wirtschaftsbereich noch immer so männerdominiert?

Parthum: Frauen waren bis Ende der 70er-Jahre in der Bundesrepublik finanziell entmündigt: Ehefrauen durften nur einen Beruf ergreifen, wenn das mit ihren ehelichen Pflichten vereinbar war und der Ehemann konnte immer noch den Arbeitsvertrag lösen. Das ist jetzt erst 50 Jahre her und diese monetäre Sozialisation von Frauen ist entmündigend. Das holen wir gerade auf. Ganz praktisch gesehen haben Frauen auch weniger Zeit: Sie haben ihren Job, sie haben ihre Kinder.

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Parthum: Wer sich um die eigenen Finanzen kümmert, übernimmt Verantwortung für sich selbst. Diese Haltung wurde uns in früheren Jahrzehnten abgesprochen. Ich möchte die Frauen dahin begleiten, sich endlich diesen letzten Part der erwachsenen Haltung anzueignen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das können wir erst tun, wenn wir unabhängig unser Geld verdienen und eigenständig unser Vermögen aufbauen. Das ist die radikalste Form des Feminismus: die finanzielle Eigenständigkeit und Eigenermächtigung.

Inwiefern verhalten sich Frauen beim Anlegen von Geld anders als Männer?

Parthum: Frauen betonen tatsächlich eher den Sicherheitsaspekt und legen darauf Wert. Auf der anderen Seite wollen sie aber auch riskant agieren. Außerdem möchten Frauen ihre Geldanlage möglichst simpel und pragmatisch halten. Nicht alle, aber immer mehr Frauen fragen nach nachhaltigen Geldanlagen. Viele haben wirklich ein Problem damit, auch in breit gestreute ETFs zu investieren, weil sie dadurch Anlegerinnen an unethisch arbeitenden Unternehmen werden wie Apple, Nestlé oder Waffenhersteller.

Sollte man angesichts einer drohenden Wirtschaftskrise jetzt überhaupt Geld anlegen?

Parthum: Vor dem Investment kommen immer noch drei andere Schritte: Wir müssen wissen, wo unser Geld hinfließt, und brauchen stabile Spar-Raten, Schuldenfreiheit und einen Sicherheitspuffer von etwa drei bis fünf Nettomonatsgehältern auf einem Tagesgeldkonto. Erst dann investieren wir. Einfach mal so investieren geht in der Regel schief, weil dann die Waschmaschine kaputtgeht, oder ich verliere doch meinen Job und dann brauche ich meine Reserven, die aber in Aktien liegen und vielleicht nur mit Verlusten zu verkaufen sind. Dann habe ich ein finanzielles Problem. Also, zuerst das Fundament schaffen und dann gern auch in Krisenzeiten investieren.


Über die Interviewte:
Dani Parthum ist Journalistin und bietet außerdem Finanz-Coaching für Einzelpersonen und für Firmen an. Seit 2017 betreibt sie den Internet-Blog Geldfrau.de.

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